Elon Musk hat sich im US-Wahlkampf als glühender Trump-Anhänger geoutet. Er hat sein Geld und seinen Einfluss genutzt, um die Republikanische Partei zu unterstützen. Doch Musk soll auch gezielt die Algorithmen seiner Plattform X (ehemals Twitter) geändert haben, um die US-Wahl zu beeinflussen.
Elon Musk hat Donald Trump offiziell im Wahlkampf unterstützt. Berichten zufolge soll er über 200 Millionen US-Dollar investiert haben, um Trump zur Wiederwahl zu verhelfen. Nach seinem Sieg hat der designierte US-Präsident dem Tech-Milliardär einen Regierungsposten in Aussicht gestellt.
Musk soll eine neu gegründete Abteilung, das sogenannte „Department of Government Efficiency“ (DOGE), leiten und Kosten innerhalb der Regierung senken. Sein Einfluss dürfte damit weiter wachsen. Dabei hatte Elon Musk diesen bereits wiederholt geltend gemacht, um Dinge zu seinen Gunsten zu lenken – so offenbar auch im Zuge der US-Wahl.
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Elon Musk hat X-Algorithmen geändert, um US-Wahl zu beeinflussen
Bereits vor seiner Twitter-Übernahme hat Elon Musk regelmäßig mit Tweets für Aufsehen gesorgt, die die Kurse von bestimmten Aktien oder Kryptowährungen in die Höhe schnellen ließen. Der Vorwurf: gezielte Manipulation. Doch inwiefern nutzt Musk die Plattform für seine politischen Interessen, nachdem er sie Ende Oktober 2022 übernommen hatte?
Diese Frage haben sich auch Timothy Graham von der Queensland University of Technology in Brisbane und Mark Andrejevic von der Monash University in Melbourne gestellt. Ein aktuelles Forschungspapier der Wissenschaftler deutet darauf hin, dass die X-Algorithmen im Zuge der US-Wahl zugunsten von Elon Musk und einigen Republikaner-Accounts angepasst wurden.
Graham und Andrejevic räumen zwar ein, dass die Ergebnisse vorläufig sind, betonen jedoch, dass sie wichtige Fragen“ zu den möglichen Auswirkungen algorithmischer Anpassungen auf den öffentlichen Diskurs und die „Neutralität“ von Social-Media-Plattformen als Informationsträger“ aufwerfen.
In Phase eins ihrer Studie konzentrierten sich die Forscher auf Musks persönlichen Account, während sie in Phase zwei die Accounts von Republikanern und Demokraten miteinander verglichen.
X-Account von Elon Musk: Auffälliger Reichweitenanstieg im Zuge der US-Wahl
Die Forscher wendeten eine spezielle statistische Methode namens CUSUM (Cumulative Sum) an, um feststellen zu können, ob der Account von Elon Musk im Zuge der US-Wahl verstärkt wurde. Das Ergebnis: Kurz nachdem Musk öffentlich einräumte Donald Trump unterstützen zu wollen, sei die Sichtbarkeit von seinen X-Beiträgen um 138,7 Prozent gestiegen.
Im Vergleich zu den Basisaufrufen anderer Konten hätte der Account von Elon Musk bereits zuvor eine deutlich höhere Anzahl an Basisaufrufen aufgewiesen. Den Forschern zufolge ist der plötzliche Reichweitenanstieg kein Zufall. Denn sie konnten nachweisen, dass dieser Trend auch nach dem 13. Juli 2024 relativ konstant anhielt. An diesem Tag wurde publik, dass Elon Musk Donald Trump im Wahlkampf unterstützen wolle.
Timothy Graham und Mark Andrejevic kommen deshalb zu dem Schluss, dass dies auf die „Möglichkeit einer algorithmischen Priorisierung oder Voreingenommenheit hinweisen könnte, die Musks Inhalte in Bezug auf die Sichtbarkeit auf der Plattform und das Engagement der Nutzer vorteilhaft positioniert.“
Pro-republikanische Voreingenommenheit auf X
In der zweiten Phase ihrer Studie verglichen die Forscher zahlreiche Accounts von Republikanern und Demokraten, um etwaige Unregelmäßigkeiten ermitteln zu können. Dazu werteten sie 56.184 Beiträge, die zwischen dem 1. Januar und dem 25. Oktober 2024 veröffentlicht wurden, mit einem Statistik-Tool aus.
Das Ergebnis: Einen Tag nachdem öffentlich wurde, dass Elon Musk Donald Trump im Wahlkampf unterstützen wolle, stellten die Studienautoren „eine plattformweite Veränderung“ fest. Diese sei jedoch nicht zwangsläufig auf eine direkte Anpassung der Algorithmen einzelner Accounts von Republikanern zurückzuführen.
Die Ergebnisse würden den Forschern zufolge jedoch zeigen, dass auf X eine pro-republikanische Voreingenommenheit herrsche – und zwar bereits bevor Elon Musk öffentlich machte, dass er Donald Trump im Wahlkampf unterstützen wolle. Es sei möglich, dass die Erhöhung von Musks persönlichem Account zu einer erhöhten Reichweite republikanischer Accounts geführt habe.
X ist nicht neutral
Joe Bak-Coleman, Forscher am Center for the Advanced Study of Collective Behavior an der Universität Konstanz, hat die Preprint-Studie aus Australien gelesen. Gegenüber dem Online-Portal Techpolicy äußert er:
Die Autoren heben ein überzeugendes Muster und eine faszinierende Erklärung dafür hervor, warum es aufgetreten ist. Die Autoren sind die ersten, die zugeben, dass es angesichts der begrenzten Datenmenge schwer ist, mit Sicherheit festzustellen, ob dies absichtlich geschah oder eine Eigenart eines verzerrten Algorithmus war.
Laut Bak-Coleman müsse öffentlich erkennbar sein, „dass X nicht ideologisch neutral ist, was das Design, die Moderation und die Möglichkeiten der Plattform angeht“.
Auch interessant:
Am 13. Juli ist noch etwas anderes passiert, was viel wahrscheinlicher die Interaktionen auf Twitter beeinflusst hat: Das versuchte Attentat auf Trump.
Dieses Ereignis wird in der Studie (und auch in dem Artikel hier) aber ignoriert.
Ich halte es aber für sehr gravierender als die Unterstützungserklärung durch Musk. Eine seriöse Studie würde ein so einschneidendes Ereignis wie ein Attentat (!) berücksichtigen.
Die Schlussfolgerungen aus der Studie und auch in den Artikel hier sind daher wertlos.
Meines Erachtens ist dieser Artikel nicht ausgewogen und die Überschrift sogar irreführend.
Da steht nämlich „Elon Musk hat Twitter-Algorithmen geändert, um die US-Wahl zu beeinflussen“, aber im Artikel selbst wird nur gesagt, dass das Paper „darauf hindeutet“ und „vorläufig“ sei. (Was auch immer das genau bedeuten soll.) Dadurch entsteht der Eindruck, es gäbe klare Beweise, was jedoch nicht der Fall ist.
Das im Artikel erwähnte Paper ignoriert außerdem wichtige externe Faktoren, was die Seriosität des Papers infrage stellt:
Zum Beispiel wurde Donald Trump direkt vor Musks Unterstützung Opfer eines Attentats, was weltweit eine riesige Medienaufmerksamkeit auslöste und zu einer höheren Interaktionsrate auf sozialen Medien geführt haben dürfte.
Musks Unterstützung für Trump hat ihn außerdem zu einem Gesprächsthema gemacht – sowohl bei Republikanern, bei konservativen Medien als auch bei Trumps Gegnern.
Das bedeutet, dass er und seine Aussagen viel öfter zitiert wurden, was natürlich zu mehr Interaktionen führt. Und mehr Interaktionen auf X bedeuten mehr Reichweite. Warum wird das im Paper nicht berücksichtigt? Es wäre doch mehr als naheliegend.
Mir kommt es so vor, als würde der Artikel Musk in ein schlechtes Licht rücken. Warum wird nicht erwähnt, dass auch andere prominente Persönlichkeiten, wie Bill Gates, Kamala Harris mit 50 Millionen US-Dollar unterstützt haben – und damit ebenfalls massiv in die Wahl eingegriffen haben?
Das zeigt doch, dass solche politischen Einflussnahmen weder ungewöhnlich noch problematisch sind. Es ist ganz normal, dass sich einflussreiche Persönlichkeiten – egal welcher politischen Richtung – für die Kandidaten ihrer Wahl starkmachen.
Und das tun nicht nur Republikaner: Auch bei den Demokraten gibt es zahlreiche Beispiele, wie Milliardäre, Musik-Stars und auch ein großer Teil von Hollywood die Demokraten unterstützen – sei es finanziell oder mit Wahlempfehlungen. Das ist einfach Teil des Spiels in der US-Politik, auch wenn man das kritisch sehen kann.
Der Anstieg der Interaktionen kann durch viele verschiedene Faktoren erklärt werden, die nichts mit einer gezielten Algorithmusänderung zu tun haben. Wer so eine weitreichende Behauptung wie in der Überschrift aufstellt, sollte diese auch mit klaren Beweisen untermauern – und genau das fehlt hier leider.