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Lightning-Anschluss adé? Welche Vor- und Nachteile hätte ein kabelloses iPhone?

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Kommt 2021 das erste iPhone ohne Lightning-Anschluss? (Foto: Pixabay.com / kewei0219)
geschrieben von Vivien Stellmach

Wie sieht die Zukunft des Smartphones aus? Wenn es nach Apple geht: kabellos. Das Unternehmen plant für 2021 offenbar, ein iPhone ohne Lightning-Anschluss herauszubringen. So könnte das Erfolgsmodell Wearables noch auf sich warten lassen. Die möglichen Vor- und Nachteile im Überblick.

Samsung-Chef DJ Koh hatte erst kürzlich die Behauptung aufgestellt, dass unsere Smartphones in fünf Jahren schon wieder Geschichte sind.

Der südkoreanische Hersteller hatte nämlich sein neues Galaxy Fold überschätzt. Samsung wollte das erste faltbare Smartphone ursprünglich im April 2019 auf den Markt bringen. Doch bei zahlreichen Rezensenten ging das Gerät nach wenigen Tagen kaputt.

Koh sagte daraufhin, dass Smartphone-Hersteller grundsätzlich an ihre Grenzen kommen würden – und das Smartphone-Aus deshalb unmittelbar bevor stehe, weil Wearables die Zukunft seien.

Apple plant offenbar iPhone ohne Lightning-Anschluss

Nun scheint Apple dem offenbar ein neues Konzept entgegenzusetzen: Das Unternehmen aus Cupertino plant laut einem Bericht von 9to5Mac, schon 2021 ein kabelloses iPhone ohne Lightning-Anschluss herauszubringen.

Die Seite beruft sich dabei auf eine Prognose von Apple-Analyst Ming-Chi Kuo. Dessen Vorhersagen gelten in der Technologie-Branche in der Regel als sehr zuverlässig.

Kuo sagt, dass zunächst 2020 fünf neue iPhones kommen. Konkret spricht er von einem 4,7 Zoll großen Modell mit LC-Bildschirm und einer einfachen Kamera, das als iPhone SE 2 im ersten Halbjahr 2020 erscheinen soll.

Außerdem erwartet er vier weitere OLED-Modelle, die alle 5G unterstützen und entsprechend teuer sein sollen. Davon sollen zwei Geräte 5,4 und 6,1 Zoll groß und mit Dual-Kameras ausgestattet sein. Die anderen beiden sollen 6,1 und 6,7 Zoll groß sein und über Triple-Kameras verfügen.

So könnte Apples neues Flagschiff-Smartphone aussehen

2021 können laut Kuo dann nochmal zwei neue iPhones erscheinen – nämlich ein iPhone SE Plus mit 5,5 oder 6,1 Zoll und ein noch namenloses Flaggschiff-Smartphone ohne Lightning-Anschluss.

Apple würde sich mit einem solchen Gerät vom sowieso schon letzten verbliebenen Lightning-Anschluss trennen. Einen Klinkenstecker für Kopfhörer gibt es schon lange nicht mehr. Das Unternehmen liefert bei einem neuen iPhone auch Kopfhörer mit Lightning-Anschluss mit.

In der Vergangenheit konnte man sich über diese Entscheidung schon ärgern. Die Klinkenbuchse hatte schließlich nicht gestört, stattdessen war man flexibel in seiner Kopfhörer-Auswahl. Mittlerweile muss man entweder Apples mitgelieferte Kopfhörer oder kabellose Bluetooth-Modelle verwenden.

Die Vor- und Nachteile: iPhone ohne Lightning-Anschluss

Das iPhone ohne Lightning-Anschluss würde demnach auf kabellose Kopfhörer und kabelloses Aufladen angewiesen sein. Das hat natürlich seine Vor- und Nachteile.

Bluetooth-Kopfhörer sind mittlerweile schon sehr beliebt. Apple hat mit den Airpods nun auch schon längst eigene Modelle auf den Markt gebracht. Die neuen Airpods Pro sind dank austauschbaren Stöpseln theoretisch auch für nahezu jedes Ohr geeignet.

Die spannende Frage dabei: Legt Apple dem kabellosen iPhone dann auch gleich ein Paar Airpods bei? Und wie hoch wäre der Preis für das neue Flagschiff-Smartphone dann?

Gleiches gilt für eine entsprechende Möglichkeit, das iPhone aufzuladen: Wird Apple eine Wireless-Charging-Station mitliefern oder müssen wir dieses Zubehör selbst kaufen?

Wünschenswert wäre, wenn das Unternehmen dann unterschiedliche Kaufoptionen für Nutzer anbietet, die beispielsweise auch schon über Bluetooth-Kopfhörer oder eine kompatible Ladestation verfügen.

Niedrigere Ladegeschwindigkeit beim Wireless Charging

Doch so praktisch Wireless Charging auch ist: Die Ladegeschwindigkeit ist oftmals deutlich niedriger als bei einem normalen Kabel. Viele kabellose Ladestationen verfügen nur über fünf Watt, hochwertige kommen vielleicht noch auf zehn oder etwas mehr Watt.

Das normale Apple-Netzteil hat zwölf Watt und Fast-Charger-Kabel natürlich noch mehr. Wenn Hersteller in zwei Jahren grundsätzlich noch nicht so weit sind, kabellose Alternativen ähnlich effektiv zu bauen, sollte Apple sich bis zur Veröffentlichung des neuen Flaggschiff-Smartphones selbst etwas einfallen lassen.

Ansonsten wäre das langsame Aufladen in der heutigen Zeit ein schwerwiegender Nachteil. Wireless Charger können nämlich noch nicht mit Netzteilen mithalten.

Kabellose Datenübertragung dürfte wichtiger werden

Darüber hinaus dürfte mit einem iPhone ohne Anschlüsse natürlich auch die kabellose Datenübertragung noch wichtiger werden. Die iCloud-Dienste von Apple funktionieren heute schon zuverlässig und schnell.

Doch viele Nutzer möchten ihre persönlichen Informationen aus Datenschutzgründen nicht in einer Cloud-basierten Datenbank speichern.

Wer beispielsweise Fotos und Videos von seinem iPhone auf ein anderes Gerät übertragen will, kommt ohne Kabelanschluss aber wohl nicht an einer kabellosen Datenübertragung per Bluetooth herum.

Und wie sieht es dann überhaupt mit Nutzern aus, die statt den Cloud-Diensten auf Anwendungen von Windows setzen? Stehen sie beim neuen iPhone dann in punkto Datenübertragung ganz außen vor?

Smartphones unterwegs aufladen

Eine weitere Herausforderung dürfte sein, wie wir unsere Smartphones künftig mobil aufladen. Apple verkauft zwar Smart Battery Cases, die bis zu 50 Prozent mehr Batterielaufzeit versprechen.

Doch wir können unser iPhone dann beispielsweise nicht mehr in der Deutschen Bahn an eine Steckdose anschließen und während der Fahrt bequem aufladen.

Müssen wir dann also immer einen Wireless Charger statt ein Ladekabel mit uns herumschleppen, wenn wir unser Gerät unterwegs aufladen wollen? Das wäre vielen Nutzern sicher zu umständlich.

Bis 2021 ist noch Zeit. Doch wer sich für ein iPhone ohne Lightning-Anschluss entscheiden will, sollte vorher genau abwägen, ob aus persönlicher Sicht die Vor- oder Nachteile überwiegen.

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Über den Autor

Vivien Stellmach

Vivien Stellmach war von Mai 2019 bis November 2020 Redakteurin bei BASIC thinking.

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