Technologie

Digitale Berufe: Was macht eigentlich eine Experience Designerin?

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Ann Eckert
geschrieben von Fabian Peters

Die Digitalisierung verändert unsere Arbeitswelt von Grund auf. Deshalb entstehen neue Berufsbilder. Doch was versteckt sich hinter den Bezeichnungen? Das möchten wir in „Und was machst du so?“ greifbar machen. Heute: Ann Eckert, Experience Designerin bei Publicis Sapient.

Was macht eigentlich eine Experience Designerin?

BASIC thinking: Hallo Ann, du arbeitest als Experience Designerin bei Publicis Sapient. Beschreibe uns doch einmal in vier Sätzen, wie du deinen Beruf Freunden und Bekannten erklärst.

Als Beratungshaus für die digitale Business Transformation verhilft Publicis Sapient etablierten Unternehmen zu nachhaltigen Wettbewerbsvorteilen in der zunehmend digitalen Welt.


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Um unseren Kunden neue Wertschöpfungs- und Wachstumspotenziale zu eröffnen, arbeiten wir an bestehenden digitalen Plattformen, Services und Produkten oder entwickeln sie neu, wobei das Nutzungserlebnis – die User Experience – stets im Fokus steht.

Als Experience Designerin bringe ich die Perspektive der Nutzer:innen durch unterschiedliche Methoden in unsere Projekte ein, skizziere mögliche Lösungen als Wireframes oder Prototypen, und verprobe diese mit den Usern, um sie weiter zu verbessern. Dafür muss ich sowohl die spezifischen Nutzeranforderungen als auch den jeweiligen Kontext im Detail verstehen.

Der Berufsalltag als Experience Designerin

Wie sieht ein normaler Tag in deinem Beruf aus und womit startest du in den Tag?

Einer der ersten Termine des Tages ist meist das „Daily“. Im Rahmen dieses kurzen täglichen Meetings besprechen wir als Projektteam, mit wem es beispielweise Abstimmungsbedarf gibt, wo uns fehlende Informationen blockieren oder welche neuen Details es gibt, die das gesamte Team betreffen.

Danach starte ich mit meinen Aufgaben durch. In meinem aktuellen Projekt erarbeite ich mit einem Kollegen, dessen Fokus auf der Customer Experience-Strategie liegt, sogenannte User Journeys. Dafür haben wir Workshops und Interviews mit Personen aus den Zielgruppen geführt. Unsere daraus gewonnenen Erkenntnisse führen wir derzeit zusammen.

Es gibt Phasen, in denen wir intensiv zusammenarbeiten, um Erkenntnisse zu diskutieren und einzuordnen. In anderen Phasen wiederum arbeitet jeder für sich und informiert den anderen über den Fortschritt. Nicht erst seit wir vermehrt aus dem Homeoffice arbeiten, nutzen wir Online-Design- oder Whiteboarding-Tools, die es uns erlauben, gleichzeitig am gleichen Dokument zu arbeiten.

Unserer Arbeit liegt eine agile Denkweise zugrunde. So teilen wir den Projektstand offen mit den Kunden und involvieren alle Beteiligten eng in unseren Denkprozess. Sie sind schließlich die FachexpertInnen, auf deren Expertise wir für den Erfolg des Projekts angewiesen sind. Daher steht an vielen Tagen mindestens ein Abstimmungsmeeting oder eine Arbeitssession mit unseren Kunden an.

Die Aufgaben als Experience Designerin

Welche Aufgaben fallen in deinen Bereich und wie definierst du deinen Job als Experience Designerin persönlich?

Es geht mir als Experience Designerin darum, nicht nur die Bedürfnisse der Nutzer:innen zu erfüllen, sondern sie positiv zu überraschen oder herauszufordern. Daher sehe ich es als meine Aufgabe, über Nutzeranforderungen hinauszudenken, User mit unerwarteten Interaktionen oder Optionen zu begeistern und künftige Bedarfe zu antizipieren.

Es ist wichtig, diese Nutzerbedürfnisse mit den Zielen unserer Kunden abzugleichen, denn nicht jedes Nutzerbedürfnis passt zur Vision und Strategie eines Kunden. Einige typische Aufgaben für Experience DesignerInnen sind: Durch Workshops und Arbeitssessions ein tiefes Verständnis der Kundenanforderungen zu entwickeln.

Kontinuierlich User Research zu betreiben, primär oder sekundär, was je nach Projektphase einen anderen Fokus haben kann
Die Nutzerbedürfnisse und Businessanforderungen der Kunden zu „matchen“, das heißt in Einklang zu bringen, und mittels Wireframes (Skizzen) und Prototypen (klickbare Bildschirmabfolgen) zu visualisieren.

Diese Wireframes oder Prototypen in Nutzertests zu validieren oder anhand von Nutzungsdaten bestehender Anwendungen Hinweise auf Optimierungspotenziale abzuleiten. Disziplinübergreifend mit Interface Designern und Entwicklern für die Ausdetaillierung und Umsetzung zusammenzuarbeiten

Eingliederung in die Unternehmensstruktur

Wie ist deine Stelle in die Unternehmensstruktur eingegliedert? Sprich: An wen berichtest du und mit wem arbeitest du zusammen?

Generell haben wir bei Publicis Sapient angenehm flache Hierarchien. In erster Linie fühle ich mich immer dem Projektteam verpflichtet, denn wir organisieren uns, planen unsere Aufgaben und Verfügbarkeiten und definieren gemeinsam, was wir erreichen können.

Jedes Projekt beziehungsweise jeder Kunden-Account wird von einem Führungsteam geleitet, an das wir berichten. Diese Kolleg:innen sind für uns die erste Anlaufstelle bei allen projektbezogenen Herausforderungen. Aus fachlicher Sicht haben wir ein System aus People Managern und Managees etabliert.

Mein People Manager bespricht mit mir regelmäßig, welche Ziele ich erreichen möchte, und unterstützt mich in meiner beruflichen und persönlichen Entwicklung. Für alles, was nicht direkt im Projekt geklärt werden kann, sind die People Manager die erste Anlaufstelle. Ich selbst übernehme diese Rolle für einige meiner KollegInnen und ziehe viel Energie daraus.

Das Berufsbild als Experience Designerin

Die Rolle des Experience Designers ist in jedem Unternehmen unterschiedlich ausgelegt. Welche Perspektiven kommen bei dir zu kurz, die grundsätzlich zum Berufsbild gehören?

Gerade genieße ich es sehr, an einem Kundenprojekt zu arbeiten, für das wir umfassende User Research betreiben können. Dies ist leider nicht immer der Fall. Oft wird fundierte Nutzerforschung als erstes gestrichen, da sie als zu kosten- oder zeitintensiv gilt. Zwar gibt es auch Wege, entsprechende Erhebungen schnell und ohne viel Aufwand zu realisieren.

Diese Optionen gelten jedoch nicht immer. Beispielsweise lassen sich bestimmte Zielgruppen nur schwer auf der Straße ansprechen. Auch das Recruiting über User Research-Tools online hat Schwächen. Wir versuchen stets, zumindest näherungsweise an unsere Zielgruppe zu kommen und relevante Erkenntnisse zu gewinnen.

Spaß und Dankbarkeit im Beruf

Was macht dir an deinem Job am meisten Spaß und wofür bist du besonders dankbar?

Als Experience DesignerIn kommt man mit den unterschiedlichsten Themenbereichen in Berührung, in die es sich einzuarbeiten gilt. Das motiviert mich. Ich finde es extrem spannend, immer wieder in neue Welten einzutauchen, mich mit ExpertInnen anderer Fachgebiete auszutauschen, ihre Denkweisen, Perspektiven und Bedürfnisse zu verstehen.

Mein Job ist es, mich regelmäßig in komplexe Zusammenhänge einzudenken, um beispielweise Prozesse zu verstehen, die wir in der Lösungsfindung berücksichtigen müssen, oder um Abhängigkeiten bei Produktkonfigurationen zu entschlüsseln. Es macht mir Spaß, herauszuarbeiten, welche Gegebenheiten wir ändern können und welche gesetzt sind.

Am besten gelingt das im Team. Experience Design agiert oft an der Schnittstelle zu verschiedenen „Gewerken“ und Rollen. Wir sind natürlich nicht die einzigen, die am Nutzererlebnis arbeiten, wir sind nur diejenigen, die es im Titel tragen. Bei Publicis Sapient arbeiten wir in multidisziplinären Teams, die unterschiedlichste Kompetenzen kombinieren.

Uns alle vereint, dass wir nutzerzentrisch und lösungsorientiert denken und handeln. Wissen- und Erfahrungsaustausch wird bei allen groß geschrieben. Das sind für mich ideale Voraussetzungen, um kreativ sein zu können. Für dieses inspirierende Arbeitsumfeld bin ich besonders dankbar.



Wie wird man eigentlich Experience Designerin?

In der Digital-Branche gibt es häufig nicht mehr die klassische Ausbildung. Wie bist du zu deiner Stelle gekommen?

Meines Erachtens ist es im Bereich Experience Design genau umgekehrt. Hier haben sich gerade in den letzten Jahren diverse Ausbildungsmöglichkeiten etabliert. Ich bin vor rund zwölf Jahren noch als Quereinsteigerin gestartet.

Während meines Studiums des Internationalen Informationsmanagements hatte ich zwar Berührungspunkte mit Themen wie Mensch-Maschine-Interaktion und Usability, habe aber keinerlei Kenntnisse hinsichtlich Design-Methodiken oder Interface-Design erworben.

Eingestiegen bin ich dann über ein Praktikum im Bereich Usability Research. Ich sammelte erste Erfahrungen mit unterschiedlichsten Anwendungen und stellte schnell für mich fest, dass ich lieber selbst Lösungen konzipieren wollte, anstatt „nur“ Optimimierungspotenziale aufzudecken.

Nach einigen Jahren „Learning by Doing“ in einem Start-up habe ich dann bei Publicis Sapient die Chance bekommen, mein Wissen in einem internationalen Beratungshaus mit breit aufgestelltem Team zu vertiefen. Bis heute lerne ich bei jedem Projekt dazu. In den letzten Jahren sind immer mehr junge KollegInnen zu uns gestoßen, die „User Experience Design“ als Kern ihres Studiums hatten und bereits wertvolles Wissen mitbringen.

Tipps für Quereinsteiger

Welchen Tipp würdest du einem Neueinsteiger oder interessierten Quereinsteiger geben, der auch Experience Designer werden will?

Nicht zögern, sondern einfach machen! Wir sind immer auf der Suche nach Talenten. Neu- und QuereinsteigerInnen machen sich oft Gedanken, dass sie kein großes Portfolio vorweisen können. Das sollte kein Grund sein, es nicht zu versuchen. Natürlich wirken Screens von konkreten Services oder Produkten bei der Bewerbung eindrucksvoll.

Ein gutes Vorstellungsgespräch wird aber immer darauf abzielen, zu verstehen, wie euer Vorgehen ist, wie ihr den Kern eines Problems identifiziert und Lösungsideen entwickelt. Wenn ihr eure Vorgehensweise verargumentieren und mit konkreten Beispielen untermauern könnt, ist viel gewonnen. Der Einstieg ist leichter als gedacht.

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Über den Autor

Fabian Peters

Fabian Peters ist seit Januar 2022 Chefredakteur von BASIC thinking. Zuvor war er als Redakteur und freier Autor tätig. Er studierte Germanistik & Politikwissenschaft an der Universität Kassel (Bachelor) und Medienwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin (Master).