Rund 2,5 Milliarden Menschen weltweit nutzen WhatsApp. Viele davon aus Gewohnheit, Bequemlichkeit oder Gruppenzwang. Denn Gründe, die App zu nutzen, gibt es immer weniger – sie zu löschen dafür umso mehr. Ein Kommentar.
WhatsApp hat eine Metamorphose durchlaufen – und zwar rückwärts. Denn die App wird seit einigen Jahren vor allem eines: immer schlechter. Spätestens seit dem zweiten Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump sollte der Messenger aber endgültig auf der digitalen Müllhalde landen.
Denn: Mutterkonzern Meta schaltet mittlerweile nicht nur Werbeanzeigen im „Status“- und „Kanäle“-Bereich, sondern Unternehmens-Chef Mark Zuckerberg hat sich offenbar vollends auf Trump-Kurs begeben. Das verdeutlicht, dass Plattformen wie WhatsApp alles andere als neutral sind.
Ist das der Anfang vom Ende von WhatsApp?
„No Ads, no Games, no Gimmicks“, so blickte WhatsApp-Mitgründer Jan Koum einst voller Stolz auf den Messenger. Nachdem Facebook das Unternehmen 2014 übernommen hatte, dürfte sein Stolz spätestens jetzt der Ernüchterung gewichen sein. Denn WhatsApp will seine App mit Werbung fluten.
Das Versprechen lautet zwar, dass private Chats verschont bleiben sollen. Doch ob das so bleiben wird? Unklar! Was hingegen klar ist: WhatsApp-Nutzer sind künftig mehr Ware denn je – zumal sie ohnehin schon mit ihren Daten zahlen. In puncto Gimmicks und Funktionen platzt die Plattform derweil ohnehin aus allen Nähten.
Denn aufgrund von Status, Channels, Update-Tabs, Business-Tools und Direktnachrichten von WhatsApp selbst müssen sich Nutzer mittlerweile durch eine regelrechte Funktionswüste kämpfen, um den ursprünglichen Gedanken der App nutzen zu können: den persönlichen Austausch mit Freunden und Familie.
Hinzu kommt, dass Donald Trump seine Macht nach seinem erneuten Amtsantritt mehr denn je ausnutzt, um Unternehmen wie Meta, Google und Apple zu beeinflussen – gar politisch zu lenken. Und die Big Tech-Bosse? Spielen brav mit. Meta-Boss Mark Zuckerberg hat Trump sogar öffentlich um Hilfe gebeten, um Datenschutz-Gesetze der EU zu umgehen.
Warum bist du eigentlich noch bei WhatsApp?
Von zusätzlichen Zöllen bis zu einer gezielten Abschaltung US-amerikanischer Dienste wie WhatsApp in Europa könnte Trump im Zoll-Streit mit der EU zu verschiedenen Druckmitteln greifen. Meta wäre gut beraten, nicht die EU als Bedrohung zu sehen , sondern Trump. Denn: Ein Stelldichein mit dem US-Präsidenten könnte massive finanzielle Verluste für das Unternehmen mit sich ziehen.
Microsoft scheint hingegen intelligenter zu agieren. Der Windows-Konzern will etwa Datenzentren in der EU nutzen, um hiesigen Gesetzen gerecht zu werden und europäischen Nutzern Datenschutz zu garantieren, indem US-Behörden keinen Zugriff erhalten. Meta-Chef Mark Zuckerberg scheint kein Rückgrat dafür zu haben.
Das größte Problem ist aber, dass WhatsApp als Messenger ein Monopol aufgebaut hat, das Nutzer qua Gewohnheit, Bequemlichkeit oder Gruppenzwang dazu drängt, die App weiterhin zu nutzen. Das hat auch die EU erkannt und das Unternehmen per Gesetz dazu gezwungen, seinen Dienst für Alternative Anbieter wie Signal und Threema zu öffnen.
Doch die wollen ihre Apps aus Datenschutzgründen nicht für WhatsApp öffnen. Das offenbart einerseits die digitalen Abgründe der Meta-Plattform. Andererseits aber auch die mangelnde Digitalkompetenz der EU. Tatsache ist hingegen, dass viele Nutzer nicht merken, wie sehr sie sich einer politisch und kapitalistisch gelenkten Plattform hingeben.
Denn: An der Oberfläche bleibt WhatsApp vertraut, während unter der Haube äußerst fragwürdiges passiert. Die Frage „Warum bist du eigentlich immer noch bei WhatsApp?“ ist deshalb mehr Aufforderung denn Provokation.
Hinweis: Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Kommentar. Das ist eine journalistische Darstellungsform, die explizit die Meinung des Autors und nicht des gesamten Magazins widerspiegelt. Der Kommentar erhebt keinen Anspruch auf Sachlichkeit, sondern soll die Meinungsbildung anregen und ist als Meinungsbeitrag durch Artikel 5 des Grundgesetzes geschützt.
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