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Drogenhandel auf Instagram: Recherche deckt gigantisches Netzwerk auf

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Drogenhandel auf Instagram ist offenbar ein großes Problem. (Foto: Unsplash.com / kiffen)
geschrieben von Vivien Stellmach

Drogenhandel auf Instagram – kann das wirklich sein? Scheinbar ist die Facebook-Tochter ein Umschlagplatz für Kokain, LSD und Crystal Meth geworden. Und der Algorithmus soll Dealer sogar bei ihren Geschäften unterstützen. Wir sehen uns den Enthüllungsreport an.

STRG_F – das Investigativ-Team von Funk, dem digitalen Jugendprogramm von ARD und ZDF – hat einen Enthüllungsreport zum Drogenhandel auf Instagram veröffentlicht.

Demnach nutzen zahlreiche Drogendealer die Plattform nicht nur, um potenzielle Kunden in Gespräche zu verwickeln, sondern auch gleich dazu, entsprechende Geschäfte abzuwickeln.

Das klingt zu absurd um wahr zu sein? Ist es aber offenbar nicht – und Instagram selbst scheint den Drogenhandel bewusst oder unbewusst sogar noch zu befeuern.

Drogenhandel auf Instagram: So läuft das Geschäft

Denn wer auf der Plattform nach Drogen-Inhalten sucht, bekommt natürlich erstmal entsprechende Suchanfragen angezeigt. Laut dem Enthüllungsbericht soll der Instagram-Algorithmus nach mehreren Anfragen aber dann auch immer mehr Drogen-Accounts vorschlagen.

Die STRG_F-Redaktion hat den Selbsttest gemacht und bei zehn willkürlichen Drogendealern per Direktnachricht eingekauft – juristisch überwacht natürlich. Je mehr STRG_F mit Drogen-Inhalten interagierte, desto mehr Nachrichten habe die Redaktion auch von Dealern erhalten.

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Ist es wirklich so leicht, über Instagram an Drogen zu kommen? (Foto: Screenshot / YouTube)

Unter anderem soll sie dabei sogar an Kokain, LSD und Crystal Meth gekommen sein. Die Drogen wurden alle per Post oder Kurierfahrer zugestellt.

Um zu überprüfen, ob die Drogen auch echt und wirksam sind, hat STRG_F sich an die Medizinische Hochschule Hannover gewandt. Und deren Erstuntersuchung sei auch positiv ausgefallen.

Facebook-Sprecher: „Drogenhandel auf Instagram ist verboten“

Facebook selbst kann sich diesen Enthüllungsbericht natürlich nicht einfach gefallen lassen. Ein Sprecher habe auf eine redaktionelle Anfrage von STRG_F geantwortet, dass Drogenhandel auf Instagram verboten sei.

Die Plattform entferne Inhalte, sobald entsprechende Mitarbeiter sie finden. So sollen zwischen Januar und März 2020 insgesamt 1,3 Millionen Inhalte entfernt worden sein, die „im Zusammenhang mit Drogenverkäufen“ standen.

95 Prozent davon will Instagram auch proaktiv gefunden haben, bevor sie jemand gemeldet habe. Zudem investiere die Plattform in Technologien und in die Zusammenarbeit mit Sicherheitsexperten.

STRG_F hat diese Aussagen zumindest zum Teil widerlegt. Von zehn Accounts, bei denen die Redaktion bestellt habe, sollen lediglich zwei gelöscht worden sein. Die anderen dürfen scheinbar uneingeschränkt weiter Drogen anbieten und verkaufen.

Ist Instagram gefährlicher als wir denken?

Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass Instagram mit gleich mehreren Problemen zu kämpfen hat. Sex-Bots kommentieren unkontrolliert Beiträge. Zudem haben kürzlich Studien auch belegt, dass der Instagram-Algorithmus offenbar nackte Influencer mit erhöhter Reichweite belohnt.

Und nun kommt also auch noch ans Tageslicht, dass Drogenhandel auf Instagram aktiv stattfindet. Was ist nur los auf der Plattform?

Eigentlich müsste man meinen, dass Drogenhandel in versteckteren Ecken des Internets praktiziert wird. Aber in einem sozialen Netzwerk wie Instagram, auf dem auch zahlreiche minderjährige Nutzer unterwegs sind?

Facebook dürfte sich schleunigst etwas einfallen lassen müssen, um den Drogenhandel auf Instagram zu beseitigen. Dabei reicht es eben nicht, sich auf technische Strukturen zu verlassen.

Vielmehr muss das Netzwerk die relevanten Personen individuell identifizieren, persönliche Accounts sperren und auch die Such- und Follow-Vorschläge des Algorithmus beschränken. Andernfalls könnte das Image der Plattform einen sehr großen Schaden nehmen.

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Über den Autor

Vivien Stellmach

Vivien Stellmach war von Mai 2019 bis November 2020 Redakteurin bei BASIC thinking.