Die Digitalisierung verändert unsere Arbeitswelt von Grund auf. Deshalb entstehen neue Berufsbilder. Doch was versteckt sich hinter den Bezeichnungen? Das möchten wir in „Und was machst du so?“ greifbar machen. Heute: Stijn Christiaens und der Beruf des Chief Data Citizen.
Der Start in den Tag als Chief Data Citizen
Stijn, du arbeitest als Chief Data Citizen bei Collibra. Beschreibe uns doch einmal in vier Sätzen, wie du deinen Beruf neuen Freunden erklärst.
Als Gründer habe ich bei Collibra von Anfang an viele Hüte getragen, einschließlich Produkt, Vertrieb, Partnerschaften und Forschung. Doch wir sind schnell gewachsen und damit ergab sich neben den schon aufgezählten Bereichen auch der Bedarf, Systeme und Prozesse strategisch zu leiten.
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So kam es, dass ich Collibras eigenes Data Office leite, aber anders als der klassische Chief Data Officer. Ich wollte mit der Rolle die Leitung für alle sein, die Daten in ihrer täglichen Arbeit nutzten – daher heißt meine Rolle Chief Data Citizen. Ich konzentriere mich auf die allgemeine Datenstrategie, unsere Datenprodukte und die Dateninfrastruktur und setze unsere internen Erkenntnisse für unsere Kunden und Partner um.
Der Berufsalltag als Chief Data Citizen
Wie sieht ein normaler Tag in deinem Beruf aus?
Kein Tag gleicht dem anderen. Manchmal habe ich Meetings mit dem Data Office Team, um Strategie und Prioritäten zu besprechen. Da ein Data Office das Unternehmen unterstützt, arbeiten wir oft mehreren Geschäftsbereichen zusammen: Wir ermitteln ihren Datenbedarf, helfen bei der Einrichtung von Datenprozessen und -verantwortlichkeiten, stellen Fachwissen und Datenprodukte zur Verfügung.
Oder aber ich treffe mich mit Kunden, die ihre eigenen Data Offices aufbauen, um bewährte Praktiken und das, was wir auf dem Weg gelernt haben, auszutauschen. Außerdem pflege ich Kontakte mit Branchenanalysten und Medien, so bleibe ich immer im kritischen Austausch. Auch auf vielen Veranstaltungen der Technologiebranche findet man mich, hier spreche ich über meine Erfahrungen und gebe Tipps.
Und womit startest du in den Tag?
Normalerweise beginne ich den Tag, indem ich meinen Kalender öffne und von einem Meeting zum nächsten gehe. Die besten Tage beginnen mit der FIKA-Zeit (gemeinsame Kaffeepause), weil sich Daten sehr gut mit Koffein mischen lassen.
Die Aufgaben als Chief Data Citizen
Welche Aufgaben fallen in deinen Bereich?
Als Leiter unseres Data Offices konzentriere ich mich auf eine langfristige Vision, die ich Data Office 2025 nenne, oder auf die Planung, wie unser Data Office bis dahin aussehen wird. Das heißt, ich verantworte alle internen Initiativen und muss stets den Überblick behalten.
Wie definierst und interpretierst du deinen Job als Chief Data Citizen persönlich?
Nach außen hin hat meine Rolle einen großen Anteil daran, dass ich andere Datenverantwortliche mit dem, was wir selbst gelernt und getan haben, unterstützen kann.
Intern ist meine Rolle mit der eines Chief Data Officer vergleichbar und umfasst Datenstrategie, Data Governance, Datenprodukte, Datenarchitektur und Dateninfrastruktur. Ich bin auch einer der Gründer von Collibra und unterstütze leidenschaftlich gerne andere Gründer, die ihre eigene unternehmerische Reise antreten.
Eingliederung in der Unternehmensstruktur
Wie ist deine Stelle in die Unternehmensstruktur eingegliedert? Das heißt: An wen berichtest du und mit wem arbeitest du zusammen?
Unser Data Office untersteht unserem CEO und meinem Mitbegründer Felix Van de Maele. Wir setzen uns sehr dafür ein, dass Datenverantwortliche innerhalb des Führungsteams einen Sitz am Tisch haben, um sicherzustellen, dass Daten eine Priorität auf C-Ebene sind.
Natürlich wird die Rolle des Chief Data Citizen in jedem Unternehmen anders interpretiert. Welche Perspektiven vermisst du, die im Grunde Teil der Stellenbeschreibung sind?
Ich glaube nicht, dass bisher viele andere Unternehmen einen Chief Data Citizen angestellt haben, aber ich weiß definitiv, dass es da draußen viele andere Datenverantwortliche und Chief Data Officers gibt! Seit 2002 konnten wir beobachten, wie die Zahl von nur einem CDO auf über 20.000 gewachsen ist.
Wir gehen davon aus, dass die Anzahl der CDOs weiter zunehmen wird und dass sich diese Funktion zu einer echten C-Level-Rolle entwickeln wird, die für die C-Suite unerlässlich ist. Datenverantwortliche müssen diejenigen sein, die dem technischen Publikum eine Hand reichen, denn Datenprodukte können nicht ohne technische Unterstützung entwickelt werden.
Was aber unterschätzt wird: Es ist eine facettenreiche Rolle, bei der man eine gute Beziehung zur IT, zur Informationssicherheit und zur Rechtsabteilung pflegen und gleichzeitig diese neuen Datenarchitekturen beherrschen muss.
Spaß und Dankbarkeit in deinem Beruf
Was macht dir an deinem Job am meisten Spaß?
Daten sind eine Art Maßstab für die Realität: Wie verhalten sich meine Kunden, wie entwickelt sich das Geschäft, was passiert auf den Märkten und so weiter. Die Arbeit mit Daten bedeutet also, dass man sich eine Perspektive und Einblicke in alle Aspekte des Unternehmens verschafft.
Man kann sich das als kontinuierliches Lernen vorstellen, bei dem man immer wieder Aha-Momente erlebt und mit verschiedenen Interessensgruppen zusammenarbeitet, um sie in Maßnahmen und konkrete Geschäftserfolge umzusetzen – was mir sehr viel Spaß macht.
Wofür bist du besonders dankbar?
Schon vor der Gründung von Collibra war uns klar, dass es für Unternehmen und ihre Mitarbeiter einen besseren Weg gibt, um mit ihren Daten umzugehen. Wir hatten das Glück, dass unsere Markteinführung mit der wachsenden Bedeutung von Daten zusammenfiel.
Dafür bin ich dankbar, denn diese Marktdynamik in Verbindung mit harter Arbeit hat nicht nur zu dem Wachstum unseres Unternehmens geführt. Wir konnten auch ein großes persönlichesWachstum, daraus ziehen – ebenso wie die vielen “Collibrianer”, die uns auf diesem Weg begleitet haben.
Welchen Tipp würdest du einem Neueinsteiger oder interessierten Quereinsteiger geben, der auch Chief Data Citizen werden will?
Beherrschen Sie die Zusammenarbeit mit anderen Menschen mindestens genauso gut wie den Umgang mit Daten, denn das eine geht nicht ohne das andere.
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