Wirtschaft

Wegen Fachkräftemangel: Griechenland führt ab Sommer 6-Tage-Woche ein

6-Tage-Woche, Arbeit, Unternehmen, Griechenland, Europa, Arbeitsgesetz, Gesetzgebung, EU, Arbeitgeber, Arbeitnehmer, Angestellte
Adobe Stock/Olga
geschrieben von Beatrice Bode

Während in Deutschland über eine Wochenarbeitszeit von nur vier Tagen diskutiert wird, führt Griechenland die 6-Tage-Woche ein. Der Grund: Fachkräftemangel. 

Griechenland führt ab dem 1. Juli 2024 gesetzlich die 6-Tage-Woche ein. Grund dafür ist der anhaltende Fachkräftemangel im Land. Wie griechische Medien berichten, haben vor allem Unternehmen, die nach einem 24/7-Rotationschichtplan arbeiten und für ihr Personal die Fünf-Tage-Woche anwenden, Probleme, neue qualifizierte Angestellte zu finden.

Die neue Regelung gilt künftig für Unternehmen des privaten und öffentlich kontrollierten Sektors. Angestellte können jedoch offiziell frei wählen, ob sie fünf oder sechs Tage am Stück arbeiten wollen. Verbeamtete Menschen betrifft das neue Gesetz nicht.


Neue Stellenangebote

Growth Marketing Manager:in – Social Media
GOhiring GmbH in Homeoffice
Senior Social Media Manager:in im Corporate Strategy Office (w/d/m)
Haufe Group SE in Freiburg im Breisgau
Social Media Content Creator (m/w/d)
KLINIK BAVARIA Kreischa / Zscheckwitz in Kreischa

Alle Stellenanzeigen


115 Prozent Aufschlag: So funktioniert die 6-Tage-Woche in Griechenland

Vor allem Angestellte aus zwei Kategorien von Unternehmen haben künftig die Möglichkeit, an sechs Tagen zu arbeiten. Zur ersten Gruppe gehören Betriebe, die rechtmäßig 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche im Wechselschichtsystem operieren. Außerdem können Unternehmen, die zwar nicht im Dauerbetrieb, sondern in 24-Stunden-Schichten arbeiten, in Ausnahmefällen von der neuen Regelung Gebrauch machen.

Die Beschäftigung am sechsten Tag darf für beide Kategorien acht Stunden allerdings nicht überschreiten. Gleichzeitig sind Überstunden und Mehrarbeit der Arbeitnehmer am sechsten Tag verboten. Arbeitgeber müssen zusätzlich eine Vergütung von 40 Prozent des Tageslohns für den sechsten Tag zahlen. Fällt er auf einen Sonn- oder Feiertag, stehen Betroffenen zusätzlich 75 Prozent Aufschlag zu. Das entspricht also einem Zusatzlohn von maximal 115 Prozent.

Griechenland versichert, dass die Schutzbestimmungen für die Arbeitszeit der Angestellten eingehalten werden. Auch die Vorschriften für Gesundheit und Sicherheit gemäß der EU-Richtlinie 2003/88 gelten weiterhin. So seien tägliche und wöchentliche Ruhezeiten garantiert. Außerdem dürfen Angestellte die durchschnittliche wöchentliche Höchstarbeitszeit von 48 Stunden innerhalb eines Zeitraums von vier Monaten nicht überschreiten.

Griechen wünschen sich Vier-Tage-Woche

So gut die möglichen Aufschläge auch klingen mögen: Wie eine Umfrage des Jobportals „kariera.gr“ zeigt, wünschen sich 55 Prozent der griechischen Jobsuchenden offenbar eher eine Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich. Das geht aus einem Bericht des Focus hervor. Insgesamt 45 Prozent bevorzugen die Fünf-Tage-Woche, würden sich jedoch über eine Lohnerhöhung von 20 Prozent freuen.

Die gesetzliche Einführung der 6-Tage-Woche sei allerdings eine Maßnahme, um die Gesetzgebung an die Realität anzupassen, heißt es im Bericht weiter. Viele Griechen bräuchten zwei oder mehr Jobs, um sich über Wasser zu halten. Dabei arbeiten sie oft für die gleichen Arbeitgeber.

Die deklarieren jedoch nicht alle abgeleisteten Stunden offiziell. Mit dem neuen Gesetz könnte demnach vor allem der Staat profitieren, der höhere Sozialabgaben und Steuern durch weniger illegal geleistete Überstunden erhält. Griechenland hatte zuletzt immer wieder Anpassungen des Arbeitsgesetzes vorgenommen.

Dazu gehörten erhöhte tägliche Tages- und Wochenarbeitszeiten. Deshalb kam es schon 2023 zu Streiks im Land. Am 17. April 2024 rief der Dachverband der Gewerkschaften GSEE zum Generalstreik auf. Grund dafür waren die stetig wachsenden Lebenshaltungskosten. Das Motto: „Die Preise sind oben bei Gott, unsere Löhne unten im Tartaros.“

Auch interessant:

Über den Autor

Beatrice Bode

Beatrice ist Multi-Media-Profi. Ihr Studium der Kommunikations - und Medienwissenschaften führte sie über Umwege zum Regionalsender Leipzig Fernsehen, wo sie als CvD, Moderatorin und VJ ihre TV-Karriere begann. Mittlerweile hat sie allerdings ihre Sachen gepackt und reist von Land zu Land. Von unterwegs schreibt sie als Autorin für BASIC thinking.

Kommentieren