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meineSPD.net II

Ergänzung zum ersten Artikel über die Löschung eines Forums auf meineSPD.net (einem Social Network der SPD, das von oben so gut wie nicht getragen und beachtet wird, was ich intern aus gut informierten Quellen höre). Soweit ich das im Blog der SPD NRW lese, hat man das Forum tatsächlich wegen dem Titel „Keine Zukunft mit Kurt Beck!“ gelöscht. Ich hatte eher angenommen, man habe den Boss der SPD beleidigt. Aber das ist ziemlich dappisch, wegen einem Forentitel so vorzugehen, weil sich ein Großkopferter eventuell kritisiert fühlen könnte. Zudem habe ich nicht den Eindruck, dass der SPD Betonkopf da oben irgendwas draus lernen wird. Und der Punkt ist für mich viel entscheidender, als ein gelöschtes SPD-Forum, das mich persönlich null juckt. Ich muss nicht mal drauf wetten, dass man sich mehr Gedanken ob der schlechten Presse macht, statt sich gedanklich mit dem Netz auseinanderzusetzen. Aber klar doch verändert das Netz Kulturen, was denn sonst? Entweder mit oder ohne Beteiligung einer Partei. Schwache Leistung, Genossen! Ja, ich pauschalisiere, so what. Warum?

Weil ausgerechnet ein Jungo-Sozi den Schmarrn tatsächlich auch noch laut laut denkt:

Am meisten aber ärgert sich der Chef der nordrhein-westfälischen SPD-Nachwuchsorganisation darüber, dass „die konservative Presse die Geschichte nun genüsslich ausschlachten kann“.

Wie denkt dann erst ein altes Schlachtroß in den oberen Etagen?


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Tatsache ist, dass extrem wenige Politaktive über ihre lokalen und überregionalen Angelegenheiten wenigstens offen bloggen, wenn sie denn überhaupt bloggen würden. Warum sie bloggen sollten? Weil man sie damit als Person viel besser greifen kann, als nur eine olle Pressemeldung zu lesen, was die CDU/SPD oder welche Partei auch immer beschlossen haben? Weil wir eine repräsentative Demokratie haben? Ein Blog ist dazu ideal! Warum bloggen aber Parteiköpfe nicht? Schadet das der Karriere? Wovor hat man Bammel? Zeit kann es nicht sein. Technische Hürden? Ausrede! Was ist geiler als mit dem Wahlvolk zu sprechen, seine Überzeugungen zu vertreten, die schmerzhaften Kompromisse offen darzulegen, die Probleme aber auch die Auswirkungen der eigenen Politik anzusprechen? Statt intern den Hintern der Partei zu küssen? Die erste Pflicht gilt dem Bürger, die letzte Pflicht gilt dem Bürger, alles andere interessiert nicht. Weder Partei noch Karriere. Gibts denn keine Mutigen und Aufrechten da draußen, die sich dem Volk bloggend stellen? Wo sind die Politblogger, die aktiv am Parteileben teilnehmen und weniger PR verquatschen auf dem Blog, um die Leistungen der eigenen Partei zu verkaufen, denn echte Gespräche anbieten? Links?

Wer es gerne verkopfter hätte, was Politik mit dem Netz anstellen kann, dem kann ich nur wärmstens beide Einträge von Witte empfehlen:
Sind Parteien Social Networks?
Politik, Kritik und das Netz

Über den Autor

Robert Basic

Robert Basic ist Namensgeber und Gründer von BASIC thinking und hat die Seite 2009 abgegeben. Von 2004 bis 2009 hat er über 12.000 Artikel hier veröffentlicht.

19 Kommentare

  • Das sich gerade die SPD heute mit den Medien derart schwer tut verwundert schon, in der Vergangenheit initiierte man so manchen Verlag und nutzte die Medien. Aber unser Kanzler a.D., der nun gülden im Kanzleramt prangt, verbat sich nicht nur so manchen Bericht, sondern auch den Bericht zu Bericht – ein Beispiel das wohl Schule machte 🙂 Die Websozis veranstalteten ja ähnliches schon einmal mit meinparteibuch, insofern hat das wohl heute Tradition.

    Beim Rest hinken unsere Politiker wohl noch der Zeit hinterher, fragt sich nur ob man diese Propaganda auch noch quer verteilt durchs Netz möchte?

  • Ich denke das ist a) durchaus eine Zeitfrage aber b) vor allem eine Generationenfrage. Jemand um die 50 wird sich mit Blogs und dieser Hose-runter-Im-Netz-Mentalität schon schwer tun. Vor allem unterschätzen die Leute das einfach. Die meisten Politikern 40+ haben doch ledigliche ihre Mitarbeiter für den Computerkram. Das muss man einfach realisieren. Wenn ich meinem MdB eine Mail schreibe, dann grüße ich auch gleich die nette Mitarbeiterin, denn die Mail liest erstmal nur die… (menschlicher SPAMfilter, klar).

    Ich höre immer wieder eine Frage: Lohnt sich der Aufwand?
    Das ist der springende Punkt für Politiker. Gehe ich jetzt lieber eine halbe Stunde länger auf das Weinfest und plaudere mit Leuten oder blogge ich…?
    Wenn man die Dimension und das Potential von Blogs nicht kennt, geht man nen Schoppen trinken. Ganz einfach.

    Natürlich wäre es gerade für die Spitzenpolitiker ein echter Faktor, wenn sie ihre Politik so erklären würden. Ich denke das wird aber in ein paar Jahren normal sein.

    In Bayern ist ja gerade Wahlkampf. Mein Landtagskandidat bloggt nun seit einem Jahr. Es hat ihm sicher nicht geschadet. (Ok eine Klage gabs schon…). Aber dennoch muss man auch immer die Nutzerrelation in Betracht ziehen. Ein Wahlkreis im 150.000 Einwohnern – wieviele lesen davon politische Blogs? Ich sags mal so. Es ist schon nicht sooo viel 😉
    Und die regionale Presse ignoriert den Blog natürlich auch.

    Ich finde die Löschung in meineSPD.net auch nicht sinnvoll. Ich denke da wollte jemand von den Admins verhindern, dass in der Presse steht: „SPD Mitglieder organisieren Ablösung Becks im Internetforum…“ oder sowas. Die dumme Idee das zu löschen hat natürlich noch mehr Staub aufgewirbelt. (Manchmal ist die Dummheit der Menscheit unermesslich und irgendwie schlägt der Dopplereffekt in Parteien immer voll zu. Naja ok in jedem Verein eigentlich.)
    Ich bezweifle, dass da der Parteivorstand überhaupt etwas von mitbekommen hat. Jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, als die Presse das ausgeschlachtet hat.

    Was mich aber interessieren würde: Wie stellst du dir das öffentliche Politikbloggin vor? Was genau sollen Politiker bloggen, damit Leute sich das anschauen?

    Arbeitskreis-Berichte, Öffentliche Sitzungen, Antragsberatungen, Ankündigungen von Kandidaturen?
    Vieles geht ja ohne Probleme… aber vielleicht auch nicht alles.

    Bloggende SPDler:
    (Nicht geordnet nach Mandaten, Funktionen usw. Einfach was ich so kenne. Die bloggen aber nicht nur über Politik…)

    http://franzmaget.de/blog/
    http://blog.sowhy.de/
    http://www.thorsten-meyerer.de/blog/
    http://rueclou.cloupage.de/
    http://blog.koerber-becker.de/
    http://aberwarum.de/
    http://ulysses.streitzuege.de/
    http://stadtschneider.de/

  • „Wie denkt dann erst ein altes Schlachtroß in den oberen Etagen?“

    Robert, die denken nicht. Die lesen Umfrageergebnisse und richten, was nur noch sie selbst für Politik halten, an den Prozentpunkten der Meinungsforschungsinstitute aus. Speziell die SPD taumelt doch schon seit mehr als 20 Jahren von einem Extrem ins andere.

    „Gibts denn keine Mutigen und Aufrechten da draußen, … “

    Robert, die werden schon bei der Aufstellung der Kandidaten für die Wahlkreise und Wahllisten aussortiert. Gute Wahlkreise und Listenplätze bekommt, wer parteikonform ist und sonst niemand. Ausnahmen gibt es nur, wenn irgendeine Gruppe innerhalb der Partei für einen Deal „bezahlt“ werden muss. Manche Parlamentarier entwickeln ausnahmsweise Mut, wenn Sie in ihrer letzten Mandatsperiode sind und hinterher nicht noch in irgendeiner parteinahen Einrichtung unterkommen wollen.

    Ein ganz profanes Beispiel ist die Diskussion um die Pendlerpauschale. Reiner Populismus. Es stehen schließlich mal wieder Wahlen an. Steinbrück sollte mal Zahlen offenlegen, wie viele Mehreinnahmen der Bund durch die steigenden Benzinpreise an Mineralöl- und Mehrwertsteuer in diesem Jahr hat. Das wird still und leise mit Frohlocken eingesackt, an Stelle einfach mal die Mineralölsteuer zu senken und trotzdem keine Einnahmeverluste gegenüber der Planung zu haben.

    Stattdessen soll die Pendlerpauschale dann wieder über einen höheren Steuersatz „aufkommensneutral“ ersetzt werden. Alles Heuchler, von denen du in einem eigenen Blog nicht einen einzigen wahren Satz zu lesen bekommen würdest (wenn Sie denn überhaupt wissen, was ein Blog ist).

  • Was auch immer wer sich von oben in Bezug auf die Plattform meineSPD.net ausgedacht haben mag – er wird enttäuscht werden.

    Das ist tatsächlich ein Forum der Basis, in dem teilweise harsche Kritik geäußert wird (so man denn dämliche kontraproduktive auf Krawall angelegte Forentitel meidet).

    Zur Mobilisierung von Oben nach Unten taugt das gar nicht. Da auch keine Aktivitäten wie z.B. Beiträge der Parteispitzen vorhanden sind.

    Statt dessen tauscht sich dort die Basis aus – und die sieht vieles anders, als die Großkopferten. Möglich, dass dies ein Eigentor für zukünftig von oben erhoffte Kampagnen wird.

  • […] hatte gefragt, ob Ihr Blogs kennt, die von Parteimitgliedern betrieben werden, die aktiv am politischen Leben über eine offizielle Funktion teilnehmen (zB als gewählter Vertreter im Gemeinderat) und darüber bloggen. Meine damit weniger diejenigen, die womöglich lediglich Pressemeldungen verbloggen, sondern sich tatsächlich mit ihrem eigenem Kopf zu Wort melden, die Leser im Rahmen ihres politisches Wirkens einbinden, fragen, zweifeln, erklären. […]

  • Muss hier nochmal nachkommentieren, weil mir noch zwei eingefallen sind die ich noch nicht erwähnt habe: zum einen wäre da Heiko Hilker, MdL (medienpolitischer Sprecher und Mitglied der Linksfraktion im Sächsischen Landtag): http://www.pds-fraktion-sachsen.de/blog/

    und, aber das ist eher allgemein und ich hatte es zuerst nicht erwähnt weil ich dort selbst mitschreib und es mithin werbung wär: Linke Sach(s)en.

    Danke für den Trackback, Reply ist unterwegs 🙂

  • […] Forum gelöscht worden ist, diskutiert die bundesdeutsche Blog-Szene angestoßen etwa von Robert Basic nunmehr über Sinn und Unsinn, Qualität und Minderwertigkeit von Politblogs, genauer, […]

  • sorry nochmal, ich recherchiere dem thema immer noch hinterher und habe gesehen, das der Blog der Linksfraktion in Sachsen quasi eingestellt wurde. Ich schreib die Gründe später – aber ein Aufschrei wäre toll 🙂