Marketing Technologie

Warum iOS 14 die Werbebranche von Grund auf verändert

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iOS 14 kommt im Herbst 2020 und wird die Werbebranche umkrempeln. (Foto: Unsplash.com / thombradley)
geschrieben von Vivien Stellmach

Wenn iOS 14 kommt, deaktiviert Apple das voreingestellte Tracking. Facebook und Co. müssen um Erlaubnis bitten, wenn sie unsere Daten zu Werbezwecken verwenden und weitergeben möchten. Wird das Update die Werbebranche also von Grund auf verändern? Eine Analyse.

Apple hat schon eine Vorschau für iOS 14 veröffentlicht. Das neue Betriebssystem soll voraussichtlich im Herbst 2020 kommen und „alles noch hilfreicher und persönlicher“ machen.

Uns erwarten zum Beispiel neue Widgets, die uns mehr Informationen auf einen Blick geben. Eine neue App-Mediathek soll unsere Apps automatisch in einer benutzerfreundlichen Ansicht organisieren. Und eine Bild-in-Bild-Funktion lässt uns Videos weiter ansehen, wenn wir gleichzeitig eine andere App benutzen wollen.


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Nutzer können sich also getrost auf das neue Betriebssystem freuen – ganz anders als die Werbebranche, weil iOS 14 noch weitere, sehr wichtige Neuerungen mit sich bringt.

iOS 14: Apps müssen Erlaubnis zum Werbe-Tracking einholen

Apple verschärft nämlich den Datenschutz erheblich und schaltet das automatische Werbe-Tracking ab. Das heißt: Apps müssen sich jetzt erstmal die Erlaubnis von Nutzern einholen, wenn sie Daten zu Werbezwecken sammeln, verwenden und weitergeben möchten.

Apple selbst nimmt sich von dieser Regelung aus. Seiner hauseigenen Werbeplattform ist es weiterhin erlaubt, uns zu tracken und personalisierte beziehungsweise interessenbezogene Werbung auszuspielen. Das berichten laut Heise Entwickler, die Zugriff auf die Beta-Version von iOS 14 haben.

Nun fürchtet die Werbebranche natürlich, dass viele Nutzer das Tracking ablehnen und sie somit deutlich weniger personalisierte Werbung ausspielen können als bislang.

Dem britischen Wirtschafts- und Finanz-Nachrichtensender CNBC erklärte Facebook auch schon, dass das iOS-Update zu einem Einbruch seines sogenannten Audience-Network-Werbegeschäfts führen könnte – und zwar um ganze 50 Prozent.

Facebook schlägt Alarm

Mit dem Audience Network von Facebook können Entwickler in ihren Apps Werbung schalten. Diese wird auf Grundlage der Daten ausgespielt, die Facebook von seinen Nutzern gesammelt hat.

Und um diese Daten zu sammeln, konnten Facebook und Co. bislang die von Apple bereitgestellte IDFA nutzen. Dabei handelt es sich um eine Identifikationsnummer für Nutzer von Apple-Geräten.

Über sie konnten Werbungtreibende einsehen, ob eine Werbekampagne zum Beispiel dazu geführt hat, dass ein Nutzer eine bestimmte App installiert hat.

Dieser Identifier von Apple soll mit iOS 14 nun abgeschaltet werden. Nutzer müssen ihn für jede App manuell aktivieren, wenn sie möchten, dass entsprechende Anwendungen ihre Daten tracken.

Zusammengefasst kann das neue Betriebssystem das Werbe-Tracking von Nutzerdaten also massiv einschränken.

Inwieweit kann iOS 14 die Werbebranche verändern?

Es sieht also ganz danach aus, als würde iOS 14 ein wahrer Segen für Nutzer und eine echte Bedrohung für Werbungtreibende darstellen.

Bislang war das Werbe-Tracking immerhin ein extrem lukratives Geschäftsmodell. Facebook und Co. waren extrem abhängig davon, um Werbung auszuspielen und letztendlich Gewinn zu machen.

Hinzu kommt, dass viele Nutzer sich nicht einmal bewusst waren beziehungsweise sind, wie wertvoll ihre Daten sind. Und vor allem, dass ihre Daten getrackt und dazu genutzt werden, ihnen interessensbezogene Werbung auszuspielen.

So gesehen, war das Werbe-Tracking also schon immer moralisch eher bedenklich. Und wenn die Werbungtreibenden es nicht schaffen sollten, Nutzer aktiv darauf hinzuweisen und zu überzeugen, die Funktion wieder zu aktivieren, müssen sie sich etwas ganz Neues einfallen lassen.

Die Werbebranche scheint also vor einer grundlegenden Veränderung zu stehen – wie auch immer diese letztendlich aussehen wird.

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Über den Autor

Vivien Stellmach

Vivien Stellmach war von Mai 2019 bis November 2020 Redakteurin bei BASIC thinking.