Die Bundesregierung hat sich auf die Einführung einer neuen Förderung von Elektroautos geeinigt. Bezieher von kleinen und mittleren Einkommen sollen Zuschüsse bei der Anschaffung erhalten. Das Programm soll 2026 starten. Vieles ist aber noch unklar.
Neue E-Auto-Förderung kommt
- Nachdem der sogenannte Umweltbonus, eine bundesweite Kaufprämie für E-Autos, Ende 2023 abrupt endete, ist der Absatz von Elektroautos massiv eingebrochen. Aufgrund eines Urteils des Bundesverfassungsgerichts, das zu einem Haushaltsdefizit führte, strich die damalige Ampel-Koalition die Prämie rund ein Jahr früher. Die CDU hatte damals Klage eingereicht.
- Für das neue Förderprogramm der schwarz-roten Bundesregierung sollen drei Milliarden Euro aus dem EU-Klimasozialfonds und dem Klima- und Transformationsfonds bereitgestellt werden. Haushalte mit kleinen und mittleren Einkommen sollen finanzielle Unterstützung beim Wechsel auf emissionsfreie Fahrzeuge erhalten. Ziel der Bundesregierung sind sozial ausgewogene Kaufanreize für E-Autos, um die Mobilitätswende zu beschleunigen – offenbar sogar für Gebrauchte.
- Zusätzlich zur neuen Förderung will die Bundesregierung die Kfz-Steuerbefreiung für Elektroautos über 2030 hinaus um weitere fünf Jahre verlängern. Mit dem sogenannten Masterplan Ladeinfrastruktur 2030 soll die Ladeinfrastruktur ausgebaut werden.
E-Auto-Förderung: Kaufprämie oder Leasing-Unterstützung?
Die Bundesregierung will die private Anschaffung von Elektroautos wieder fördern, obwohl sich Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) im Wahlkampf noch wiederholt gegen erneute Subventionen ausgesprochen hatte. Die vollmundigen Worte aus Berlin sind jedoch leise wie ein E-Motor. Denn viele Details sind noch unklar.
Darunter: Die konkrete Förderhöhe für Verbraucher sowie eine präzise Umschreibung der Anspruchsberechtigten. Möglicherweise könnte das Bruttogehalt als Maßstab herangezogen werden. Ebenfalls unklar: Ob es sich um eine Kaufprämie, die über die Händler abgerechnet wird, oder um eine Leasing-Unterstützung wie etwa in Frankreich handeln wird.
Letzteres dürfte die Autoindustrie wohl am meisten freuen, da Verbraucher damit nach einer gewissen Zeit wieder beim Händler vor der Tür stehen. Die drei Milliarden Euro an Fördermitteln sind zwar keine Peanuts, auch wenn sie über vier Jahre verteilt werden.
Es wäre aber sinnvoll gewesen, einen Teil dieser Summe zu investieren, um den Strom an Ladesäulen günstiger und den Preis einheitlicher zu gestalten. Denn: Das würde die Elektromobilität im Alltag attraktiver machen – auch für jene, die keine Chance auf eine Förderung hatten.
Stimmen
- Bundeskanzler Friedrich Merz zum neuen Förderprogramm: „Der Weg zur Elektromobilität ist eröffnet. Dieser Weg wird weitergehen, und Elektromobilität wird voraussichtlich die zentrale Antriebstechnologie der nächsten Jahre sein. Dieser Weg wird konsequent von der Industrie und mit Unterstützung der Belegschaften weitergegangen, aber auch mit dem klaren Commitment der Politik in Deutschland und in Europa. Dies ist sozusagen die Hauptstraße, auf der gefahren wird.“
- Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie, fordert Tempo bei der Umsetzung: „Wie weit die angekündigten Kaufanreize der Automobilindustrie helfen können, ist noch unklar. Es gilt jetzt eine langwierige Diskussion um die Ausgestaltung zu vermeiden und rasch Klarheit zu schaffen, um Kaufzurückhaltung zu vermeiden und den Markt nicht abzuwürgen. Kurzfristige Strohfeuer helfen weder den Verbrauchern noch der Industrie und dem Klimaschutz.“
- Auto-Papst Ferdinand Dudenhöffer hat sich gegenüber der NOZ skeptisch geäußert: „Ganz nett, aber löst nicht unsere Probleme. Sozialprogramme führen unsere Autoindustrie nicht in die Zukunft, sondern nur harte Schnitte, um unsere Kosten zu senken. Wir sollten uns um die Welt kümmern, um unsere Industrie in die Zunft zu bringen. Die Autoindustrie in Deutschland erstickt an unserer miserablen Wettbewerbsfähigkeit. 30.000 Elektroautos retten uns nicht.“
Wann kommt die neue Förderung für Elektroautos?
Sollte das neue Förderprogramm für E-Autos 2026 tatsächlich starten, wird es sich in einem veränderten Markt behaupten müssen. Während chinesische Autobauer auf dem Vormarsch sind, verzeichnen die deutschen Hersteller massive Absatzrückgänge in Fernost – vor allem bei der E-Mobilität.
Das Problem: Audi, BMW und Mercedes haben die Entwicklung von erschwinglichen Elektroautos verpennt. Stattdessen setzen die deutschen Autobauer in sämtlichen Bereichen auf immer größer und teurer werdende SUV. Unter den zehn günstigsten Stromern in Deutschland befinden sich etwa gerade einmal zwei deutsche Fahrzeuge.
Bei den Absatzzahlen dürften also eher andere profitieren. VW könnte mit der VW ID. Every1 für 20.000 Euro (ab 2027) und dem VW ID. 2all für 25.000 (ab 2026) gerade noch die Kurve bekommen. Für einige Verbraucher dürfte die Förderung zwar ganz nett sein.
Die deutsche Autoindustrie wird sie aber nicht retten und die Mobilitätswende nur bedingt ankurbeln. Einheitlichere Ladetarife und günstigerer Strom an Ladesäulen wäre eine sinnvolle Ergänzung, von der nicht nur alle profitieren würden, sondern die auch die Elektromobilität attraktiver machen würde.
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