Sonstiges

Klimawandel der deutschen Blogosphäre?

Global Warming, die Pole schmelzen, die Gletscher auch, die Meeresspiegel steigen, gigantische Teile der Erde versteppen. So das Schreckensszenario der Klimaforscher. Nun lese ich just heute drei Artikel, die auf das gleiche Thema eingehen, in dem Falle eben ob der deutschen Blogosphäre.

Bernd Röthlingshöfer schreibt: Deutsche Blogs im Sinkflug:

Mittlerweile erkennt man es in den deutschen Blogcharts auf einen Blick. Alle Blogs verlieren. Und zwar ihr wichtigstes Gut: die Links. Nahezu alle der in den Top 100 aufgeführten Top Blogger haben ihren Höhepunkt bereits überschritten, bei einigen ist der Sinkflug gewaltig.

Auf Netzwertig.com könnte man die Theorie ableiten, dass Twitter mit am Link-Klimawandel schuld sei, folgt man den Aussagen der Kommentierenden, u.a Frank Westphal von Rivva:


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Ich müsste tatsächlich mal ein statistisches Bild zeichnen, doch von dem, was ich hier sehe, haben die Vitalfunktionen und der Verlinkungsgrad dramatisch abgenommen. Selbst große Themen schwappen einfach nicht mehr hoch. Das liegt jedoch an vielen Faktoren, können Twitter nicht die gesamte Schuld dafür zuschieben.

Thomas Frütel, langjähriger Blogger schreibt aus Sicht des Techbloggers:

Es scheint also durchaus auch hierzulande grosses Interesse an diesen Themen [Technik] zu geben, aber zu wenig Hubs, zentrale Anlaufstellen, die dieses Interesse bündeln können. Viele kleine B-Blogger schreiben über die neuesten Trends im Web, aber alle verlinken sie auf TechCrunch, anstatt auch mal untereinander. Könnte das die Ursache sein?

Mit Schuld an diesem Phänomen sei also auch das Verweisen auf ausländische statt inländische Blog-Quellen.

Um die Verlinkungsdichte hatte ich mir damals auch schon Gedanken gemacht, welche Rückschlüsse man auf das Werden der deutschen Blogosphäre ziehen kann (wie funktioniert Technorati I und Linkcount II).

In einem Folgebeitrag meinte Jens, der Macher der Deutschen Blogcharts, dass es sich um ein normales Auspendeln handeln würde, da es bis zur ersten Jahreshälfte 2007 viel mehr gemeinsame Themen gegeben hätte und demnach insb. die Topblogs als Hubs davon profitiert hätten. Diese Zentralthemen scheint es seitdem nicht mehr zu geben, so fallen die Linkcounts zahlreicher Topblogs, die nun einmal in den Deutsche Blogcharts erfasst werden.

In konkreten Zahlen, Grundlage sind die Deutschen Blogcharts: Betrachten wir die Peaks (den maximalen Linkcount eines Blogs, Spalte 6) und den jetzigen Linkcount der Top 100 Blogs (Spalte 4), um die es eben in den Deutschen Blogcharts geht, so ergibt sich ein negativer Gesamtsaldo von fast -16.000 Links. Im Durchschnitt ist ein Blog in den Charts ungefähr 71 Wochen alt, wobei damit nicht das Blog-Alter gemeint ist, sondern wie oft das Blog in den Charts war. Schauen wir uns das grafisch an.

Chart 1: Fluktuation und Wachwechsel?
Auf der X-Achse ist die Position von 1-100 (von links nach rechts) vermerkt und auf der Y-Achse wird das Alter des Blogs aufgezeigt, sprich wie oft war das Blog in den Charts (in Wochen gezählt)
Blogs und Alter
die rote Linie stellt das durchschnittliche Vorkommen dar, 71 Wochen/Mal. Wie man sieht, gibt es durchaus Bewegung in den Blogcharts. Es sind nicht nur etablierte Blogs, die sich da festbeißen. Man kann also durchaus von einer Fluktuation sprechen. Nur, das weiß ich nicht, wie entwickelt sich die Fluktuation? Gibt es einen spürbaren Austauschprozess zwischen etablierten und jungen, wilden Blogs? Einen zunehmenden Austauschtrend? Dagegen spricht jedoch der dramatisch abgenommene Linkcount über alle Topblogs hinweg. Nahezu alle Blogs haben ihren Peak erreicht, mit Ausnahme von 10 Blogs.

Chart 2: Peak versus aktueller Linkcount
Das sieht man an folgender Grafik. Auf der X-Achse wiederum die Position 1-100 von links nach rechts, auf der Y-Achse die Differenz zwischen dem jetzigen Linkcount und dem Maximumwert. Je näher ein Balken an der X-Achse dran ist, umso mehr hat das Blog verloren. Je näher am Nullpunkt (rote, durchgehende Linie), umso eher hat sich der Linkcount gehalten oder ist weiterhin im zunehmenden Bereich.
Peak vs Count
Den Rekord hält das Bildblog inne, das mittlerweile von fast 1.200 Blogs gegenüber seinen besten Zeiten nicht mehr verlinkt wird. Im Schnitt haben die Topblogs 160 Bloglinks verloren (rote, gestrichelte Linie No.1). Und es fällt auf, dass eher die führenden Blogs weitaus mehr an Links als die weiter unten positionierten Blogs verloren haben. Insgesamt haben 30 Blogs mehr als 160 Links verloren, also überdurchschnittlich abnehmend. 10 Blogs befinden sich auf einem steigenden Ast. Und rund 70 Blogs sind irgendwo dazwischen.

Im Einzelnen, in 20er Schritten
Position 1-20: -4.865 Links, 95 Wochen Durchschnittsalter
Position 21-40: -4.569 Links, 86 Wochen
(Top 40 Blogs = 60% Anteil am gesamten Linkverlust)
————————————-
(Top 60 Blogs = 40% Anteil am gesamten Linkverlust)
Position 41-60: -1.810 Links, 62 Wochen
Position 61-80: -2.561 Links, 70 Wochen
Position 81-100: -2.139 Links, 44 Wochen

Fassen wir zusammen:
– fast alle oberen Topblogs haben an Links verloren, im Schnitt verweisen 160 Blogs weniger auf jeweils ein Topblog
– es gibt eine Fluktuation in den Charts, jedoch weisen auch neu bzw. erneut hinzugekommene Blogs nicht immer einen positiven Linkcount gegenüber dem Peak an
– wir wissen nicht, was mit den vielen anderen Blogs ist, da die Deutschen Blogcharts lediglich die 100 Topblogs zeigen
– folgt man Franks Aussage über Rivva, wo rund 500 Blogs als Leitmedium erfasst werden, macht sich dieser Klimawandel anscheinend auch tiefer bemerkbar, nicht nur an der Spitze
– Twitter wird als eine Ursache genannt
– eine andere Ursache sei der präferierte Verweis auf ausländische Blogs, die als Primärquelle bevorzugt werden

Mit Sicherheit (fragt mich nicht warum) wird Twitter einen Teil dazu beigetragen haben, dass sich Infojunkies vermehrt über das schnelle und knackige Twitter informieren. Wozu bloggen, wenn man das doch in Twitter viel einfacher und schneller haben kann (tweet -> replies -> re-tweet -> replies -> re-tweet)?

Ein anderer Aspekt ist aber noch wichtiger: Je reifer eine Blogosphäre wird, desto eher hat der jeweilige Blogger seine Peergroups von Gleichgesinnten gefunden, desto eher wird er seine Blogs kennen, die er gerne liest, desto geringer die Rolle der Topblogs als Hubs, wobei Quellen wie Rivva und Twitter ebenfalls ihre Rolle spielen. Aber nicht alle Topblogs sind Hubs, die Infos in ihrer Peergroup verteilen, beispielweise ist das Taxiblog mit Sicherheit kein Blog, das auf wichtige Neuigkeiten im Netz und im RL verweist.

Das muss man schon genauer betrachten: Ein Daily Soap Blog wie der Shopblogger, der Lawblogger usw verliert mit der Zeit seinen Reiz, unweigerlich, wie jede TV Soap auch. So mag es zwar sein, dass man einen Stammleserkreis hat, aber die anderen Blogger selbst sehen keinen Anlass mehr wie früher, auf dieses „frische“ Daily Soap Blog zu verlinken.

Hub-Blog als Informationsquellen dienen zunehmend aus, wenn sie denn nur auf andere Quellen verweisen, die Analyse und Interpretation aber auslassen (Beispiel Schockwellenreiter). Der Blogger wird eben über Hub-Blogs informiert, wo es gute Primärquellen gibt. Gar wo bessere Hub-Blogs sind (Beispiel Techcrunch: Wozu hierzulande auf Tech-Blogs verweisen, wenn Techcrunch eh alles schneller und besser weiß). Memetracker wie Rivva und Techmeme sind ebenfalls Killer für klassische Blog-Hubs. Diese good old cowboys sterben aus, da nun die Eisenbahn da ist?

Der bisherige Small-Talk wurde über Blog-Postings abgefackelt, das geht jedoch mit Twitter viel besser. Das Schmieröl ist aber der menschliche Faktor und extrem für Blog-Beziehungen wichtig, die sich nun einmal auch in Linkverweisen bemerkbar machen. Wenn nur noch sachlich, fachlich, tiefschürfend auf Blogs berichtet werden würde, so wandert eben das noch wichtigere Kneipengespräch (vernetzter Dialog zwischen den Blogs untereinander) nach Twitter ab. Und das Blog verliert weiter an Reiz. Social Life in Twitter und Information by Objectives in Blogs? Trennt man beides voneinander, ist das fatal für jedes Blog. Nur haben wir das Glück, dass Twitter weiß Gott nicht extrem genutzt wird, aber – und das ist entscheidend! – von den early adopters. Das bedeutet, dass mehr und mehr Topblogger in Twitter zu finden sind. Die late adopters nutzen kein Twitter, aber ein Blog. Nehme ich mal an. Dieser Gap kann dazu führen, dass die eher verlinkunsgfreudigen early adopters nicht mehr so stark aus ihrem Blog auf andere Blogs verlinken. Dieses Linkverhalten verstehen late adopers schon von sich aus weniger als Ausdruck eines bewußten, vernetzten Gesprächs. So wird zunehmend die Blogosphäre von den late adopters dominiert, was mit einer Abnahme der vernetzten Gespräche in großen Blog-Clustern einhergeht. Pure Annahme, kann ich nicht belegen.

Auch Fachblogs, die über ein zentrales Thema schreiben, werden mit der Zeit weniger verlinkunsgwürdig sein. Wozu, wenn andere Blogs ihre Leser auf dieses Blog immer wieder verwiesen haben? Die wissen das doch. Aber auch der bisher verlinkenden Blogger wird irgendwann von dem Thema genug haben, alles wurde gesagt, es kommt selten was Neues. Wozu aufgreifen? Nochmals durchdenken? Nochmals verweisen?

Und noch drei Punkte, Ausdifferenzierung, Blog-Wachstum und Typenwechsel: Je mehr Blogs es gibt, desto ausdifferenzierter zwar die Vernetzung, aber so verlinken eben die interessierten Blogger eben nicht mehr nur noch auf das eine Blog, sondern haben nun viele, weitere Alternativen. Und, eine abnehmende Verlinkunsgdichte spricht dafür, dass die Zahl der Blogs nicht mehr so sehr zunimmt wie früher, was aber auch daran liegen kann, dass neu hinzugekommene Blogger einem anderen Typus entsprechen. Nicht mehr dem early adopter, der proaktiv vernetzungsfreudig ist, sondern eine zweite Welle von Bloggern, die ihr Blog als ein Publikationsmedium mit einer geringeren Vernetzungsmotivation nutzen.

Über den Autor

Robert Basic

Robert Basic ist Namensgeber und Gründer von BASIC thinking und hat die Seite 2009 abgegeben. Von 2004 bis 2009 hat er über 12.000 Artikel hier veröffentlicht.

70 Kommentare

  • „jedoch weisen auch neu bzw. erneut hinzugekommene Blogs keine positiven Count gegenüber ihrem Peakwert auf“

    Wie soll denn der aktuelle Wert jemals höher sein, als der höchste Wert, der je (also inkl. dem aktuellen Wert) erreicht wurde? Oder versteh ich dich da falsch? Die Differenz zwischen Peak und aktuellem Wert kann auf jeden Fall maximal 0 sein…

  • Hi Robert,

    ein Punkt als nicht Blogger, aber Leser felt mir: Ich finde es nach wie vor schwierig gerade als nicht Teckie (bspw. meine Eltern) (die richtigen) Blogs zu finden. Ich glaube für den Leser wäre es besser, wenn es nicht so viele (versteckte) Blogs in den Weitern des Internets gibt…

    Angenehmer wäre doch EINE BlogZeitung bei der Robert Basic „nur“ ein Autor von mehreren ist. (So ein bisschen in die Richtung was Gründerszene in der neuen Version gemacht hat.)

    Das erklärt nicht warum gerade jetzt die Blogs ein bisschen schwächeln, ist aber für mich ein Punkt, warum die Blogs es vielleicht noch nicht in den Mainstream geschafft haben.

    Und eins ist auch klar, mehr Leser -> mehr Schreiber…

    naja, nur so. Gruß, Stefan

  • wurde schon mehrfach gewünscht, keine Ahnung, obs jemals einer aufgreift, der publizistisch-verlegerisches Interesse hat. Ich werds mal separat posten.

  • Interessante These mit den Late-Adoptern, die weniger verlinkungsfreudig sind. Rein vom Gefühl her waren die frühen Blogs im Vergleich zum jetzigen Standard tatsächlich die reinsten Linkschleudern, insofern mag da was dran sein.

  • Twitter ist sicherlich ein Faktor, aber den sollte man überbewerten. Stattdessen würde ich das Einpendeln als einen der großen Gründe anführen. Viele gemeinsame (und linkenswerte) Themen sind mittlerweile gegessen oder vorübergehend eingeschlafen: G8, Vorratsdatenspeicherung, Marions Kochbuch, Schläuble, StudiVZ und die letzte Abmahnung ist auch schon einige Zeit her.

    Außerdem frequentieren die großen Blogs nicht mehr wie einst. Spreeblick ist mittlerweile total brav geworden und hält sich aus strittigen Themen total raus. Stattdessen gibt’s nette Texte, aber mehr nicht – warum verlinken?. Bei netzpolitik.org schwankt die Postanzahl in letzter Zeit ziemlich stark. Und Stefan Niggemeier ist zwar immer noch cool … aber schreibt hauptsächlich „seinen Mainstream“ – Gaffer-Themen wie Frank Huber oder Call In sind ausgestanden oder köcheln nur auf kleiner Flamme. Alltag ist eingekehrt.

  • Interessante Idee, aber leider wird das nicht zum Tragen kommen können mit der Blogzeitung. Es gibt hunderttausende Blogs mit Millionen Ansätzen und Themen. Selbst wenn man diese Zeitung einführen würde, allein durch die Struktur und die Fülle würde man niemals das finden, was man sucht und woran man interessiert ist.
    Ein Nachteil der quellenden deutschen Blogosphäre ist, da stimme ich Stephan zu, die nicht mehr zu findende Übersicht. Jeder macht sein Blogdienst auf, aber ohne interessante und markterobernde Idee werden Blogs in eine Kategorie gestopft, der Button ist Pflicht und man geht ebenso in Tabellen und Listen auf die manchmal wirklich interessante „kleine“ Blogs nicht wirklich ausweisen.
    Auch die ‚deutschen Blogcharts‘, die Mister Wong Rankings und wie sie alle heißen, ist ein Händeschütteln der alten Bekannten. Die „Szene“ will Abwechslung und nicht immer das gleiche lesen,.. dazu müsste man es aber finden 🙂

    Sollte man über eine andere technische Erfassung und Zählung, außer den Querverweisen, nachdenken?

    Twitter ist sicherlich geeignet die schnelle Mitteilung in den Äther zu schicken, aber für fundierte Beiträge und Meinungsdarstellung in umfassender Form würde ich die 140 Zeichen als deutlich zu kurz einstufen. Es ist daher aus meiner Sicht nur eine ergänzende Option (Posting bei neuen Einträgen,Kurzmitteilungen,etc.) .

  • Die Gutmenschen-A-Blogs verlieren halt Leser, weil der Zeitgeist an ihnen vorbeizieht. PI dagegen hat gewaltig zugelegt, und auch ich verzeichne eine ganz leichte Steigerung der Leserzahlen. Und zwar nicht über Links aus Kommentaren, sondern über google, wo inzwischen sehr zeitnah auch Blogartikel aufgelistet werden.

  • Aus der Menge der Verlinkungen wird doch aber üblicherweise auf die Leserzahl geschlossen…
    Ich kann nur von mir ausgehen: langweilige, nicht kontrovers berichtende oder kommentierende Blogs lese ich nicht. Spreeblick z.B. war früher mal interessant, heute sind die doch völlig weltabgewandt. Warum sollte ich sowas lesen und dann verlinken?

  • Der Öffinger Freidenker hatte das Thema vor einiger Zeit auch schon aufgegriffen: http://oeffingerfreidenker.blogspot.com/2008/05/bloggersolidaritt.html

    Ich habe daraufhin mal mein Linkverhalten untersucht und bin zu dem Schluß gekommen, das bei meinen Themen meist eine Meldung einer Agentur oder ein Artikel aus anderen Medien die Grundlage bildet. Meist bekomme ich dann Blogs gar nicht mehr mit, weil der Artikel schon draußen ist.

    Bei meiner Relevanz als Blog ist das ziemlich egal, momentan gibt es 173 Links die Technorati auf mich meldet und mit Charts habe ich nichts zu tun.

    Andererseits lese ich sehr viele Blogs und kommentiere sie oder nicke auch nur beifällig. Freue mich das andere das geschrieben haben was ich eigentlich hätte sagen müssen, habe aber nichts wesentliches hinzuzufügen.

    Früher hätte ich da einen „Ich auch Ich auch“ Beitrag geschrieben. Dazu fehlt mir heute einfach die Zeit. Ich laufe „meinen“ Themen schon immer zeitlich hinterher, weil ich gar nicht all das schreiben kann was ich möchte.

    Deshalb habe ich bei mir einfach eine neue Linie aufgemacht die sich Aufgelesen nennt. Dort gebe ich das was mir gefallen hat als Link mit einem kleinen Teaser weiter.

    Natürlich merken das andere Blogs nicht, weil meine 500 unique Leser und die 450 Abonnenten des Feeds bei Blogs wie diesem hier gar nicht bemerkt werden, selbst wenn sie alle dem Link folgen würden, was sie natürlich nicht tun.

    So kann ich aber trotzdem ein wenig von dem weitergeben was ich empfange.

    Ein weiteres Problem ist Technorati selbst. Ich sehe häufig das ein völlig fremder Blog auf mich verlinkt, sich die Zahl bei Technorati aber nicht positiv ändert. Ein oder zweimal mag das auf alte Links die gleichzeitig unten rausfallen zurückzuführen sein, aber die Häufung lässt mich eher vermuten, das irgendwas bei Technorati nicht richtig funktioniert.

    Für mich ist das unwichtig weil ich keine Werbekunden habe und bei meiner Größe auch keine bekomme. Andere sollten mal versuchen ob sie das Verhalten von Technorati analysieren können.

  • Ich bin mir aber nicht sicher, ob das für alle Bereiche der Blogosphäre gleichermaßen gilt. So haben z.B. die von mir untersuchten 290 Wissenschaftsblogs in den letzten 30 Tagen netto fast 600 Links dazugewonnen (siehe ganz unten auf dieser Seite). Das liegt zum Teil sicher daran, dass es hier besonders viele neu begonnene Blogs gibt, davon profitieren aber auch die „Alteingesessenen“. Wenn die Blogosphäre weiter so wächst und an Aufmerksamkeit gewinnt, wird es früher oder später nicht mehr besonders sinnvoll sein, Aussagen über „die Blogosphäre“ zu treffen. Ähnlich wie man auch nur sehr beschränkt über „die Zeitungen“ oder „das Fernsehen“ sprechen kann.

    Außerdem misst Technorati auch nur die Verlinkung von RSS-fähigen Seiten und kann dementsprechend nicht bemerken, wenn ein Blog auf dem (Zeitungs-)Papier verlinkt wird. Leider kann ich das momentan nicht belegen, aber ich habe das Gefühl, dass dort die Aufmerksamkeit für die Blogosphäre (sowohl im negativen wie im positiven Sinne) deutlich angestiegen ist.

  • Ich könnte mir vorstellen, dass vielleicht noch vor 1 Jahr viele Leute sich Geld-durch-Traffic versprachen, wenn sie einen Top-Blog trag-bagten oder verlinkten.
    Mit der Zeit wird das eben ausdifferenzierter und spezieller.
    Ist wie bei anderen Jugendbewegungen wie 68, Rock, Punk, Web 1.0.
    Die sogenannten kontroversen Blogs sind links wie rechts genau gleich bescheuert.
    Der „Erfolg“ von PI etc beweist keinen Zeitgeist, sondern schlicht und einfach, dass es offenbar sehr viele Menschen gibt, die völlig unpoetisch, phantasielos, unfähig zu wirklicher Denk-Arbeit und süchtig nach Schulterklopfen und Aufmerksamkeit sind. Schade für das Leben. Ihr könnt viel besser.
    Jeder Mensch hat auch nur eine bestimmtes Spektrum an Themen und Gedanken. Mit der Zeit nutzt sich das natürlich ab. Ausser natürlich bei PI-Lesern. Das ist wie bei meinem Großneffen. Der kann auch jedes Wochenende damit verbringen gegen einen Fußball zu treten und dabei ständig dieselben ??? und Wilde-Kerle Kasetten zu hören. Für ihn ist das super, aber ab einem gewissen Alter ist das ein bischen wenig.

  • Ich habe das Gefühl Genau das ist das lächerliche hier an der Diskussion. Technorati ist ungenau, der „Wert“ von Links unbekannt, fast keiner kennt seine Besucher, nur wenige Blogs veröffentlichen Besucherzahlen, und die Qualität der Counter ist unbekannt, usw. Da wird im Nebel rumgestochert, aber trotzdem kräftig gemutmasst.

    Um es mal drastisch zu sagen (wie ich es sehe): Blogs sind tot. Kein Schwein in den Medien interessiert sich noch dafür – die haben eigene Probleme, die Leser sind in Social Networks abgewandert. Nicht mal das gegenseitige Verlinken, die „Szene“ funktioniert noch (ausser bei den kuschelnden Wissenschaftlern, die gerade das bloggen entdecken). In anderen Ländern mögen blogs erfolgreicher zu sein, aber hierzulande wurde das „window of opportunity“ nicht genutzt. Mit Twitter kommt dazu ein neues heisses Kommunikationsmedium auf.

  • Interessante Betrachtung. Die unterschiedlichen Einflüsse, wie Rivva, Twitter und auch die Verbreiterung der Blogbasis machen sicherlich einiges aus. Ich hab, ich glaub es war im Februar, begonnen RSS-Feeds aus den Ping-Servers aufzusammeln, die auf einer deutschen Domain laufen. Und mittlerweile sind es knapp über 110.000 Feeds geworden, die da jetzt drin sind. Hätte ich gar nicht erwartet, bei den Zahlen, die bisher immer durch die Geschichte gegeistert sind und dabei habe ich sicherlich einiges noch nicht erfasst, was an den Ping-Servern vorbei läuft, bzw. keine deutsche Domain (.de) hat.
    Was sicherlich auch noch dazu kommt, ist die Tatsache, dass für viele Neulinge, die ein Blog anfangen, erstmal der eigene Senf interessant ist und Verlinken immer noch recht aufwendig ist. Einen Artikel ordentlich zu verlinken kostet wirklich Zeit, weil es ziemlich wenig Hilfsmittel gibt, die einem dabei aktiv helfen.
    Ich denke mal, dass sich das ganze sicherlich in Zukunft wieder ändern wird. Wenn ich mir anschauen, wieviele Leser die größeren Blogs mittlerweile haben, dann hätte sich das wohl keiner hier vor 2-3 Jahren vollstellen können.

  • Solange die Leserzahlen nicht nach unten gehen, gibt es doch keinen Grund zum Jammern, oder? Was taugen denn diese Verlinkungen wirklich, was sagen sie denn wirklich aus? Warum dreht sich bloss alles um diese blöden Links? Wahrscheinlich weil es nichts besseres zu geben scheint…

  • OT: Nun habe ich schon wieder einen kompletten Artikel von Dir durchgelesen. Zwischenzeitlich wusste ich gar nicht mehr, auf welchem Blog mein Feedreader gerade steht. Ich musste echt nach oben scrollen, um zu schauen, wer das geschrieben hat.

    Lässt du Deine Artikel jetzt schreiben? Du kommst plötzlich sprachlich so strukturiert und seriös daher.

  • Das Nachlassen des „Linkens“ kann auch eine „gesunde“ Sache sein.

    Man sollte nicht unterschätzen, daß „Linken“ auch etwas mit Blog-Groupie-Dasein zu tun hat. Man verlinkt, um (den A-Blogger) auf sich und auf seine „Zugehörigkeit“ aufmerksam zu machen. Vllt. ist dieser Trend vorbei und es langweilt die bloggenden Leser, eine Vielzahl von Beiträgen ihrer Idole auch noch im eigenen Blog zu verlinken.

    Ich messe – individuell – mein Interesse an Blogs an den Artikeln, die ich lese (nur selten verlinke) und „allgemein“ würden mich mehr die Leserzahlen und das Verlinken in „akzeptierte Publikationen“ interessieren als das Schwarm-Schleimen der o.g. A-Blogger-Fans.

    … ich muß zu meiner Schande gestehen, daß ich nur zwei der BloggerchartsEleven regelmäßig lese.

  • Je umfangreicher die Blogosphäre wird, desto mehr müssen sich die einzelnen Blogger untereinander verlinken. Am Anfang war das etwas Besonderes und da hat dann auch jeder auf die Start-Blogger verlinkt. Das schwappt jetzt natürlicherweise ab, weil die Basis der (guten) Blogs auch immer breiter wird. In den US ist das bestimmt auch nicht anders. Auch Blogger müssen also in Zukunft neue Strategien für ihren Linkaufbau entwickeln. Herzlich willkommen in der Welt der Suchmaschinenoptimierung 😉

    Vielleicht hilft es ja ein wenig nicht immer nur für sich selbst zu schreiben, sondern auch öfter (als normal) als Gastautor in anderen Blogs zu publizieren. Frei nach dem Motto: Ich schenk dir meine Buchstaben und du mir ein paar Besucher 😉

    Hier passiert im Grunde genau das Gleiche, wie mit Fernsehen und Internet – Diversifikation. Es gibt immer mehr Kanäle und es wird immer schwieriger an seine Zielgruppen ranzukommen. Nicht zu reden davon, wie schwierig es für jemanden aus der Zielgruppe mittlerweile ist an wichtige Infos und News aus seinem jeweiligen Themengebiet zu kommen. Was, ich muss 400 Blogs abonnieren, um auf dem Laufenden zu bleiben? Wirklich?

  • der Denkansatz ist irgendwie falsch: Es geht doch weniger um den bewußten Linkaufbau, sondern wie sich die User untereinander vernetzen, in der Breite und weniger nach oben hin, und was das bedeutet. SEO Perspektive ist da unnützt imho, da es wenig Erkenntnisgewinn bei diesem sozialen Phänomen gibt.

    Du hattest aber einen komischen namen btw:)

  • Twurl für Verlinkung in Blogs…

    Robert Basic berichtete gestern über einen Klimawandel in der Blogospähre. Das gleiche Thema hatte vor einiger Zeit ja auch schon der OEFFINGER FREIDENKER gebracht und seit dem gibt es bei mir regelmäßig unter „Aufgelesen“, das was …

  • @benedikt, da ist sicher was dran, dass sich die Blogosphäre immer mehr spezialisiert, sich thematische Knäuel bilden, die an den linken, popkulturell und blog-als-kulturform-orientierten Bloggern der ersten Stunde vorbei bloggen.

    Außerdem scheint mir die Diskussion über Blogs hinüber, per trackbacks und co. irgendwie eingeschlafen zu sein. Das als Ergänzung zu der Twitter-These, die ich teile – die aber den Nebeneffekt hat, dass Blogs „lesbarer“ werden für Nicht-Blogger, weil der soziale Schmonz, der Döner am Donnerstag bspw. nu via twitter mit einem Starbucks Caffee sozial medial eingenommen wird. 😉

  • Stimmt, China hatte ich vergessen 😉

    Die Bloggerszene ist thematisch vielfältiger geworden. Das führt dazu, dass Bloggersdorf Stadtstatus erreicht hat. Mit vielen Stadtvierteln, deren Bewohner und Besucher sich kaum noch woanders umschauen. Oder woandershin verlinken.

    Früher war es dörflicher, um im Bild zu bleiben. Die Kommunikation untereinander diente nicht zuletzt auch dazu, die Rollen des Dorfdeppen und des Bürgermeisters festzulegen. Mit Pings wurden Allianzen geschmiedet und Attacken gefahren. Und dem Bürgermeister Honig um den Bart geschmiert.

    Man unterhielt sich also miteinander mit Hilfe seiner Blogs, die Kommunikation war wie weiland die der Foren, nur das die Threads jeweils in einem Blog gestartet wurden.

    Interessiert heute niemanden mehr. Mit recht.

  • hehehe:)))

    Ich darf mal kurz ummünzen:
    die Entfernung zwischen den Städten ist größer geworden und die Städte selbst haben ihre eigene Kultur ausgeprägt, so dass Reisen dazwischen nicht mehr wirklich interessieren?

  • Vielleicht haben die Leute auch gemerkt, dass sie eh nicht so viel Kohle machen können, wie es ihnen mit Blogs als Werbefläche vorausgesagt wurde.
    Vielleicht sind ihnen Verlinkungen jetzt nicht mehr so wichtig, weil es nicht mehr vorrangig um einen Platz in den Blogcharts geht, sondern um Visits oder anderes. Vielleicht ist das den neueren Bloggern aber auch egal. Vielleicht haben die ne andere Attitüde.
    Vielleicht ist das so in der Evolution der Blogosphäre. Individualisiserung, Emanzipation und so 🙂
    Ich stochere mal so rum und habe das Gefühl, dass Blogs nicht tot sind, und es auch nicht so schnell sein werden. Egal, ob sich die klassischen Medien dafür interessieren oder nicht. Amen.
    Im übrigen halte ich Twitter auch nur für ein Social Network, das seinen Zenit früher oder später überschritten haben wird. In der Blogbar stand mal ein netter Beitrag dazu. Find den Link grad nicht 🙂
    oder doch, here it is: http://blogbar.de/archiv/2008/04/22/twitter-bis-januar-2009/

  • Das mag man individuell unterschiedlich empfinden. Sooo weit auseinander ist das Ganze dann ja doch nicht. Wenn ich hierher komme, dann fühlt sich das so an, als würde man von Berlin Mitte am Prenzlauer Berg ankommen 😀

    Aber ja, so in der Art. Das ist zumindest mein persönliches Reisegefühl.

  • Hmmm, mal sehen, ob ich das Ganze auch noch aus einem anderen Blickwinkel betrachten kann 🙂

    Also, warum bloggt der gemeine deutsche Blogger eigentlich? Ich denke mal, so arg viel verschiedene Motive gibt’s dafür gar nicht. Da gibt es wohl die, die auf das „schnelle Geld“ hoffen. Der Gedanke ist ja hier in den Kommentaren schon angeklungen. Und dass sich hier ziemlich bald Frust breit macht, weil weder das mit dem „schnell“ noch das mit dem „Geld“ so richtig klappen will. Wie auch immer, diese Leute werden wohl i.d.R. so und dort verlinken, wo sie einen Profit (in Form von Backlinks und damit Pagerank) erwarten können. Ein Backlink von einem Robert Basic ist in dem Fall der Hattrick. Mit dieser Motivation ist es also logisch, sich nicht mit Links auf „unbedeutende“ Blogs abzugeben. Das schadet dem PR eher, als dass es nützt.

    Eine andere Motivation dürfte der Wunsch nach Aufmerksamkeit sein. Das ist ein zutiefst menschlicher Wunsch. Jeder braucht Aufmerksamkeit. Auch hier gilt im Prinzip, jedenfalls vordergründig, die gleiche Ökonomie: Wer von einem Robert Basic Aufmerksamkeit bekommt, der hat erst mal einen Volltreffer gelandet. Nicht nur, weil Robert zu den VIPs der Bloggerscene gehört, sondern auch, weil der um Aufmerksamkeit buhlende Z-Blogger ganz plötzlich auch Aufmerksamkeit von vielen anderen bekommt. Das ist dann ungefähr so, als würde das Teenigirl von Tokio-Hotel Sänger – aä, wie heisst der Typ noch mal? – persönlich angesprochen werden. Und wenn der Vorfall dann noch in der Bravo steht, dann fühlt sich klein-Susanne plötzlich beinahe selber wie ein VIP. Es gibt zwei Haken hieran: Einerseits sind solche Aufmerksamkeits-Overkills so rar wie ein Sechser im Lotto. Und andererseits, die Aufmerksamkeit der vielen vielen anderen Kleinstblogger erlangt man, wenn überhaupt, eigentlich nur, indem man selber bereit ist, solch eine Aufmerksamkeit diesen Anderen zu schenken. Also selber ordentlich und aktiv auf Andere verlinkt. Was natürlich voraussetzt, dass man dort auch liest.

    Vergleiche hierzu: http://www.rorkvell.de/news/2008/ar0406T164839 (speziell die letzten beiden Absätze).

    Nur, wer bereit ist, zu _geben_, wird auch Etwas empfangen.

    Diese Verlinkung untereinander sollte eigentlich ein wie auch immer geartetes zentrales Organ ersetzen. Die technischen Möglichkeiten dazu sind jedenfalls gegeben. Zusätzliche Filterfunktionen und automatische Agenten ließen sich beispielsweise mit Hilfe von APML einrichten. Nur nützen natürlich auch die tollsten technischen Gimmicks Nichts, wenn sie nicht wirklich genutzt werden. Nutzen heisst hier in allererster Linie, tatsächlich auf Andere zu verlinken.

    Eine begrenzte Alternative dazu stellen z.B. Metablogs dar wie MetaOWL. Diese vereinen die Aggregierungs- und Filterfunktionen an einer zentralen Stelle. Eine nützliche Angelegenheit, aber mMn kein Ersatz für eine intensive Verlinkung. Und es gibt ein kleineres rechtliches Problem damit: Manche Blogger finden ihre Ergüsse so einzigartig und weltbewegend, dass sie deren Nutzung in anderen Blogs verbieten. Irgendwie nicht so ganz das, wofür Blogs mal erfunden wurden.

  • Mal sehen, ob dein System meinen Namen auch richtig schreiben kann. Wusste nicht, dass du hier Realnamen verlangst. Oder machst du das nur bei Leuten, die so unverschämt sind und ihren beruflichen Nick/Website verwenden (ich habe gar keine private Site)? Muss man ja wissen… (Übrigens: nach meinem Nick sucht außer mit (leider) niemand)

    Meine Links dürfen gerne entfernt oder genoffelt (genofollowed ?) werden, wenn es hier jemanden stört.

    Nein, Linkaufbau ist nicht die einzige Variante, um die fallenden Besucherzahlen zu bekämpfen. Suchmaschinen sind ja auch nur ein Kanal. Ich glaube, ich habe das auch so nicht geschrieben. Aus meiner Erfahrung kann ich eben nur diesen (nicht unerheblichen) Teil der Gleichung kommentieren. Wäre ich beim Fernsehen, würde ich empfehlen mehr in Fernsehwerbung zu investieren 😉 Aber er ist längst nicht die Lösung auf alle Probleme. Keine Frage.

    Zu sagen, dass „bewußter Linkaufbau“ nichts mit Vernetzung zu tun hat, halte ich ebenfalls für einen falschen Denkansatz. Vorausgesetzt man hat die gleiche Definition von Linkaufbau. Schon alleine durch die bewusste Veröffentlichung dieses Artikels betreibst du genau diesen, denn du weißt ja, dass deine Leserfans darauf gerne und viel verlinken werden. Auch wenn es nicht deine Hauptmotivation (Reputationsaufbau, Profilierung, Selbstmarketing?) oder nicht wirklich bewusst war/ist.

    Meine (vielleicht beschränkte) These ist also immer noch, dass der Linkaufbau (aktive Vernetzung, befruchtende Teilnahme *nicht* Blogspamming) immer wichtiger dabei wird die eigenen Zahlen zu verbessern. Gerade auch bei Bloggern, die vorher gar nicht daran gedacht haben. Es geht ja hoffentlich den Bloggern nicht nur darum – wie in einer geschlossenen Gesellschaft – sich immer mehr *nur untereinander* auszutauschen bzw. abzukappseln. „Zutritt nur für Clubmitglieder, keine neuen Mitglieder erwünscht“. Es müssen doch auch viele (die meisten?) Leute erst noch davon überzeugt werden, dass sich das Bloglesen und -schreiben (!) überhaupt für sie lohnt. Nur so wird es wieder neues Wachstum geben. Da die Fernsehwerbung zu teuer ist, empfehle ich halt den Linkaufbau (Inhalte sind ja meistens schon da und suchmaschinenoptimiert sind die meisten Blogs auch schon, da bleibt ja nur noch der Linkaufbau).

    Natürlich wollte ich das auch ein bisschen unter die Nase reiben. Ich geb’s ja zu. Denn ich weiß ja, wie allergisch da gerade manche Blogger darauf reagieren. (Man lesen nur ein paar der Kommentare, die manche unter meinen Artikeln hinterlassen. Ein großer Genuss.) Für viele ist SEO immer noch ein Schmutzwort. Da werden gerne alle in einen Topf geworfen, weil es ein paar schwarze Schafe gibt, die gerne und viel Müll produzieren. Da gilt halt die Devise „mach alles kaputt, was in irgendeiner Form kommerziell davon profitieren könnte“. Auch dieses Blog ist heutzutage ein kommerzielles Projekt, richtig? Natürlich gibt es das nicht nur unter Bloggern. Das ist ein typisch „deutsches“ Phänomen. Neidhammelei. Bloß keinen „Keyword-Link“ vergeben. Dafür müssen wir ihn *sofort* bestrafen! Aber: Wenn auch die Blogger besser ranken wollen, dann müssen auch sie besseren Linkaufbau (mit Keywords) betreiben. Mir wäre es jedenfalls lieber bei Produktsuchen Reviews von Bloggern zu finden, als 77 verschiedene Preisvergleichsseiten zu entdecken.

  • Ob auch ein Vergleich zur Blog-Statistik allgemein lohnt? Ich könnte mir vorstellen, dass der Rückgang der Verlinkungen unter anderem auch damit zu tun hat, dass viele euphorisch startende Blogs wieder eingeschlafen sind – auch ich brauchte einen zweiten Anlauf. Überlege nur, wo das erfasst wird – destatis wird es wohl nicht sein…

  • Sind Links wirklich das wichtigste Gut eines Blogs? Sonst nix? Wenn das wirklich so wäre, dann wäre es nicht schade um die Blogs, die sich als Link-Dingens verstehen.

    Im übrigen gibt es keine Blogsphäre. Es gibt nur viele Sphärchen. Und das erträgt man halt nicht so leicht, wenn das alles so unübersichtlich ist, keine Alpha-Männchen einen den Weg weisen und vorgeben, was die Meute nachbloggen soll.

    Die Bewertung nach Hyper-Links ist ein Fehler, den google in die Welt sandte.

  • knutfinke (35): Genau, das ist sicher auch einer der vielen unterschiedlichen Gründe – Beispiel dafür ist Medienrauschen, das leider, leider deutlich weniger oft aktualisiert wird als früher und deshalb seit einiger Zeit in den DBC nach unten durchgereicht wird.

    Es gibt eben viele Gründe, man müsste eigentlich für diese Frage jedes Blog einzeln betrachten und solche Statistiken sind deshalb immer nur eine Annäherung – das macht sie aber nicht schlechter. Ich halte, um den gesamten Trend zu erklären, die Erklärung „Ausdifferenzierung“ für am plausibelsten. Sprich: Auch schlicht das Wachstum der Blogosphären. Das passt dann auch zu der Zunahme an Links, die Benedikt festgestellt hat – in der Themennische und bei einer größeren Anzahl „untersuchter Objekte“ nämlich, nicht bei den Top 100. Unter den Top 100 sind immer noch viele der alten Garde. Man erkennt sie ja gut an der Obergrenze an Wochen auf der y-Achse der ersten Grafik oben. Die waren damalsTM wohl noch eher Bezugspunkt für „Neue“ als sie es heute sind. Oder anders gesagt: Sie sind immer noch große Bezugspunkte, schließlich werden sie nicht ruck-zuck in den Charts ersetzt (da wär mal interessant, den Anteil der Blogroll-Links an allen zu erfahren), und insofern natürlich zu Recht in den Charts, aber weil es mehr andere Bezugspunkte gibt, verteilen sich die Links breiter.

    Was die Rolle von Twitter angeht: Wenn das so ist, dass wegen Twitter weniger aus Blogs auf andere Blogs verlinkt wird, dann ist das eigentlich eine gute Sache. Denn damit werden ja vermutlich weniger jene Links ersetzt, die sozusagen diskussionserweiternd sind („X schreibt gerade jenes, meine Meinung ist aber folgende“), sondern nur die, die mal eben kurz auf was Lustiges/Gutgeschriebenes nebenan hinwiesen, ohne aber viel eigene Substanz hinzuzufügen. Twitter zersetzt also quasi die Linkschleuderei, übrig bleibt die Debatte. Fänd‘ ich schön.

    Bei alldem geht’s natürlich nur um Links, nicht um Leserzahlen. Wie die sich entwickeln, weiß ich nicht, bei allen, die sie veröffentlichen, steigen sie eher.

    » twister (8.): Für mehr Übersicht auch auf „kleinere“ Blogs kann blogoscoop.net hilfreich werden, sofern sich eine kritische Masse (ja, ja) dort anmeldet.

    » peggy (31.) und » Siegfried (33.): Die ganz überwiegende Masse der Links, die in den Blogcharts zu sehen sind, ist ganz sicher nicht entstanden, weil Empfänger oder Verlinker Geld verdienen wollten. Und mal ganz allgemein: Ich kenne niemanden, der bloggt, weil er aufs „schnelle Geld“ hofft. Wenn, dann wird darauf gehofft, dass es sich irgendwann mal, vielleicht, ein bisserl, und im Idealfall zum Leben ausreichend auf dem Konto niederschlägt. Und ich kenne auch niemanden, der bloggt und damit „schnelles Geld“ verdient. Die, die nennenswert damit verdienen, hat es erstmal und noch immer viel Zeit (und wenn’s nicht gerade das Lieblingsthema ist, auch Mühe) gekostet, US-Blogs eingeschlossen.

    » Saša (34.): Kann nicht für Robert und andere sprechen, aber wenn ich Keyword-Links von Kommentierenden entferne, hat das nichts mit Neid, Bestrafung oder sonstigen angeblich deutschen Eigenschaften zu tun, sondern passiert deshalb, weil es schlicht unhöflich ist, wenn neben dem Kommentieren noch so offensichtlich ein sekundärer (meist sogar primärer, aber damit meine ich ausdrücklich nicht Deinen Kommentar hier), eigennütziger Zweck verfolgt wird. Solche Sachen führen dazu, dass SEO insgesamt so einen miesen Ruf hat.

    [edit: Oh, das ist aber lang geworden]

  • Ich für meinen Teil benutze die Blogroll so, das ich damit schnell Zugriff auf blogs habe, in die ich gerne häufiger reinschaue. Wobei dann diese Blogs oftmals selbst wieder Verknüpfungen zum weiterhangeln darstellen. Bei den Platzhirschen findet man diesen Zugang sehr gut über z.B. Rivva, braucht also nicht unbedingt eine Verbindung über die blogroll, und ist somit herrlich befreit von dem Vorwurf der linkhurerei.
    Untereinander verlinke ich als Neuling häufiger auf andere Neulinge, da unser Bloghorizont ähnlich ist, das Gespräch insofern angenehmer.
    Im Allgemeinen liegt alles am Sommer und den Aktivierungsmaßnahmen der Agentur ( das rasante Wirtschaftswachstum)…

  • Ich vermisse hier noch ein Argument: Social Bookmarking. Einen Artikel, den ich interessant finde, speicher ich sofort in del.icio.us ab, aber ich verfasse deswegen keinen Beitrag (wenn der del.icio.us-Feed im Blog eingebunden ist – was noch selten der Fall ist -, erzeugt das wieder Technorati-relevante Links). Artikel, die ich irgendwie hinsichtlich bestimmter Leute, die twittern interessant finde, twitter ich. Und Artikel, die bei mir wirklich Neugierde und akutes Interesse auslösen, sind Anlass für einen Blogbeitrag. Insofern denke ich, dass zwar das Anwachsen der Blogosphäre insgesamt sicherlich ein Grund für das abnehmende Verlinken ist, aber auch eine zunehmend differenzierte Werkzeugnutzung.

  • Ich habe noch mal eine Weile darüber nachgedacht und vor Allem mein eigenes Blog- und Linkverhalten noch einmal über einen längeren Zeitraum analysiert. Dabei habe ich festgestellt, dass ich auch selber eher auf die „Großen“ verlinke. Da erhebt sich natürlich die Frage, warum.

    Tja, wenn ich einen eigenen Artikel schreibe (und in diesem selbstverständlich auch verlinke), dann deswegen, weil ich dazu mehr als ein paar launige Worte zu sagen habe. Das ist aber nun mal eher selten der Fall, wenn es um, sagen wir mal, „Allerweltsblogs“ geht. In so einem Fall werfe ich dort eher mal einen Kommentar rein, anstatt gleich einen eigenen Artikel zu verfassen. Bei Robert’S Artikeln hier ist das oft grenzwertig. Auch zu diesem Artikel hier habe ich mir überlegt, einen eigenen Artikel zu verfassen. Ich habe dann doch lieber zu einem Kommentar gegriffen. Inzwischen denke ich, ein eigener Artikel wäre wohl doch besser gewesen. Naja, Schwamm drüber.

    Der Kernpunkt bei zumindest dieser Art von Links ist: Ohne einen Verlinkenswerten Inhalt kein Link.

    Die eher statische Linksammlung, auch Blogroll genannt, dient einem anderen Zweck. Die ist bei mir im Übersichtsblog immer drin und ändert sich nur langsam. Die enthält einfach alle Blogs, die ich selber lese. Ob regelmäßig oder eher sporadisch ist dabei egal. Das ist einfach die aus meinem Feedreader exportierte Liste der Blogs die ich abonniert habe.

    Was die Bedeutung von Links angeht (ich meine hier die Verlinkung von einem Artikel zum Anderen, nicht die Blogroll), da sehe ich allerdings auch etwas Anderes als wichtiger. Das wichtigste Gut eines Blogs ist (sollte sein?) sein Inhalt. Die Links zu den anderen Artikeln sind das zweitwichtigste Gut.

  • @Florian Steglich (37.) Die blogoscoop Sache klingt interessant. Ich werde meine Augen auf jedenfall mal drauf werfen ;).
    Zum Statement „schnell“ und „Geld“ kann ich nur sagen: Schön über einen Kamm geschert. Ich zum Beispiel habe einen festen Vorsatz, keine Werbung und auch keine bezahlten Beiträge. Ich denke mit der Haltung bin ich nicht allein. Klar, jeder will Aufmerksamkeit. Das Motiv unterschreibe ich, aber als Motiv „schnelles Geld“ zu nennen trifft bestimmt nicht mal auf die Hälfte der Blogger zu, oder schätze ich das nur so optimistisch ein?
    Ich finde es auch nicht gelungen alles auf die Links zu wälzen. In Zukunft müssten sich doch Alternativen finden lassen?! Durch den Wachstum und die (vllt. noch) fehlende Übersicht wird es schwierig relevante Links zu setzen und zu bekommen. Das war sicherlich nicht für die Masse an Blogs ausgelegt wie wir sie jetzt haben.
    Und >nein

  • Jede zehnte Diskussion bei Rivva dreht sich um den „Sinkflug der deutschen Blogosspäre“. DAS interessiert wirklich niemanden. Schreibt interessante Artikel. Basta.

    Es ist derzeit sehr en vogue alles unter dem Paradigma der Effizienz zu bewerten. Effizienz ist aber nur das richtige Kriterium zu Bewertung von Blogs, wenn sie kommerziell sind.

  • @Voß, nicht die Tatsache interessiert, ob Blogs im Sinkflug sind, sondern wie es mit der Vernetzung in der Breite aussieht. Da wir leider nur die Topblogs als Datenmaterial haben, muss man da zunächst ansetzen;)

  •  «Jede zehnte Diskussion bei Rivva dreht sich um den „€œSinkflug der deutschen Blogosspäre“€?. DAS interessiert wirklich niemanden. »

    Der ist gut. Gilt dann auch:  «Alle Leute schauen dieses doofe DSDS. Das interessiert doch wirklich niemanden »?

  • Natürlich ist Twitter nicht alles alleine schuld, aber:
    Blogs sind sehr verschieden, die meisten etwas besonderes. Man hat viele Funktionen, hat die volle Kontrolle über den Blog und kann lange Beiträge schreiben. Wieso sollte man das alles für Twitter vernachlässigen? Noch ist Twitter toll. Aber wenn da fast jeder ist, geht das so wie mit Google. Dann findet jeder, dass Twitter zu viel „Macht“ hat und Twitter ist nicht mehr so toll …

  • @ #37 Florian: welch polemische oberlehrer-attitüde. lächer. von „schnellem“ Geld hab ich nichts gesagt. ich kenne auch niemanden, der schnell mit bloggen reich geworden ist. eben. und logisch, dass es eine weile braucht, bis man mit bloggen überhaupt seinen lebensunterhalt bestreiten kann. die grundlage dafür wäre aber auf jeden fall gute reputation. um die zu bekommen, muss man erstmal (hoffentlich dank interessanter inhalte) bekannt werden und aktiv in der blogosphäre, von mir aus auch ‚den blogosphären‘, in erscheinung treten. um das zu erreichen kann man verlinkungen auf jeden fall gut nutzen. und selbst wenn man bekannt ist, kann es nicht schaden, wenn man zu themen auf anderen blogs auch noch etwas interessantes sagen kann, und verlinkt. gut für die besucherzahlen und gut für die reputation. das könnte ich noch tiefer und breiter darlegen. aber eigentlich kann man sich das auch denken…
    ergo: verlinkungen sind durchaus wichtig, wenn man es anstrebt kohle zu machen. denn eins ist wohl sicher: wenige besucher bringen wenig kohle.

  • Blogger bloggen nicht mehr!…

    Ein Blog zu schreiben macht Spaß, bringt Abwechslung, interessante Kontakte, neue Ideen, andere Sichtweisen, aber es macht auch Arbeit. Ja natürlich! Ganz nebenbei spielt auch noch die eigene Kreativität eine wichtige Rolle und natürlich hat man au…

  • […] basic thinking blog | klimawandel der deutschen blogosphäre? klimaskepsis 2.0 (tags: blogging discussion deutschland theorie weblog twitter blogs blogosphaere) hier merken: Diese Icons verzweigen auf soziale Netzwerke bei denen Nutzer neue Inhalte finden und mit anderen teilen können. […]

  • Mannomann,

    66 Kommentare zu einer so was von (im Grunde) schon durch sich selbst erklärenden Situation…zeigen mir sehr deutlich, warum das Interesse an den sogenannten „Großen“ deutlich nachlassen musste. Dynamik (auch negative) erzeugt sich doch nicht durch (verspätete) Reaktionen, sondern umgekehrt.

    Und jetzt sind es also Twitter oder die viel zu vielen „Neuen“ schuld, die unbekümmert all die Link- Krümel aufsammelten die von den Grossen übrig blieben? Bemerkt wird es schlussendlich aber erst wenn ganze Stücke des Kuchens fehlen?

    Ich lese hier oder anderswo nur aus einem einzigen Grund, weil ein Link hier hin führte, gesucht hatte ich eigentlich was ganz anderes.

    Ich mag die ganzen backlinkplatzierenden „Huldiger“ irgendwelcher Bloggrössen nicht, egal ob diese aus Großkopfertheit oder mit kommerziellem Hintergrund zuhauf ständig und allenortes verewigt werden.

    Vor Jahren und auch heute gilt: Ein Blog wird allein über seine Massage positiv oder negativ aufgenommen. Gerade junge Blogs brauchen aber manchmal Jahre, bis sie überhaupt wahrgenommen werden im immer dichter werdenden Blog- Land, denn auch Städte sind die einstigen Kleinbloggersdörfer nicht mehr.

    Will man sich nun allen Ernstes darüber beschweren, dass die sogenannten B´s und C´s manchmal zeitnaher informieren und gelegentlich die besseren weil interessanteren Themen anzubieten haben?

    Denn genau dort befinden sich die Links heute, die man oben ansprach. Das Ganze hat meiner Ansicht nach nichts mit Linkverlusten oder einem anderen Linkverhalten der Blogger zu tun, sondern mit Qualitätsbewusstsein und der darufhin stattfindenden Ausdünnung aufgrund des deutlich gewachsenen Info- Angebotes.

    Naja, zumindest ist dies meine Meinung zur stetigen „Linkverdünnung“ bei den bekannteren, hier so gern als die „Großen“ bezeichneten Blogs.

    Ein Stück weiter oben lese ich in einem einzigen Beitrag tatsächlich zwei mal von „einem Robert Basic“ als sei der hiesige Blogbetreiber soeben übers Wasser daher gewandelt um ab und zu seine Tatstatur zu benutzen.

    Ich fürchte die älteren, (bisschen versteinert wirkenden) etablierten Blogs werden sich schlichtweg an das Teilen mit vielen anderen gewöhnen müssen, so einfach ist das. Ich finde Bezeichnungen wie Z-Blogger jedenfalls nicht nur dekadent, linke nicht von mir aus hierher (weil es bislang schlichtweg keine wirkliche Veranlassung dazu gab) und komme aus dem gleichen Grunde garantiert auch nicht so schnell wieder.