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Signal kommt nach Tweet von Elon Musk bei neuen Nutzeranfragen nicht hinterher

Signal Messenger
Signal stellt invasive Werbestrategien von Facebook bloß. (Foto: Screenshot / Instagram)
geschrieben von Marinela Potor

Elon Musk empfiehlt spontan in einem Tweet den Messenger „Signal“ als WhatsApp-Alternative – und die neuen Nutzerregistrierungen gehen ab. 

Elon Musk ist kein großer Fan von Facebook. Das kann man durchaus so sagen, nachdem der Chef von Tesla und SpaceX in einer seiner radikalen Twitter-Aktionen 2018 die Konten beider Unternehmen von Facebook löschte.

Heute kommt nun der nächste Schlag gegen Facebook. Elon Musk empfiehlt seinen Followern nämlich auf Twitter: „Nutzt Signal“.

Nutzer verärgert über neue Datenschutzrichtlinien

Signal ist wie auch WhatsApp ein Messenger-Service, der sich auch durch seine sichere Verschlüsselungstechnologie einen Namen gemacht hat.

WhatsApp, das seit 2014 zur Facebook-Unternehmensgruppe gehört, hat nun mit einem Update zu seinen Datenschutzrichtlinien für Empören unter Nutzern gesorgt.

Dabei geht es insbesondere um den geplanten regeren Austausch von Nutzer-Metadaten zwischen WhatsApp und dem Mutterkonzern Facebook, den WhatsApp in seinen neuen Richtlinien ankündigt.

Dieser Austausch betrifft zwar explizit nicht die Daten von Nutzern aus der Europäischen Union. Diese darf WhatsApp weiterhin nicht für Werbezwecke oder zur Verbesserung des Dienstes an Facebook schicken, wie ein WhatsApp-Sprecher nochmals ausdrücklich betonte.

Doch Nutzer aus anderen Ländern sind erbost und WhatsApp-Nutzer fragen sich generell, warum WhatsApp wirklich so viele Metadaten sammeln muss.

Denn welchen Umfang der Datenhunger von WhatsApp hat, wurde jetzt in einem iMessage-Update von Apple deutlich. Als Teil der neuen Datenschutz-Labels von Apple können Nutzer nun nämlich im App Store sehen, welche personifizierten Daten eine App sammelt.

Im Vergleich zu anderen Diensten, ist die Liste bei WhatsApp sehr viel länger. Wenn man weiß, dass andere Messenger wunderbar ohne diese Daten funktionieren, stellt sich dann die durchaus berechtigte Frage: Wozu braucht WhatsApp all diese Metadaten?

WhatsApp sammelt zwar schon lange umfangreiche Nutzerdaten. Vielen Anwendern wurde dies aber erst durch das Apple-Update so wirklich klar.

Und: Im direkten Vergleich zu anderen Messengern wird auch sehr deutlich, dass WhatsApp wesentlich mehr personifizierte Daten sammelt als nahezu alle anderen Messenger-Dienste – mit einer Ausnahme… dem Facebook-Messenger.

Darum empfiehlt Elon Musk den Signal-Messenger

Mitten in dieser Debatte mischte sich nun Elon Musk mit seinem Tweet ein. Seine Empfehlung verbreitete sich wie ein Lauffeuer und plötzlich wollten so viele Menschen den Signal-Messenger herunterladen, dass das Unternehmen mit den Anfragen nicht mehr hinterherkam.

Signal hatte zwischenzeitlich sogar Probleme, die Verifizierungscodes an neue Nutzer zu verschicken und entschuldigte sich dafür auf Twitter. Eine Stunde später war das Problem aber wieder behoben.

Signal ist natürlich nicht die einzige WhatsApp-Alternative. Auch Threema und Telegram gelten als extrem sichere Messenger. Es mag aber das Apple-Update gewesen sein, dass Elon Musk dazu bewegte, ausgerechnet diesen Messenger zu empfehlen. Denn laut Apple-Daten-Label sammelt Signal gar keine personalisierten Daten von seinen Nutzern.

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Signal legt offenbar mehr Wert auf die Privatsphäre seiner Nutzer als WhatsApp. (Foto: Screenshot / Twitter)

Nutzer können mit Messenger-Wahl Signal setzen

Ob Elon Musks Tweet einen nachhaltigen Effekt auf die Nutzerzahlen von Signal und WhatsApp haben wird, wird sich zeigen. Noch im September war Signal mit seinen zehn Millionen Nutzern ein „Zwerg-Messenger“ im Vergleich zu WhatsApp mit zwei Milliarden Nutzern.

Doch Nutzer weltweit sorgen sich immer mehr um ihre Privatsphäre und schätzen die hohen Sicherheitsstandards von Messengern wie Signal.

Sogar US-Politiker nehmen derzeit die großen Tech-Konzerne und insbesondere Facebook auseinander, weil sie befürchten, dass das soziale Netzwerk mit seinen Massen an Nutzerdaten zu viel Macht haben könnte.

Bis sich aber gesetzlich etwas ändert, kann es dauern und bis dahin haben Nutzer ihre Privatsphäre auch selbst in der Hand.

Denn letztlich können sie entscheiden, welchen Diensten sie vertrauen wollen. Und WhatsApp und Facebook können schließlich auch nur dann Daten sammeln, wenn Menschen ihre Dienste auch nutzen.

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Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.

4 Kommentare

  • Telegram gilt ganz sicher nicht als sicherer Messenger! Normale Chats sind dort sogar unverschlüsselt. Dass ist schlimmer als bei WhatsApp!

    • Du meinst bestimmt, dass die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung nicht als Default-Einstellung kommt, sondern, dass man es auswählen muss. Das stimmt. Mit den „Geheimchats“ hast du dann aber die sichere Verschlüsselung und kannst sie auch in den „Selbstzerstörermodus“ setzen. Wenn man das einstellt, ist der Messenger sehr sicher – und wird deshalb z.B. auch gerne bei Protestbewegungen in Ländern mit autoritären Regimes genutzt.

  • Ich habe Signal auf meinem Handy und sehe ein paar Probleme, die vermutlich viele davon abhalten, den Messenger täglich einzusetzen (genau 2 aktive Kontakte im Ggs. zu vielen Dutzenden bei Telegram):
    Persönliche Erfahrung: Umstieg auf neues Handy, Signal lehnt das eigene Backup ab und ich verliere alle Chatverläufe.
    Irgendwann später: Desktop-Client installiert. Dieser sagt mir: alle Nachrichten vor der Kopplung werden nicht geladen, aus Sicherheitsgründen. Da lässt Signal dem Nutzer auch keine Wahl, ob er das so möchte. Sicherheit hin oder her. Ich habe am Desktop nur ein Fragment des gesamten Verlaufs und kann das auch nicht ändern.
    Spiele ich in Telegram ein Audio ab, merkt es sich die Position und nach dem Ende spielt es das nächste Audio ab. Ist also durchaus für Hörbücher geeignet. Signal startet beim nächsten Aufruf immer von vorne und stoppt am Ende der Audiodatei. Da ich gewöhnt bin, wie Telegram funktioniert, empfinde ich schon WhatsApp als unpraktisch und Signal hat wirklich noch einen weiten Weg zur Benutzerfreundlichkeit vor sich.
    Cloud wie in Telegram gibt es nicht, dafür wohl auch keine Daten im Netz, die irgendwer lesen könnte. Altes Problem: Komfort oder Sicherheit. Auch im Jahr 2021 bleibt das wohl ein Widerspruch. Pavel Durov scheint ein vertrauenswürdiger Idealist zu sein und seine Taten sprechen für sich. Wenn es nur um einen verschlüsselten Datenaustausch geht, weil kritisch, dann Signal oder Threema. Wenn es um unkritische Unterhaltungen und Datenaustausch geht, hat sich Telegram sehr gut im Alltag bewährt und da es offenbar vielen auch so geht, sehe ich immer mehr Leute, die ich kenne, zu Telegram kommen. Und viele davon werden aktive Kontakte. Wer glaubt, dass es nur Extreme auf Telegram gibt, hat es wohl kaum ausprobiert? Ist einfach ein Werkzeug. Man könnte genausogut sagen: Lasst uns das Internet abschalten! Da gibt es lauter rechte, extreme Webseiten! Lasst uns das Geld abschaffen, das führt nur zu reich und arm! Und lasst uns die Küchenmesser verbieten, denn da sind schon Leute umgekommen oder haben sich schwer verletzt. Alle Autos von der Straße, denn Autofahren geht womöglich tödlich aus. Wohin soll das führen? Ich finde, ein Messenger sollte auch nicht gesperrt oder angeprangert werden, nur weil er lediglich illegale Inhalte entfernt anstatt Inhalte, die von der einer vorherrschenden Meinungen abweichen. Ich finde, Telegram hat noch einen Weg vor sich, um die Sicherheit von Signal zu erreichen, aber die Programmierer waren erfolgreich, einen Messenger zu entwerfen, der von der Handhabung gefällt. Ich hoffe, dass Signal sich in dieser Hinsicht einiges von Telegram abschaut, damit es noch mehr Nutzer gewinnen kann.

    • Das ließe sich aber theoretisch auch sehr einfach lösen, indem man als Nutzer auf Signal einfach die Optionen zum Back-up aktiv auswählen könnte. Signal muss ja als Unternehmen trotzdem nicht selbst diese Daten nutzen (z.B. für Marketingzwecke), sodass man Komfort mit Sicherheit gut kombinieren könnte. Ist natürlich die Frage, ob Signal das anbieten möchte. Im Prinzip ist es ja eher ein Vorteil für Nutzer als ein Nachteil, dass sie viele Messenger-Alternativen haben, wenn man sich über all die Details im Klaren ist.

      P.S. Nicht alle teilen deine Meinung zu Pavel Durov 😉