Wirtschaft

Umfrage: Homeoffice führt bei vielen Beschäftigten zu psychischen Belastungen

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pixabay.com / mohamed_hassan
geschrieben von Maria Gramsch

Die Corona-Pandemie hat das Arbeitsleben stark verändert. Viele Tätigkeiten wurden vermehrt ins Homeoffice verlagert. Neben dem Schutz vor einer Corona-Infektion kann das aber auch gesundheitliche Risiken darstellen. Denn wie eine neue Studie des TÜV-Verbands zeigt, kann Homeoffice zu psychischen Belastungen führen.

Mit der Corona-Pandemie hielten nicht nur Masken und Abstand Einzug in das alltägliche Leben. Für viele Beschäftigte wurde auch das Homeoffice zum neuen täglichen Begleiter.

Arbeiteten vor der Corona-Krise nur vier Prozent der Erwerbstätigen von Zuhause aus, so stieg die Zahl allein im ersten Lockdown im April 2020 sprunghaft auf 27 Prozent an.

Inzwischen ist die gesetzlich geregelte Homeoffice-Pflicht ausgelaufen. Kurz zuvor arbeitete mit 23 Prozent der Beschäftigten ausschließlich im Homeoffice. Weitere 21 Prozent wechselten zwischen der Arbeit im Büro und Zuhause.

Doch die Arbeit in den eigenen vier Wänden hat nicht nur Vorteile. Denn laut einer aktuellen Umfrage des TÜV-Verbands leiden viele Beschäftigte unter psychischen Belastungen im Homeoffice.

Homeoffice führt zu psychischen Belastungen

Laut der vom TÜV-Verband beauftragten Forsa-Umfrage fühlten sich 30 Prozent der im Homeoffice beziehungsweise mobil arbeitenden Erwerbstätigen oft allein oder isoliert.

12 Prozent der Befragten erachten ihre Arbeit im Homeoffice häufig als psychische Belastung.

Eng getaktete Videokonferenzen, kaum Pausen und die fehlenden persönlichen Kontakte führen bei vielen Beschäftigten im Homeoffice zu Erschöpfung, Gereiztheit oder Gefühlen der Isolation.

Grund dafür kann laut dem TÜV-Verband unter anderem die gestiegene Arbeitszeit sein. Denn im Homeoffice würden sowohl Laptop als auch Diensthandy später abgeschaltet. So seien viele Beschäftigte „bis in die späten Abendstunden“ erreichbar, sagt André Siegl, Arbeitsschutzexperte des TÜV-Verbands.

Das klassische Ausstempeln an der Stechuhr gibt es nicht mehr.

Homeoffice hat auch physische Auswirkungen

Doch nicht nur psychische Erkrankungen gehen mit der Zunahme von Arbeit im Homeoffice einher. Auch komme es laut der Befragung vermehrt zu körperlichen Beeinträchtigungen.

Das liegt vor allem auch an der fehlenden körperlichen Bewegung, wie 65 Prozent der Befragten angeben. 37 Prozent der Befragten hätten während längerer Homeoffice-Phasen auch an Gewicht zugenommen.

Wenn tägliche Arbeitswege wie der Gang oder die Fahrt mit dem Rad zur Arbeit wegfallen, macht Homeoffice dick.

Doch nicht nur die mangelnde Bewegung, auch die fehlende Einrichtung kann im Homeoffice zu körperlichen Beeinträchtigungen führen. So verfüge nur jede:r zweite Befragte am heimischen Arbeitsplatz über einen „ergonomisch eingerichteten Arbeitsplatz mit Bürostuhl, Schreibtisch, externer Tastatur und großem Bildschirm“.

Daraus resultieren vermehrt Kopf- und Rückenschmerzen sowie Verspannungen oder Augenprobleme.

Nach zwei Jahren Pandemie mit langen Homeoffice-Zeiten sind viele Arbeitnehmer körperlich und mental angeschlagen.

Was können Arbeitgeber:innen dagegen tun?

Laut dem TÜV-Verband berge genau diese Kombination aus seelischen und körperlichen Belastungen eine erhöhte Gefahr für langwierige Krankheiten oder Burnout.

Deshalb sollten Arbeitgeber:innen nun vor allem mehr für die Ausstattung von Arbeitsplätzen im Homeoffice tun. Aber auch die Büroräumen sollten umgestaltet werden. Arbeitsschutzexperte André Siegl empfiehlt dafür Sitzecken, großzügigen Kaffee-Küchen oder flexible Workshop-Räume.

In den Büroräumen wird neben der Arbeit das soziale Miteinander der Kolleginnen und Kollegen immer wichtiger.

Auch müssten Unternehmen nun verstärkt auf eine „gesundheitsfördernde Unternehmenskultur“ setzen. Dafür seien insbesondere Fortbildungen zum Zeit- und Selbstmanagement, Stressbewältigung oder Gesundheitsförderung hilfreich.

Die Methodik hinter der Befragung

Als Grundlage für die Auswertung des TÜV-Verbands fungierte eine repräsentative Forsa-Umfrage. Im Auftrag des TÜV-Verbands wurden dabei 1.507 Erwerbstätige ab einem Alter von 18 Jahren im Zeitraum vom 18. bis zum 23. Januar 2022 befragt.

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Über den Autor

Maria Gramsch

Maria ist freie Journalistin und technische Mitarbeiterin an der Universität Leipzig. Seit 2021 arbeitet sie als freie Autorin für BASIC thinking. Maria lebt und paddelt in Leipzig und arbeitet hier unter anderem für die Leipziger Produktionsfirma schmidtFilm. Sie hat einen Bachelor in BWL von der DHBW Karlsruhe und einen Master in Journalistik von der Universität Leipzig.