Social Media

Externe können verschlüsselte WhatsApp-Nachrichten mitlesen

Messenger, WhatsApp, Signal, Telegram, Datenschutz, Datenschutz bei WhatsApp, WhatsApp Verschlüsselung, WhatsApp-Verschlüsselung, WhatsApp Nutzungsbedingungen
Unsplash.com / Adem AY
geschrieben von Maria Gramsch

WhatsApp ist weltweit beliebt und wirbt gern mit der eigenen Sicherheit durch Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Doch wie eine Recherche nun offenlegt, gibt es trotzdem Fälle, in denen Externe Nachrichten mitlesen können.

WhatsApp ist eine der wohl bekanntesten Messenger-Apps. Weltweit vereint die Facebook-Tochter rund zwei Milliarden monatlich aktive Nutzer:innen auf sich.

Auch die Statista Global Consumer Survey in Deutschland zeigt ein klares Bild. Hier haben 90 Prozent der Befragten auf die Frage „Welche Messenger nutzen Sie regelmäßig?“ mit „WhatsApp“ geantwortet.

Den zweiten Platz belegt der Facebook Messenger mit nur 38 Prozent. Gefolgt von Skype, Telegram, Discord und Snapchat mit jeweils weniger als 20 Prozent.

Wie sicher ist die WhatsApp-Verschlüsselung wirklich?

WhatsApp ist beliebt und hat mit seiner Ende-zu-Ende-Verschlüsselung einen scheinbar sicheren Raum für die private Kommunikation geschaffen.

Doch die Behauptung von Mutter-Konzern Facebook, niemand könne WhatsApp-Nachrichten lesen, ist laut Recherchen des US-Magazins Pro Publica nicht ganz zutreffend.

Öffnest du einen Chat bei WhatsApp erscheint sogar eine Nachricht, die auf die Verschlüsselung hinweist und noch einmal klarstellen soll, dass niemand mitliest:

Nachrichten und Anrufe sind Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Niemand außerhalb dieses Chats kann sie lesen oder anhören, nicht einmal WhatsApp.

Es stimmt zwar, dass deine Chats so verschlüsselt sind, dass sich niemand einhacken und sie mitlesen kann. Jedoch ist das nur die halbe Wahrheit.

Externe Moderatoren lesen WhatsApp-Nachrichten mit

Wird nämlich ein Chat wegen anstößiger Inhalte gemeldet, werde die Verschlüsselung aufgehoben, berichtet Pro Publica weiter. Dazu gehören unter anderem Spam, politische Hassrede, Fake News und Kinderpornografie. Dann prüfe zunächst eine Künstliche Intelligenz den Inhalt. Im Anschluss folgt die Überprüfung durch Inhalte-Moderator:innen.

Diese seien allesamt extern und nicht direkt bei WhatsApp angestellt. Laut Pro Publica arbeiten sie von Texas, Dublin oder Singapur aus und sind unter anderem bei der Unternehmensberatung Accenture angestellt. Ihr Einstiegslohn soll rund 14 Euro die Stunde betragen.

Auch bekommen diese externen Prüfer:innen nicht nur die gemeldete Nachricht zu lesen. „WhatsApp legt zwar offen, dass man die letzten paar Nachrichten zur Begutachtung freigibt. Wieviele es genau sind, sagt es aber nicht“, schreibt Peter Elkind bei Pro Publica.

Laut den Recherchen des US-Magazins soll es sich um fünf Nachrichten handeln, die den Moderator:innen zum Lesen freigegeben werden.

WhatsApp entschlüsselt nicht nur Nachrichten

Jede Woche würden so Millionen von WhatsApp-Inhalten von den externen Moderator:innen überprüft. Täglich seien es pro Mitarbeiter:in mehr als 600 Fälle.

Wie viele Moderator:innen WhatsApp von Drittanbietern beschäftigt, habe der Konzern nicht offenlegen wollen. Laut Pro Publica sind es aber allein bei Accenture mehr als 1.000 Angestellte.

Doch für die Prüfung entschlüsselt WhatsApp nicht nur die gemeldete Nachricht und die vier darauffolgenden. Auch zahlreiche Metadaten sind darunter wie unter anderem Name, Profilbild, Telefonnummer, Statusmeldung, Akkustand des Telefons, Sprache und Zeitzone sowie die WLAN-Signalstärke.

Entscheidungen über missbräuchliche sexuelle Bilder können beispielsweise auf einer Beurteilung beruhen, ob ein nacktes Kind auf einem Bild jugendlich oder vorpubertär erscheint, basierend auf einem Vergleich von Hüftknochen und Schamhaaren mit einem medizinischen Indexdiagramm.

Dabei seien die Arbeitsanweisungen wie auch die Arbeit selbst für die Moderator:innen teils verstörend. Ein Moderator berichtet gegenüber Pro Publica von einem Video, in dem ein Mann mit Machete einen scheinbar abgetrennten Kopf hochgehalten hat.

Die Moderator:innen hätten zusehen und entscheiden müssen, ob es sich dabei nun um eine „echte Leiche oder eine falsche Leiche“ handelt.

Und das bei einem Workload, bei dem sie eigentlich weniger als eine Minute Zeit pro Fall haben.

Auch interessant:

Über den Autor

Maria Gramsch

Maria ist freie Journalistin und technische Mitarbeiterin an der Universität Leipzig. Seit 2021 arbeitet sie als freie Autorin für BASIC thinking. Maria lebt und paddelt in Leipzig und arbeitet hier unter anderem für die Leipziger Produktionsfirma schmidtFilm. Sie hat einen Bachelor in BWL von der DHBW Karlsruhe und einen Master in Journalistik von der Universität Leipzig.