Wirtschaft

Wie im Privatleben: Wir brauchen mehr digitales Denken im Unternehmen

Glühbirne, Licht, leuchten, digital denken, digitales Denken
Pixabay.com / qimono

Ein neuer Messenger ist schnell installiert und die smarte Glühbirne wird im Supermarkt schnell mitgenommen. Doch im beruflichen Kontext haben wir Probleme mit dem digitalen Denken. Carsten Lexa und Julian Schrader von Sophisticates zeigen auf, wie digital denken lernbar wird. Teil 2.

Keine Angst vor dem Digitalen

Eine Studie im Auftrag des Bundesministerium für Wirtschaft und Energie kam im März 2020 zu dem Ergebnis, dass nur 5,8 Prozent der befragten Unternehmen Künstliche Intelligenz in Produkten, Dienstleistungen oder internen Prozessen einsetzen. Besonders ernüchternd fallen die Zahlen in kleinen und mittleren Unternehmen aus.

Sogenannte Maschinenstürmer versuchten im 18. und 19. Jahrhundert durch Zerstörung von automatischen Webmaschinen die rasante Entwicklung in der Textilbranche aufzuhalten, die viele althergebrachte Arbeitsplätze revolutionierte.

Den heute neuen digitalen Technologien blicken Menschen ebenfalls häufig mit Angst entgegen. Insbesondere Arbeitnehmer:innen mit einfacheren Routineaufgaben machen sich Sorgen um ihre berufliche Zukunft.

Interessanterweise sind dieselben Menschen zumeist wenig zurückhaltend, wenn es um die private Nutzung moderner Medien geht. Hier fürchtet sich selten jemand und die schnellen Möglichkeiten zum Informationsaustausch werden gerne genutzt.

Von der Digitalisierung profitieren

Wie lässt sich nun der Angst vor der digitalen Revolution begegnen?

Wir sagen gerne: „Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung.“ Dank schnellerer, besserer und günstigerer mechanischer Herstellung gibt es diese gute Kleidung heute für jede und jeden.

Die wesentliche Frage, die sich daher uneingeschränkt jeder Mensch stellen sollte, lautet: „What’s in it for me?“ Also: „Was steckt für mich drin?“ Wie kann jeder Einzelne also von der Digitalisierung profitieren?

Digital denken: Private Verhaltensweisen in den Beruf bringen

Wir haben es sehr deutlich während der Corona-Pandemie spüren können: Dank digitalen Medien und schnellen Internet-Anschlüssen konnten wir im Home Office weiter arbeiten und lernen.

Ja, es hat uns vor weitere Herausforderungen gestellt. Aber der Proof of Concept ist erbracht. Dank Digitalisierung müssen wir nicht mehr im alten Maß in Büros und Schulen sitzen. Das geht auch von zu Hause.

Weiter ist unser Mobiltelefon zu wahren Allzweckwaffe geworden. Mit diesem Gerät, das – egal aus welcher Generation und Gesellschaftsschicht – beinahe alle Menschen bei sich tragen, können jederzeit Informationen abgerufen oder ausgetauscht werden.

Im Privaten ist die Akzeptanz der digitalen Möglichkeiten oft viel größer und die Umsetzung bedeutend schneller als in den Unternehmen. Die Hürde ist einfach geringer, auf dem eigenen Smartphone mal eben einen neuen Messenger zu installieren, der zum Beispiel eine bessere Verschlüsselungstechnologie nutzt, oder einfach mal mit dem Bankberater oder der Ärztin den mit Freunden und Familie gewohnten Facetime-Call für eine professionelle Interaktion auszuprobieren.

Digital denken in Unternehmen? Mehr Wunsch als Realität

In Unternehmen dagegen fehlt häufig noch der Mut, etwas Neues umzusetzen. Doch wenn dieser Mut zu lange fehlt, entsteht ein immenser Wettbewerbsdruck. Es ist deshalb an der Zeit, dass wir digital denken! Wenn man nicht vom Rest der Branche abgehängt werden will, ist jetzt Umdenken angesagt!

Für fast jeden Mitarbeiter bedeutet das Änderungen im gewohnten Arbeitsumfeld. Bei mechanischen Apparaten war es für den Einzelnen noch einfacher, die Funktionsweise nachzuvollziehen.

Digitale Werkzeuge und insbesondere alles unter dem Sammelbegriff „Künstliche Intelligenz“ werden dabei als eine Art Black Box wahrgenommen. Ohne besondere Fachkenntnis ist für den Nutzer kaum nachzuvollziehen, was darin passiert.

Der Vorteil einer digitalen Denkweise für Unternehmen

Angst vor der Zukunft ist allerdings überflüssig. Auch digitale Werkzeuge ergänzen die bisherigen Arbeitsabläufe. Wie mechanische Werkzeuge sind sie vor allem dazu geeignet, den Alltag eines Mitarbeiters einfacher zu machen.

So sorgt die Integration von digitalen Systemen beispielsweise dafür, dass man nur noch an einer Stelle nachsehen muss, um Informationen für eine Entscheidung zu sammeln. Während man bisher stundenlang über verschiedene Informationssysteme die relevanten Daten selbst zusammentragen musste, passiert das jetzt automatisch.

Digital denken in der beruflichen Praxis

Ein einfaches Beispiel soll das verdeutlichen. Statt sich zu überlegen, dass ein Nutzer Daten zwischen zwei Systemen abgleicht, kann mit digitaler Denkweise eine Integration so eingerichtet werden, dass die Datenhaltung nur im Hauptsystem geschieht.

Das Zweit- oder rangniedrigere System dagegen bezieht die Daten live über eine Programmierschnittstelle statt eine eigene Datenbank zu nutzen. Auf diese Weise wird in beiden Systemen immer mit der aktuellsten Version der Daten gearbeitet und der Pflege- und Synchronisationsaufwand minimiert.

Digitalisierung ersetzt menschliche Arbeit nicht, sondern macht sie produktiver

Digitale Werkzeuge sind in der Regel kein Ersatz für die menschliche Arbeitskraft. Man spricht von „symbiotischer Interaktion zwischen Mensch und Maschine“ – die gemeinsame Leistung erzeugt das wertvollste Ergebnis.

Im obigen Beispiel der integrierten Informationsabfrage kann der menschliche Sachbearbeiter dank digitaler Unterstützung wesentlich schneller eine gute Entscheidung treffen, als bisher. Das digitale System filtert nach Nutzervorgabe die relevanten Daten. Der Mensch trifft die Entscheidung.

Um mehr von den Vorteilen zu haben, die die Symbiose von Mensch und Maschine mit sich bringt, brauchen wir nur etwas mehr Mut. So schaffen wir mehr digitales Denken und Know-how und damit mehr Gewinn an Zeit und Geld für Unternehmen, Mitarbeiter und Kunden!

Im dritten und letzten Artikel dieser Serie werden wir uns damit befassen, wie eine erfolgreiche Umsetzung aussehen kann.

Auch interessant: