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Jodel: Wieso sich ein Blick auf das junge Netzwerk lohnt

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Wie können Werbungtreibende von Jodel profitieren? (Foto: Screenshot / YouTube)
geschrieben von Lars Stark

Sixt und Netflix machen es vor: Auch auf einer anonymen Plattform lässt sich effizient Werbung schalten. Die Rede ist dabei von der Studenten-App Jodel. Wir erklären, was das junge Netzwerk ausmacht und welche Werbemöglichkeiten es gibt.

Wer den Begriff „Jodeln“ vor allem nur mit dem Almöhi und seinen Freunden verbindet, kann nun eine weitere Bedeutung ins innere Lexikon aufnehmen. Denn wer jetzt von Jodel spricht, meint unter Umständen nicht mehr die jahrhundertealte Kommunikationsform der Alpenländer, sondern schlichtweg eine soziale Plattform.

Das gleichnamige deutsche Start-up avancierte schnell zu einem der beliebtesten Social-Media-Netzwerke Europas. Werbung gegenüber blieb die Plattform jedoch lang verschlossen – bis jetzt.

Was war Jodel noch mal genau?

Kurz zusammengefasst: Bei Jodel handelt es sich um ein im Jahr 2014 von Alessio Avellan Borgmeyer gegründetes soziales Netzwerk. Nicht mehr und nicht weniger.

Bei einem genaueren Blick werden schnell die Besonderheiten klar, die Jodel momentan zu einer der beliebtesten sozialen Plattformen Deutschlands machen. Und nicht nur in Deutschland: Auch in Ländern wie Schweden und Saudi-Arabien verzeichnet das Netzwerk ein signifikantes Nutzer-Wachstum.

In nackten Zahlen bedeutet dies:

  1. Eine Million erstellte Jodel pro Tag.
  2. Neun Mal täglich öffnen die Nutzer die App.
  3. Im Durchschnitt verbringen die Nutzer 30 Minuten täglich auf Jodel.

Das wirklich Besondere an Jodel ist jedoch die Zusammensetzung der Nutzerschaft. Der Großteil – 95 Prozent – erstreckt sich über eine Altersspanne von 18 bis 26 Jahren, wobei 70 Prozent davon aus Studenten bestehen. Die Plattform birgt somit eine ungewöhnlich hohe, potenzielle Zielgruppe aus Akademikern.

Also genau die Zielgruppe, die später über ein höheres Durchschnittseinkommen verfügt und sich laut CEO Avellan Borgmeyer genau in der Lebensphase befindet, die prägenden Einfluss auf ihr späteres Konsumverhalten haben wird.

Weitere 28 Prozent der Nutzerschaft bestehen aus Young Professionals, die nicht minder attraktiv für Werbungtreibende sein dürften.

Das Prinzip des Netzwerks selbst ist ziemlich simpel. Nutzer posten einen Text oder ein Bild – ein sogenannter Jodel – auf eine digitale Pinnwand woraufhin andere Nutzer reagieren können. Jeder Jodel kann zusätzlich mit Hashtags versehen werden, die ihm eine zusätzliche Bedeutung geben können. Das sind zum Beispiel:

  • #jhj = Jodler hilft Jodler: Ein Hashtag, der immer dann verwendet wird, wenn die Community sich gegenseitig dazu aufruft, einander durch sinnvolle Kommentare zu helfen.
  • #wudel: Geht einem Nutzer etwas ordentlich gegen den Strich, kann er seinem Ärger mithilfe eines #wudel Luft machen.
  • #paulaner: Abgeleitet von den berühmten „Geschichten aus dem Paulaner Garten“ findet dieser Hashtag immer dann Verwendung, wenn ein Jodel offensichtlich erfunden war.

Farbkodierungen bringen noch eine zusätzliche Meta-Ebene ins Spiel. So müssen zum Beispiel #wudel einfach immer rot sein.

Ok, doch was macht Jodel jetzt so besonders?

Zugegeben, die oben genannten Punkte erklären nur unzureichend, was Jodel eigentlich ausmacht. Im Wesentlichen sind es jedoch zwei Aspekte: Anonymität und Hyperlokalität.

Anonymität

Bei Jodel tritt tatsächlich jeder Nutzer anonym auf. Jeder Jodel wird ohne Namen oder sonstige Bestimmungskriterien abgesetzt. Lediglich ein “OJ” (Original Jodler) kennzeichnet den Urheber der einzelnen Jodel.

Es braucht nicht mal ein Profil, um losjodeln zu können. Lediglich ein paar wenige Fragen zum Alter, Geschlecht sowie zum Standort und beruflichen Status müssen die Nutzer beantworten, um beizutreten.

Und das ist tatsächlich eines der zentralen Alleinstellungsmerkmale von Jodel: Ein schneller Einstieg ins soziale Netzwerken, ohne Angst haben zu müssen, ein verpatzter Text oder ein misslungenes Bild fallen negativ aufs eigene Profil zurück.

Hyperlokalität

Eine weitere Besonderheit von Jodel ist die Hyperlokalität. Jeder Jodler sieht lediglich die Jodel, die in einem Umkreis von zehn Kilometern abgesetzt wurden. Ist man also unterwegs, sagen wir zum Beispiel als Berliner in Hamburg, sieht man vor Ort die Jodel aus Hamburg und kann mit der dortigen Community agieren.

Wieso sollte ich auf Jodel werben?

Ja, Jodel ist anonym. Was jedoch keineswegs bedeutet, die gewünschte Zielgruppe ließe sich nur unzureichend gezielt ansprechen!

Laut Gründer und CEO Avellan Borgmeyer können Nutzer auf der Plattform hervorragend nach Alter, Geschlecht, Beruf und Standort getargetet werden. Zusätzlich gibt es einzelne, interessensbasierte Channels, die noch weitere Targeting-Möglichkeiten bieten.

Nehmen wir also an, ein lokales Autohaus einer großen Automarke bekommt neue Modelle geliefert und möchte diese mittels Probefahrten und ordentlichen, Studenten-gerechten Rabatten an Mann und Frau bringen.

Mithilfe von Jodel lässt sich die Aktion gezielt lokal – also ohne große Streuverluste – bewerben. Zusätzlich können hohe Click Through Rates (CTR) und Interaktionsraten von bis zu 80 Prozent ihren Teil zum Erfolg der Aktion beitragen.

Als Beispiel hierzu lässt sich Sixt heranziehen. Die Pullacher Autovermietung warb kürzlich über die Plattform im Großraum München für ihr Angebot. Dabei hat sie einiges richtig gemacht.

Mit dem bekannten Meme „BWL-Justus“ und dem Slogan „Fahr wie ein Justus, zahl wie ein Kevin“ zeigte sie nicht nur, dass sie verstanden hat, wie die richtige Ansprache aussehen muss, sondern bediente sich auch eines Memes, das auf der Plattform groß geworden ist.

Matthias Stock, Social-Media-Chef bei Sixt, zeigte sich vor allem von der hohen Durchdringung und Nutzungsfrequenz in der jüngeren Zielgruppe sowie von den überdurchschnittlichen Interaktionsraten überzeugt.

Und Sixt ist kein Einzelfall. Immer mehr große Marken, wie zum Beispiel Netflix, Spotify und die Lufthansa, entdecken Jodel als Plattform, um sich einer jungen Generation zu nähern.

Doch für Geschäftsführer Borgmeyer können vor allem die lokalen Werbungtreibenden von Jodel profitieren.

Ich bin überzeugt, aber wie kann ich auf Jodel werben?

Jodel bietet zur Zeit zwei Werbeformate an.

Jodel Display

Das Jodel Display wird im Bilderfeed der App sichtbar. Vom Aussehen her erinnert es an die Story Ads, wie wir sie bereits von Instagram kennen. Unternehmen wie Spotify und Sixt haben diese Werbemöglichkeit bereits für sich genutzt, um so hochwertig produzierte Ads an ihre Zielgruppen auszuspielen.

Litfaßsäule

Die Litfaßsäule eignet sich besonders für Werbung mit lokalem Bezug.

Egal ob ein Unternehmen neue Mitarbeiter aus der Umgebung sucht, eine Modekette ihren Pop-up-Store mittels einer Drive-to-Store-Anzeige bewerben möchte oder ein lokales Event die nötige Aufmerksamkeit bekommen soll: Die Litfaßsäule sorgt für die nötige Aufmerksamkeit.

Beide Werbemöglichkeiten bieten den Vorteil, dass sie von Jodel gezielt an die jeweilige Zielgruppe ausgespielt werden. Zusätzlich zeigt das soziale Netzwerk seinen Nutzern nur eine geringe Anzahl von Anzeigen – konkurrierende Einflüsse werden somit klein gehalten.

Kommt die Werbung beim User allerdings nicht gut an, kann er diese downvoten. Als Konsequenz verschwindet diese Werbung sofort und erscheint auch nicht wieder.

Fazit

Jodel ist definitiv einen Blick wert. Gerade die junge Zielgruppe aus Studenten und Akademikern macht die Plattform für Werbetreibende attraktiv und verschafft unter Umständen kleinen, lokalen Unternehmen einen Vorteil gegenüber ihren Mitbewerbern.

Doch auch für große Marken lohnt es sich, die weitere Entwicklung des sozialen Netzwerks im Blick zu behalten – oder noch besser, einfach mal die verschieden Möglichkeiten auszutesten.

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Über den Autor

Lars Stark

Lars Stark ist Gesellschafter und Geschäftsführer der Buddybrand GmbH. Der 35-Jährige verantwortet dort die Bereiche Content und Campaigning. Buddybrand ist eine digitale Kreativagentur und begleitet internationale Markenunternehmen wie STABILO, Microsoft oder Disney durch den digitalen Wandel.

2 Kommentare

  • „Es braucht nicht mal ein Profil, um losjodeln zu können. Lediglich ein paar wenige Fragen zum Alter, Geschlecht sowie zum Standort und beruflichen Status müssen die Nutzer beantworten, um beizutreten.“

    Allein das ist für mich schon aus Ausschluss Kriterium

    • @Tealk dort könnte man auch irgendwelche Fantasieangaben machen. Viel entscheidender ist, dass Jodel mittlerweile auf die Phone ID zugreift, was das ganze nicht mehr ganz so anonym macht.

      Allerdings steht der Screenshot bereits für ein Jodel, was Jodel mittlerweile nicht mehr ist. Die „Kackbratze“ dürfte kaum die Moderation überstehen, auch wenn es spaßig gemeint ist, denn Ironie und Sarkasmus wurde quasi in dieser Plattform abgeschafft.

      Die immer weitere Verschärfung der Guidelines und die Abkehr von der früheren Zielgruppe Studenten führt dazu, dass der Content nur noch aus unoriginellem geistlosem 0815-Kram besteht. Das war früher zum großem Teil auch bereits, aber nun besteht es ausschließlich davon. Mein Eindruck ist der, dass die frühere Zielgruppe der Studenten stark zurückgegangen ist bzw. rückläufig ist. Schaut euch die Bewertungen der letzten Monate im PlayStore an. Der Trend verrät nichts Gutes.