Wirtschaft

Künstliche Hürde: Warum der Freibetrag für Firmenfeiern falsch ist

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unsplash.com/ No Revisions
geschrieben von Gerold Wolfarth

Wie wichtig uns etwas ist, merken wir häufig erst, wenn wir es nicht mehr haben. Das gilt für Freundschaften, Beziehungen und: Feiern. Wie wertvoll Firmenfeiern sind, haben wir spätestens im Jahr 2020 gemerkt, als wir sie nicht mehr feiern durften. Doch der Freibetrag stellt ein künstliche Hürde dar. 

Ein gemeinsames Abendessen, ein Tag im Freizeitpark oder ein Team-Ausflug sind immer wieder schön. Doch eine große Party, ist nochmal etwas ganz Anderes.

Es ist eine Möglichkeiten, um das Wir-Gefühl im Unternehmen zu stärken und den Mitarbeiter:innen Wertschätzung entgegenzubringen. Insbesondere in Zeiten von Homeoffice kann die Wichtigkeit einer solchen Veranstaltung nicht zu hoch bewertet werden.


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Ein echter Feiertag

In meinem Unternehmen feiern wir dieses Jahr auch ein großes Fest. Mit aufwendigem Teamevent am Vormittag und Party im Oktoberfest-Stil am Abend. Bei Maßkrugschieben, Hau den Lukas, tollen Leckereien und einem DJ, der unser Festzelt mit den passenden Partyklängen zum Beben bringen wird, können alle ausgelassen feiern.

Der Austausch, der auf solchen Veranstaltungen stattfindet, ist eigentlich unbezahlbar. Insbesondere, wenn Unternehmen sehr dezentral aufgestellt und – wie bei uns – Mitarbeiter:innen in ganz Europa tätig sind. Bei uns treffen sie sich genau einmal im Jahr an der Firmenfeier. Das kann und will ich nicht missen.

Der Spirit, der nach der Firmenfeier im Unternehmen herrscht, ist einzigartig. Die Motivation ist hoch und alle geben gerne Vollgas für das nächste Jahr.

Freibetrag: Die gute Laune wird getrübt

Das klingt jetzt alles wunderbar und ganz großartig. Doch jedes Mal aufs Neue stellt mich unser Steuersystem hier vor eine riesige Herausforderung: Pro Gast darf ich nur 110 Euro brutto ausgeben. Alles was darüber hinaus geht, gilt als Arbeitslohn und muss entsprechend versteuert werden.

Habt ihr schonmal eine Feier organisiert? Dann wisst ihr, wie schnell man teilweise schon allein durch die Verpflegung bei diesem Betrag landet. Dieses Jahr schneller denn je. Für mich als Unternehmer steigen die Kosten für so ein Event also nicht nur durch die allgemeine aktuelle Preissteigerung.

Sondern weil ich nun definitiv über den Freibetrag komme, entstehen Zusatzkosten, die ich eigentlich nicht mehr rechtfertigen kann. Auch der Verwaltungsakt im Anschluss ist enorm.

Sparen kann nicht alles sein

Ich muss eigentlich alles dafür tun, um unter 110 Euro pro Person zu bleiben. Für das Organisatoren-Team heißt das: Sparen an alles Ecken und Enden. Und dabei dennoch ein tolles Fest auf die Beine stellen, das allen Erwartungen gerecht wird.

Eines ist klar: Der Satz von 110 Euro ist viel zu niedrig! Und auch wenn erst 2015 dazu geurteilt wurde, ist er aus meiner Sicht schon total veraltet. Insbesondere in Zeiten, in denen die Preise so massiv stiegen, ist es kaum mehr zu managen, wenn man seinem Team etwas Besonderes bieten möchte.

Dieser Anwendungsfall gilt übrigens für zwei Veranstaltungen im Jahr. Eine dritte Firmenfeier stellt in vollem Umfang steuerpflichtigen und sozialversicherungspflichtigen Arbeitslohn dar. Was ich nicht verstehe: Die Gelder, die wir für Betriebsveranstaltungen ausgeben fließen alle in unser Wirtschaftssystem.

Der Freibetrag für Firmenfeiern: Eine künstliche Hürde

Wir unterstützen damit Unternehmen in der Region, Gastronomie und Veranstaltungstechnik. Dafür sollte man nicht noch durch den Staat behindert werden. Ich bin der Meinung, dass diese künstliche Hürde vollkommen unnütz ist und unnötige Probleme hervorruft.

Fachkräftebindung, wertschätzende Firmenkultur und ein attraktiver Arbeitsplatz in Unternehmen in Deutschland sollten von höherem Wert sein.

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Über den Autor

Gerold Wolfarth

Gerold Wolfarth ist Gründer und CEO der bk Group AG, dem Marktführer im Bereich Ladenbau und technisches Facility Management. Als Gründer und CEO der bk World Holding GmbH revolutioniert er das Langstreckenreisen mit dem Elektroauto. Er ist Gesellschafter der NIXDORF KAPITAL AG und Impact-Investor. Seine Themen sind Innovationen, Nachhaltigkeit und Visionen. Zudem ist er Autor des Buches „Gewinn ist nur ein Nebenprodukt“.