Das sogenannte Heizungsgesetz hat von Beginn an die Gemüter erhitzt. CDU und CSU wollen es laut Koalitionsvertrag abschaffen. Nach einem halben Jahr Schwarz-Rot mehren sich die Stimmen gegen eine Abschaffung. Denn: Das Streitobjekt der Ampel-Koalition scheint gut zu funktionieren. Eine kommentierende Analyse.
Es gibt kein Heizungsgesetz in Deutschland
- Strenggenommen gibt es in Deutschland gar kein Heizungsgesetz. Der Begriff wird oft aber synonym zum Gebäudeenergiegesetz (GEG) verwendet. Es wurde 2020 vom vierten Merkel-Kabinett verabschiedet. Wenn von der Abschaffung des Heizungsgesetzes die Rede ist, ist wohl Paragraf 71 des GEG gemeint – also nur ein kleiner Teil. Er schreibt vor, dass eine neue Heizung mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien einbinden muss.
- Die GEG-Novelle, die als Heizungsgesetz bekannt ist, war von Anfang an umstritten. Der Grund: mangelnde Kommunikation. Einerseits zwischen den damaligen Koalitionspartnern der Ampelregierung. Andererseits aufgrund inhaltlicher Mängel und Widersprüche. Auch die Medien haben zur Verunsicherung beigetragen. Viele glaubten etwa, dass sie ihre Heizung sofort gegen eine Wärmepumpe austauschen müssten, obwohl das nie vorgesehen war.
- Die Union hat das sogenannte Heizungsgesetz zu einem Wahlkampfthema gemacht. CSU-Chef Markus Söder sprach Anfang November 2025 erneut davon, es abschaffen zu wollen – obwohl mittlerweile sowohl Handwerker als auch Heizungsbauer dagegen sind.
Warum das Heizungsgesetz nicht abgeschafft werden kann
Da es eigentlich kein Heizungsgesetz gibt, hat die Union ihr Ziel bereits erreicht. Das Wirtschaftsministerium hat derweil ein Eckpunktepapier angekündigt, um das Gebäudeenergiegesetz zu ändern. Von einer Abschaffung des Paragrafen 71 ist aber selbst im Wirtschaftsministerium nicht die Rede.
Ministerin Katherina Reiche (CDU) will stattdessen am 65 Prozent-Ziel rütteln. Das dürfte juristisch aber kompliziert werden, da Deutschland sich den Klimazielen der EU verpflichtet hat und der Gebäudesektor beim Klimaschutz bislang eher schlecht da stand. Ein zu starkes Rütteln am 65 Prozent-Ziel würde erhebliche Strafzahlungen mit sich ziehen.
Zudem hat Deutschland mittlerweile Technik, Handwerker und Industrie umgestellt, um den Vorgaben gerecht zu werden. Auch bei den Fördermitteln gibt es eigentlich kaum Spielraum. Denn: Wärmepumpen konkurrieren mit Gasheizungen und den Gaspreisen.
Da Strom in Deutschland aufgrund hoher Steuern und Netzentgelte relativ teuer ist, wurde die Förderung bewusst angesetzt. Wären die Strompreise geringer, bräuchte es auch weniger Fördermittel. Statt Strom für Verbraucher günstiger zu machen, hat Schwarz-Rot paradoxerweise die Gasumlage abgeschafft und damit Gas günstiger gemacht.
Stimmen
- Martin Sabel, Chef vom Bundesverband Wärmepumpe (BWP), gegenüber ntv: „Die Heizungsbauer sind gegen die Abschaffung. Die Handwerker auch. Wärmepumpen schaffen Wertschöpfung und Arbeitsplätze. Die Menschen kaufen die Geräte. Es gibt keinen Grund, das Gesetz abzuschaffen. Man muss sich wirklich fragen, wem die Politik damit einen Gefallen tun will.“
- CSU-Chef Markus Söder bekräftigte in einem Interview mit dem ZDF Anfang November 2025: „Es gilt der Koalitionsvertrag, und es wird nur beschlossen, was im Rahmen des Koalitionsvertrages ist. Deswegen ist da kein Hin und Her. Deshalb gilt der Grundsatz: Das Heizungsgesetz wird abgeschafft.“
- Michael Hilpert, Chef des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima, sprach sich gegenüber dem RND gegen eine Abschaffung aus: „Die Fehler der Ampel dürfen sich nicht wiederholen. Verbraucherinnen und Verbraucher brauchen jetzt Verlässlichkeit – keine neuen politischen Debatten“.
Politik sorgt für Verunsicherung
Wer glaubt, dass ein Festhalten an Verbrennern oder Gasheizungen der Industrie liegen, der irrt. Denn andere Länder überholen Deutschland bereits in puncto Zukunftstechnologie. Dieses Schicksal ist der Solarindustrie bereits ereilt, nachdem Fördermittel von der damaligen schwarz-gelben Koalition gestrichen wurden.
Seitdem reibt vor allem China sich die Hände. Bei der E-Mobilität könnte man gerade noch so die Kurve bekommen, wenn man das sogenannte Verbrenner-Aus nicht so über den Haufen wirft, dass es der Wirtschaft in Form von Verunsicherung mehr schadet denn hilft.
Wärmepumpen sind hingegen Ingenieurskunst „Made in Germany“. Aktuell ist die Bundesregierung aber dabei auch hier eine Schritt rückwärts zu machen und einen globalen Trend aus den Händen zu geben.
Handwerker und Heizungsbauer beklagen teilweise zwar Umsatzeinbrüche. Diese dürften aber vor allem dem politischen Zick-Zack-Kurs geschuldet sein. Denn dieser sorgt vor allem für Verwirrung und Unsicherheit.
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