Seit dem europaweiten Verbot von Einwegplastik 2021 gibt es immer mehr Regelungen rund um Plastikvermeidung im Alltag, um unter anderem den Verpackungsmüll zu reduzieren. Eine umweltfreundliche Alternative für Verbraucher: Der sogenannte Unverpackt-Laden, wo man plastikfrei einkaufen kann. Stand 2023 gibt es deutschlandweit 275 Unverpackt-Läden. Sind Unverpackt-Läden der nächste logische Schritt im Einzelhandel oder nur ein Trend?
Das Prinzip Unverpackt
Unverpackt-Läden werben damit, dass Konsument:innen kommen und ihre Lebensmittel eigens abfüllen können. Statt eingeschweißtes Gemüse und Reis im Plastiktütchen gibt es hier loses Obst und Reis aus Glasbehältern. Das übergeordnete Ziel: Verpackungsmüll und Lebensmittelverschwendung durch bewusstes Einkaufen reduzieren.
Laut einer Studie von YouGov Deutschland GmbH kaufen 22 Prozent der Deutschen und 33 Prozent der Schweizer zumindest hin und wieder in einem Unverpackt-Laden ein. Insbesondere die jungen Generationen steht dem Konzept positiv gegenüber: Mit 31 Prozent kauft die Altersgruppe 25 bis 44 Jahre am häufigsten unverpackt ein. Konsument:innen ab 55 Jahren können es sich hingegen am häufigsten vorstellen dort einzukaufen (47 Prozent).
Unverpackt – Unumsetzbar?
Das Bewusstsein rund um Plastik hat sich in den letzten Jahren massiv gewandelt.
Im Großen und Ganzen akzeptieren die Deutschen alle politischen Maßnahmen, um Einwegplastik aus dem Alltag zu verbannen, auch wenn einige wie das Glitzer-Verbot 2023 groß diskutiert wurden. Der Wille ist da. Allen positiven Veränderungen zum Trotz fürchten viele Unverpackt-Läden um ihre Existenz. Laut Branchenverband haben 2023 35 Läden schließen müssen. Gleichzeitig haben nur 5 neue Geschäfte geöffnet.
Eine Hürde für den unverpackten Einkauf: Vielen Menschen ist er zu umständlich. Wer in einem Unverpackt-Laden einkauft, sollte vorzugsweise eigene Verpackungen mitbringen. Schnell mal nach der Arbeit vorbeischauen und das Nötigste einkaufen? Nicht immer so einfach möglich, ein wenig mehr Planung gehört dazu.
Auch der Preis ist ein entscheidender Aspekt, gerade in der derzeitig für viele angespannten finanziellen Situation: 51 Prozent der Deutschen sagen, unverpackt einzukaufen sei ihnen zu teuer. Im direkten Vergleich bewahrheitet sich die Sorge, dass nachhaltig teurer ist, nur bedingt. Konsument:innen, die regulär zu bio oder regionalen Produkten greifen, werden keinen oder kaum Veränderungen bei ihren Einkaufsrechnungen bemerken.
Das übergeordnete Problem liegt vielmehr bei den stetig steigenden Lebensmittelpreise: seit Mai 2023 gab es einen Preisanstieg von 14,9 Prozent über die gesamte Produktpalette hinweg, bei Molkerei und Eiern ist es sogar noch mehr. In der aktuellen Krise rund um Inflation und explodierende Preise sind nur Wenige bereit, einen Aufpreis für Nachhaltigkeit zu zahlen.
Ein Trend ohne Zukunft?
Die Lage ist aber nicht völlig verloren: Die Mehrheit der Befragten denkt, dass das Konzept unverpackt Zukunft hat. 70 Prozent glaubt an eine plastikfreie Zukunft im Einzelhandel. Es ist keine Frage des Bewusstseins sondern der Alltagstauglichkeit und Liquidität. Nachhaltigkeit wird von vielen noch als Luxus gesehen; ein Luxus, der in der Krise schlichtweg weichen muss. Um zu bestehen, muss sich die Zukunft also noch ein wenig näher an der Gegenwart orientieren.
Wenn du mehr zum dem Thema erfahren möchtest, kannst du dir hier die Studie von YouGov kostenlos herunterladen.
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