Die Bundestagswahl ist gelaufen und ich kann mir vorstellen, dass der ein oder andere gerne ein anderes Ergebnis gesehen hätte. Doch es ist so wie es ist und wir werden uns darauf einrichten müssen, in den kommenden vier Jahren regelmäßig Guidos und Angies Gesicht in den Abendnachrichten zu sehen.
Damit spreche ich in erster Linie die Piraten an, die an diesem Montagmorgen einen geknickten Eindruck machen. Für den Sprung über die 5-Prozent-Hürde hat es nicht gereicht. Doch 900.000 Wähler hinter sich zu vereinen und zwei Prozent der Stimmen zu gewinnen: Das haben in ihren Anfängen nicht einmal die Grünen geschafft, die – mit Verlaub – sogar noch breiter aufgestellt waren. Bei ihrer ersten Wahl im Jahr 1980 reichte es lediglich zu 1,5 Prozent. Umso mehr kann man sich über die Ankündigung freuen, sich nicht entmutigen zu lassen und mit gestärktem Selbstbewusstsein (und frisch gefüllter Kriegskasse) zu den NRW-Landtagswahlen im kommenden Jahr wieder antreten zu wollen.
Dass die Verhältnisse im Bundestag nun so sind, wie sie sind, ist nur zu einem Teil der Gesinnung der Wähler geschuldet. Die wohl größte Kraft in diesem Land stellen die Protestler – und die Faulen. Ein neues Rekordtief bei der Wahlbeteiligung zeugt entweder von Politikverdruss oder -überdruss. Ob der schleppende Wahlkampf damit zu tun hat, kann ich nicht sagen. Jedoch sollte jeder wahlberechtigte Deutsche sein Kreuzchen am Tag der großen Abstimmung machen – und zwar unabhängig von fetzigen Plakaten, markanten Sprüchen bei TV-Duellen und Gratiskugelschreibern auf Parteistehtischen. Es klingt abgedroschen, doch nur vergleichsweise wenige Länder dieser Welt verfügen über das Privileg, ihre Staatsoberhäupter selbst zu wählen. In Afghanistan gingen die Bürger unter Androhung von Terrorakten auf offener Straße zu den Wahllokalen. Wie ich bereits vorher erwähnte: Wer nicht wählt, darf nicht motzen. Und ich will die kommenden vier Jahre kein einziges Lamento von Nichtwählern hören.
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Noch etwas: Wer scharf auf eine (kostspielige) Wiederholung der Wahl ist, macht bei Twitter bitte so weiter. Ich habe mich bereits bei der Wahl des Bundespräsidenten über die neue Freizügigkeit aufgeregt, derselbe Fauxpas trug sich zur EU-Wahl zu und natürlich konnten sich auch an diesem Sonntag einige Leute wieder nicht zusammenreißen und mussten weit vor 18 Uhr reale oder fiktive Prognosen in die Welt hinaus rufen. Zum Glück wird das Büro des Bundeswahlleiters nach eigenen Worten jedem Fall nachgehen: „Wir haben beobachtet und dokumentiert, was über Twitter lief“, sagte heute ein Sprecher. Bis zu 50.000 Euro Strafe droht nun denen, die nicht lange genug einhalten konnten. Natürlich sollte es eine solche Prüfung auch für staatliche Stellen geben. So wie den Bremer Landeswahlleiter, der auf seiner Website am Sonntag in aller Öffentlichkeit „Tests“ ausführte, zu denen vorsorglich auch schon einmal irgendwelche Zwischenergebnisse der Wahl gehörten. Hennig Krieg hat den Fall sorgfältig nachgezeichnet und gibt seinen Lesern kritische Worte mit auf den Weg: „Es ist mehr als fraglich, dass die Meldung über den Vorfall sich ohne Twitter so schnell verbreitet hätte. Es ist auch offen, ob die (etablierten) Medien so schnell und in dieser Breite auf den Vorfall aufmerksam geworden und über ihn berichtet hätten.“ Also, denkt immer darüber nach, bevor ihr twittert. Es könnte ja tatsächlich der Fall eintreten, dass jemand zuhört.
(André Vatter / Bild: erdgeist.org)