Wirtschaft

Teamwork: Die zwei wesentlichen Aspekte für den Aufbau eines Teams

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geschrieben von Carsten Lexa

Dass Teams mehr leisten können als eine einzelne Person, ist eine Binsenweisheit. Aber ein Team aufzubauen, mit dem Spitzenleistungen möglich sind, ist nicht einfach. Nachfolgend möchte ich zwei Aspekte beleuchten, die immer wieder im Rahmen des Aufbaus von Teams vernachlässigt werden.

In jedem Unternehmen wird daran gearbeitet, möglichst leistungskräftige Teams aufzubauen. Dazu wird viel Zeit und Geld investiert. Damit der Teamaufbau gelingt, sollten meiner Erfahrung nach zwei besonders wichtige Aspekte berücksichtigt werden. Zum einen geht es dabei um die sogenannte „Teamphasen“, zum anderen um die „Effektivitätskriterien“.

Teamwork: Die Teamphasen nach Tuckman

Bruce Tuckman war ein US-amerikanischer Psychologe, der der Frage nachging, ob es bei der Entwicklung von Teams bestimmte Phasen gibt. Wenn man diese identifizieren könnte, könnte man so die Entwicklung eines Teams im Laufe der Zeit nicht nur nachvollziehen, sondern voraussagen.

Das würde helfen zu verstehen, welche Herausforderungen sich in den jeweiligen Phasen ergeben und wie man mit diesen umgehen muss. Ausgehend von dieser Fragestellung konnte er vier Phasen herausarbeiten, die seitdem als sog. „Phasenmodell“ beziehungsweise „Teamuhr“ bekannt sind:

  1. Forming: In dieser Phase treffen die Teammitglieder aufeinander, lernen einander kennen und sammeln erste Eindrücke voneinander.
  2. Storming: In dieser zweiten Phase wollen die Teammitglieder nun Ziele erreichen. Doch nicht immer herrscht nun abgestimmtes Verhalten. Die Teammitglieder müssen erst verstehen, welche Rollen sie im Team spielen und welche Ziele überhaupt gemeinsame sind. Die Stormingphase ist unter den Teamentwicklungsphasen eine der kritischsten. Denn hier treten erste Konflikte im Team auf.
  3. Norming: Die Normingphase kann als direkte Konsequenz der „Storming“-Konfliktphase gesehen werden. Denn nach der zweiten Phase haben sich die Teammitglieder im Optimalfall „die Hörner abgestoßen“ und wissen nun nicht nur, welchen Platz sie im Team einnehmen, sondern auch welche gemeinsamen und welche individuellen Ziele bestehen und wie diese erreicht oder warum sie nicht erreicht werden. In dieser Phase werden Strukturen, Normen, ordentliche und offene Umgangsformen und routinierte Abläufe gefestigt.
  4. Performing: Endlich ist nun die Phase erreicht, in der nicht mehr die Entwicklung des Teams im Vordergrund der Teamarbeit steht. Die ganze Energie des Teams kann sich nun auf die Erledigung der eigentlich festgelegten Aufgabe und die Erreichung der gemeinsamen Ziele konzentrieren. Die Strukturen des Teams sind so etabliert, dass sie die Zielerfüllung unterstützen können und auch die ausführenden Personen sind voll aufeinander abgestimmt.

Die „Teamuhr“ und der Aufbau eines Teams

Der Begriff „Teamuhr“ rührt daher, weil die einzelnen Phasen wie bei einer Uhr aufeinander aufbauen und insbesondere mit jeder neuen Aufgabenstellung beziehungsweise mit jedem neuen Team wieder beginnen.

Wird verstanden, dass ein jedes Team diese Phasen zumindest in einer grundsätzlichen Art durchlaufen wird, ist eine bessere Vorbereitung auf die jeweiligen Herausforderungen in den einzelnen Phasen möglich. Dabei ist wichtig zu erkennen, dass die einzelnen Teammitglieder in jeder Phase bestimmte Bedürfnisse haben, die es zu adressieren gilt.

Projekt Aristoteles

Doch was sind denn nun die grundsätzlichen Bedürfnisse von Mitgliedern eines Teams, insbesondere wenn man diese unabhängig von den Phasen betrachtet? Würde man diese kennen, wüsste man die grundsätzlichen Ansatzpunkte, um den Teammitgliedern eine gute Basis für Wohlbefinden und die weitere positive Teamentwicklung zu bieten.

Im Jahre 2012 hat sich das Unternehmen Google genau diese Frage gestellt und mit Psychologen 180 Teams untersucht, um Muster für gute Teamarbeit zu finden. Diese Untersuchung ist bekannt unter dem Namen „Projekt Aristoteles“: Wie Aristoteles ausgeführt hat, ist das Ganze mehr als die Summe seiner Teile und genauso ist ein gutes Team mehr als die Addition der Fähigkeiten, Kenntnisse und Erfahrungen der einzelner Teammitglieder.

Teamwork: Fünf Effektivitätskriterien für gute Teams

Das Ergebnis war laut Google ziemlich eindeutig: entscheidend war, wie die Teammitglieder miteinander umgingen. In guten Teams kamen alle unvoreingenommen zu Wort, der Umgang miteinander war respektvoll. Die Untersuchung ergab im Detail fünf Effektivitätskriterien für gute Teams, wobei die ersten drei Kriterien die wichtigsten sind:

  1. Psychologische Sicherheit: Dieses Kriterium zeigt, wie aufgehoben sich die einzelnen Teammitglieder in der jeweiligen Teamsituation fühlen.
  2. Zuverlässigkeit: In zuverlässigen Teams sind alle Mitglieder dem Team verpflichtet, sind gewissenhaft und übernehmen Verantwortung. Es gibt also niemanden, der sich außerhalb des gesamten Team steht, alle sind in irgendeiner Weise eingebunden.
  3. Struktur und Übersichtlichkeit: Die einzelnen Teammitglieder sind sich klar, welche Erwartungen an sie gestellt werden und wie sie diese erfüllen können. Sie wissen darüber hinaus, an welchen kurz- und langfristigen Zielen das Team arbeitet. Sie haben also eine klare Vorstellung an die an sie gestellten Anforderungen und an das, was das Team erreichen will.
  4. Sinn: Erkennen die Mitglieder Sinn in ihrer Arbeit selbst oder deren Ergebnisse. Ohne zu wissen, warum etwas getan wird, oder um es mit dem Philosophen Seneca zu sagen „ohne den Hafen zu kennen“, kann es keinen Fokus im Team geben.
  5. Einfluss/Effekt: Schließlich muss jedem Teammitglied klar sein, was die eigene Arbeit bewirkt. Auch der eigene individuelle Beitrag muss irgendwie relevant sein und gesehen werden. Erkennt sich nicht jedes Teammitglied in der Teamleistung wieder, wird über kurz oder lang die Motivation bei den einzelnen Mitgliedern zurückgehen und deshalb die Performance des gesamten Teams leiden.

Will man also ein schlagkräftiges Team aufbauen, dann ist es besonders wichtig, diese Kriterien zu beachten und zu prüfen, ob sie erfüllt sind. Denn nur dann besteht ein Umfeld, in dem sich die Teammitglieder so wohlfühlen, dass sie über sich hinauswachsen und ihre individuelle Leistung dem Team zur Verfügung stellen wollen.

Fazit: Der Aufbau eines Teams

Ich habe noch nie erlebt, dass in einem Unternehmen nicht der Wunsch nach einem besonders leistungsfähigen Team besteht. Doch nicht immer gelingt es, die gewünschte Leistungsfähigkeit herbeizuführen.

Dies liegt auch daran, dass viele nicht immer verstehen, wie man an einen Teamaufbau herangehen soll. Die beiden oben genannten Aspekte sind für mich Ausgangspunkte, die ich beispielsweise nicht nur bei Organisationen wie den Wirtschaftsjunioren im Rahmen von Teamtrainings angewendet habe, sondern auf die ich auch im Rahmen der Beratung von Gründerteams immer wieder zurückgreife.

Zuerst muss man verstehen, welche Phasen ein Team durchläuft. Dann muss darüber hinaus klar sein, welche Anforderungen Teammitglieder grundsätzlich an ein Team und an ihre Teamzugehörigkeit stellen.

Wer diese beiden Aspekte versteht, kann damit beginnen, die jeweiligen Teammitglieder in den einzelnen Phasen individuell abzuholen. Immer mit mit Zeil, dass sie ein wichtiger Teil des ganzen Teams werden. Dies eröffnet dann die Möglichkeit, die Teamleistung umfassend zu steigern.

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Über den Autor

Carsten Lexa

Rechtsanwalt Carsten Lexa berät seit 20 Jahren Unternehmen im Wirtschafts-, Gesellschafts- und Vertragsrecht. Er ist Lehrbeauftragter für Wirtschaftsrecht, BWL und Digitale Transformation sowie Buchautor. Lexa ist Gründer von vier Unternehmen, war Mitinitiator der Würzburger Start-up-Initiative „Gründen@Würzburg”, Mitglied der B20 Taskforces Digitalisierung/ SMEs und engagiert sich als Botschafter des „Großer Preis des Mittelstands” sowie als Mitglied im Expertengremium des Internationalen Wirtschaftsrats. Er leitete als Weltpräsident die G20 Young Entrepreneurs´Alliance (G20 YEA). Bei BASIC thinking schreibt Lexa über Themen an der Schnittstelle von Recht, Wirtschaft und Digitalisierung.