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Amazons geheime Twitter-Armee

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Amazons geheime Twitter-Armee (Foto: unsplash.com/ Ravi Sharma).
geschrieben von Fabian Peters

Amazon ist einer der größten Arbeitgeber weltweit. In puncto Arbeitsbedingungen steht der Konzern jedoch immer wieder in der Kritik. Ein geleaktes Dokument enthüllt nun die Existenz einer geheimen Twitter-Armee, die das Unternehmen gegenüber Kritikern verteidigt.

In den USA engagieren sich derzeit zahlreiche Amazon-Angestellte für die Gründung einer Gewerkschaft. Was in Europa Gang und Gäbe ist, käme in den Vereinigten Staaten einer Revolution gleich.

Zwar ist Amazon nach Walmart der zweitgrößte Arbeitgeber in den USA, doch eine Gewerkschaft gibt es dort bislang nicht.

Auch hierzulande hagelt es für den Online-Riesen regelmäßig Kritik. Vor allem die Arbeitsbedingungen in den Versandzentren werden kritisiert.

Mit über 20.000 Festangestellten gilt Deutschland dabei als wichtigster Auslandsmarkt für den US-amerikanischen Versandhändler.

Amazon ist gegen die Gründung einer Gewerkschaft

Doch während Amazon-Mitarbeiter in Deutschland und Europa durchaus in Gewerkschaften vertreten werden, hat die Amazon-Chefetage in jüngster Vergangenheit immer wieder durchblicken lassen, dass sie im Heimatland nicht viel von der Gründung einer Gewerkschaft hält.

Eine erst kürzlich erfolgte Abstimmung wollte der Konzern bis zuletzt verhindern, beziehungsweise verschieben.

Amazon ist der Meinung bereits faire Löhne zu zahlen und angemessene Arbeitsbedingungen geschaffen zu haben. Eine Gewerkschaft sei deshalb nicht vonnöten.

Codename „Veritas“: Amazons geheime Twitter Armee

Das sehen viele anders. Auf Twitter und in anderen sozialen Medien wird Amazon in puncto Arbeitsbedingungen mitunter scharf kritisiert. Wie ein vor Kurzem geleaktes Dokument belegt, hat der US-Konzern unter dem Decknamen Veritas bereits im Jahr 2018 eine Gegenoffensive gestartet.

Ein nach bestimmten Auswahlkriterien berufenes und geschultes Personal bildet seither schier eine ganze Twitter-Armee, die den Konzern um Gründer Jeff Bezos online verteidigen soll.

Wie Business Insider berichtet, habe Amazon viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor allem aufgrund ihres „großartigen Sinnes für Humor“ eingestellt. Das besagte Dokument beinhaltet zudem Beispiele dafür, wie die sogenannte Twitter-Armee auf Kritik reagieren kann.

Da zahlreiche Accounts unter dem Codenamen Veritas mit dem Amazon-Logo sowie dem Namenszusatz @AmazonFC versehen sind, wurden sie von vielen zunächst für Bots gehalten. Dieser Verdacht konnte sich jedoch nicht erhärten.

Vor Kurzem sind allerdings etliche Accounts in Erscheinung getreten, die Amazon auf Twitter verteidigen und sich im Endeffekt tatsächlich als Bots herausgestellt haben. Wer dafür verantwortlich ist, ist bisher noch unklar.

Fake-Accounts verteidigen Amazon auf Twitter

Im Kampf gegen seine Kritiker bekommt Amazon von nun eben jenen Accounts unerwartet Unterstützung. In der Nacht vom 29. auf den 30. März machten zahlreiche Twitter-Accounts von mutmaßlichen Amazon-Angestellten Stimmung gegen die Gründung einer Gewerkschaft.

Das Problem: Im Gegensatz zur Twitter-Armee, die unter dem Decknamen Veritas agiert, handelt es sich dabei zweifellos um Fake-Accounts. Zwar beinhalten die zwielichtigen Accounts ebenso den Namenszusatz @AmazonFC, jedoch handelt es sich bei den Profilbilder nachweislich um Stockfotos und geklaute Identitäten.

Laut einem offiziellen Amazon-Sprecher habe der Konzern jedoch nichts mit den Profilen zu tun. Twitter habe man bereits auf die Situation hingewiesen.

Zwar hat der Kurznachrichtendienst etliche Accounts bereits gelöscht oder gesperrt, doch wer dahinter steckt ist nach wie vor unklar.

Würde Amazon, der zweitgrößte Arbeitgeber in den USA tatsächlich zu so einem banalen Trick greifen um seine Angestellten zu unterwandern?

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Über den Autor

Fabian Peters

Fabian Peters ist seit Januar 2022 Chefredakteur von BASIC thinking. Zuvor war er als Redakteur und freier Autor tätig. Er studierte Germanistik & Politikwissenschaft an der Universität Kassel (Bachelor) und Medienwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin (Master).