Kennt ihr dieses Muttersöhnchen noch, den Wolf im Schafspelz? Für diejenigen, die ihn nicht kennen: Es ist Dexter. Dexter ist Forensiker beim Miami Metro Police Department. Und Serienmörder. Also nicht nur Mörder in Serie, sondern auch Mörder in einer Serie.
Und um auf den Start der neuen Staffel dieser Serie aufmerksam zu machen, hatte sich Showtime etwas ins Zeug gelegt. Zunächst sickerten im Internet vorab Details aus der ersten Folge durch und dann wurde auf YouTube ein Spiel zur Serie online gestellt. „Where’s Dexter?“ ist ein simples Klick-dich-von-Level-zu-Level-durch-Spiel, bei dem es darum geht, Dexter an verschiedenen Orten inmitten einer Gruppe von Menschen zu entdecken.
Auf den ersten Blick nichts Besonderes. Auf den zweiten Blick erkennt man aber, wie clever die Marketingstrategen ans Werk gegangen sind und dass hier der alte Spruch „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ durchaus seine Berechtigung hat. Zunächst einmal nutzen die PR-Leute eine neue Plattform, um auf die Serie aufmerksam zu machen: YouTube. Machen andere auch, also sehen wir weiter. Hinzu kommt, dass man ein „Online-Spiel“ entwickelt hat, und nicht einfach nur Werbung macht (zum Beispiel in Form eines Teasers). Auch das ist nicht ganz neu, aber auch nicht sehr verbreitet. (Besonders geil wurde das Mal für einen Film umgesetzt, dessen Titel mir jetzt leider nicht einfällt. Der User wurde bei Youtube zum Agenten und musste im Bild bestimmte Dinge erkennen, die Bestandteil eines Puzzles waren und zur Rettung einer Geisel benötigt wurden… Hat einer ne Ahnung, wie der Film bzw. das Spiel hieß?).
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Des Weiteren bedient man sich einer Unterart eines Phänomens, das in der Psychologie unter der Bezeichnung „inattentional blindness“ bekannt ist und oft in Zaubertricks zum Einsatz kommt. Hierbei geht es darum, die Aufmerksamkeit seines Publikums gezielt abzulenken, um sie nicht das sehen zu lassen, was sie eigentlich sehen wollen (aber nicht dürfen). Im Falle von Dexter wird der Spieler aufgefordert, gezielt nach Dexter zu suchen. Indem er das versucht, wird er durch all die umherirrenden Menschen abgelenkt und merkt nicht, wie Dexter sich ganz langsam ins Bild schiebt und dann wieder verschwindet. Jeder, der Dexter auf dem ersten Level erkennt und sich die Szene dann nochmal anguckt, fragt sich, warum er ihn nicht direkt erspäht hat. Probiert’s mal aus. Je höher das Level, desto geringer wird aber dieser Effekt und man muss tatsächlich suchen.
Eine weiteres „Feature“ des Spiels ist die Tatsache, dass es bzw. die einzelnen Level komplett auf YouTube „gehostet“ ist/sind. Natürlich ist auch das nicht neu (Streetfighter ist ein bekanntes Beispiel), aber erinnert euch, mit wie viel Publicity die Agentur BooneOakley.com gesegnet war, als bekannt wurde, dass ihr gesamter Webauftritt zu YouTube outgesourced wurde. Das werden auch die PR-Strategen von Showtime im Hinterkopf gehabt haben; man hätte sonst das Spiel auch in „klassischer“ Form auf der hauseigenen Webpräsenz zur Verfügung stellen können.
Ich finde, man merkt sehr genau, wie viele Gedanken sich das Team von Showtime im Vorfeld des Starts von Dexter gemacht hat. Dazu gehört in letzter Konsequenz auch, dass sie die Kommentarfunktion bei YouTube abgestellt haben, um im Rahmen ihrer Möglichkeiten Spoiler zu verhindern. Bei mir hat’s funktioniert. Ich war echt neugierig, was sich in den nächsten Leveln (Levels?) tut und ob es am Ende vielleicht so etwas wie eine Easter Egg-Info für den besonders fleissigen Spieler gibt (…na klar doch!). Spiel, Spaß und Spannung auf gelungene Weise. Würde mich nun nur noch interessieren, ob sich die Mühe auch in den Einschaltquoten widergespiegelt hat. Ich für meinen Teil bin davon überzeugt!
Via: Dearadvertisin
(Marek Hoffmann / Bild: Wallpaperez)