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Wenn wir das Bargeld abschaffen, verlieren wir Unabhängigkeit und Freiheit

Bargeld abschaffen
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geschrieben von Fabian Peters

Bargeld verliert an Bedeutung. Es gibt zwar keine offiziellen Pläne, Banknoten und Münzen abzuschaffen. Allerdings fordern immer mehr Menschen aus Politik und Wirtschaft Obergrenzen, die Angst vor einer Abschaffung wecken. Dadurch würden wir Unabhängigkeit und Freiheit verlieren. Ein Kommentar. 

Neulich im Supermarkt: Zahlreiche Leute verlassen wutentbrannt den Laden. Ihre teilweise randgefüllten Einkaufswagen lassen sie einfach stehen. Andere zücken ihr Portemonnaie und kramen wild darin herum.

„Es tut uns Leid“, brüllt eine Kassiererin durch den halben Laden: „Aktuell ist keine Kartenzahlung möglich“. Das Internet war ausgefallen. Da ich kein Bargeld dabei habe, überlege ich, was ich nun tuen soll: Mit dem wütenden Mob den Laden verlassen, oder? Ich habe Zeit und entschließe mich zu warten. Nach circa fünf Minuten funktionieren die Kartenlesegeräte wieder.


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Bargeld abschaffen? Das ist keine gute Idee!

Zugegeben: Die Situation ist noch einmal relativ glimpflich ausgegangen. Es hätte aber auch schlimmer kommen können. Denn digitale und technische Systeme drohen in Zeiten von Cyberangriffen oder bei Stromausfällen immer wieder auszufallen.

Auch deshalb dürften viele Menschen Bargeld bevorzugen. Statistiken zufolge befinden sich zwar vor allem mobile Zahlungsmethoden per Smartphone auf dem Vormarsch (18 Prozent).

Allerdings ist Bargeld mit einem Anteil von über 70 Prozent nach wie vor das am häufigsten genutzte Zahlungsmittel in Deutschland. Zahlungen per EC- und Kreditkarte stagnieren seit einigen Jahren hingegen bei 30 Prozent.

Bargeld ist Anonymität und Freiheit

Wenn Bargeld abgeschafft werden würde, liefen wir Gefahr, dass wir uns von digitalen und technischen Systemen abhängig machen – zulasten unserer Freiheit. Banknoten und Münzen sind außerdem anonym. Wir können uns davon Dinge kaufen, ohne dass jemand nachvollziehen kann, was wir wann damit gemacht haben.

Das Thema Anonymität spielt hierzulande zwar kaum eine Rolle. Autoritäre Staaten wie China offenbaren aber, dass sie den Zahlungsverkehr ihrer gläsernen Bürger genau im Blick haben. Auch viele Unternehmen haben ein Interesse an unseren Zahlungsdaten, um etwa Werbung zu betreiben.

Außerdem bergen digitale Zahlungsmethoden stets das Risiko, dass Kriminelle unsere Daten erbeuten. Mobile Payment und EC- sowie Kreditkarten sind zwar äußerst praktisch. Bargeld sollte jedoch stets eine Alternative darstellen und keinesfalls abgeschafft werden. Eine Debatte um Obergrenzen erscheint zudem sinnfrei.

Denn Experten stehen dem erklärten Ziel, Geldwäsche und kriminellen Machenschaften durch Bargeldobergrenzen zu bekämpfen, kritisch gegenüber. Außerdem gibt es keine Evidenz, ob dies überhaupt eine positive Auswirkung hätte. Da Kriminelle ihre Machenschaften vermutlich ohnehin eher über Scheinfirmen abwickeln, dürfte eine Bargeldabschaffung allenfalls eine geringe positive Wirkung zeigen – zulasten unserer Unabhängigkeit und Freiheit.

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Über den Autor

Fabian Peters

Fabian Peters ist seit Januar 2022 Chefredakteur von BASIC thinking. Zuvor war er als Redakteur und freier Autor tätig. Er studierte Germanistik & Politikwissenschaft an der Universität Kassel (Bachelor) und Medienwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin (Master).

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