Wenn Google weiterhin mit dieser Pace seine kleinen Schäfchen aus dem Google-Labor entlässt und ich mich jeden Morgen gezwungen sehe, dem in Form eines Artikels Rechnung zu tragen, dann werde ich beantragen, einen Direktlink auf die offizielle Google-Blog-Seite setzen zu dürfen. Aber Spaß beiseite: Was der Suchmaschinenbetreiber gestern präsentiert hat, soll nicht weniger als die Art revolutionieren, in der wir Online-Nachrichten konsumieren.
Das von Google in (geheimer) Zusammenarbeit mit den beiden US-Schwergewichts-Newsportalen „Washington Post“ und „New York Times“ entwickelte Tool „Living Story“ soll der „Natur der News-Story“ und der Art, wie sie vom User im Web wahrgenommen wird, Rechnung tragen. Hierzu werden Nachrichten zukünftig in einem vermeintlich neuartigen, für den Leser leichter überschau- und erfassbaren Format präsentiert. Schlagzeilen sollen darin unter einer URL themenbezogen gruppiert und ständig aktualisiert werden. Nachfolgend könnt ihr das Ganze in der Theorie sehen (und hier in der Praxis):
Damit will man sich laut Josh Cohen, Senior Business Product Manager bei Google News, eindeutig freimachen von der tradierten Präsentationsform von Nachrichten, die man bisher von den Tagesblättern übernommen hatte: „So viel von dem, was man heute online zu sehen bekommt, ist eine Spiegelung der Darstellungsweise in Zeitungen. Es wurden die Vorzüge bisher nicht genutzt, die einem das Web bietet, um Nachrichten auf eine andere Art zu präsentieren“.
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Wie ist dieser Schachzug nun zu bewerten? Ich wage mich wohl nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass sich immer mehr Leser von Online-News ihre Nachrichten auf unterschiedlichen Portalen „zusammensuchen“ und seltener auf einem einzigen Portal verweilen und dessen News-Mix konsumieren. Ein guter Indikator für diesen Trend ist das Projekt Niiu – wenngleich mit umgekehrten Vorzeichen, da es sich hierbei um einen News-Aggregator im klassischen Zeitungsformat handelt. Von diesem Standpunkt aus betracht war es ein „smart move“ des Suchriesen. Auch die Tatsache, dass sich die News quasi „von selbst“ aktualisieren, spricht die Webgemeinde mit Sicherheit an. Allerdings ist es auch nichts bahnbrechend Neues. Die „Times“ oder die „Huffington Post“ beispielsweise bieten ihren Lesern einen vergleichbaren Service an („Topic Pages“), allerdings mit bisher mittelprächtigem Erfolg. Die usprüngliche Motivation für Google muss demnach woanders liegen.
Möglicherweise darin, dass Google mit „Living Story“ den Verlagen signalisiert, dass man sie in der momentanen Krise erstens nicht mit ihren (finanziellen Problemen) alleine lässt und zweitens nicht versucht, sich auf ihre Kosten zu bereichern. Dies hatte ja bereits Eric Schmidt in seinem Aufsehen erregenden Artikel im „WSJ“ kundgetan – dem Hausverlag von Rupert Murdoch. Indem nämlich die Verlage – natürlich kostenlos – das neue Tool des Suchriesen nutzen und ihre Artikel somit nur auf einer einzigen Seite erscheinen, können sie ihr Ranking in den Suchergebnissen verbessern. Hierdurch gewinnen die Verlage Leser und Google Geld. Eine Win-Win-Situation. Außerdem könnten die Verlage in Eigenregie Werbung auf den Seiten schalten (obwohl dieser Umstand auch anders bewertet werden kann: nur eine Seite mit News statt mehrerer bedeutet weniger Platz für Werbung).
Auf diese Weise hätte man nicht nur die Verlage (vorläufig) besänftigt, sondern natürlich auch wieder eine Abhängigkeit geschaffen. Vor allen Dingen hätte man aber eine Allianz gegen Rupert Murdoch gegründet. Je mehr Verlage man für sich gewinnen und an sich binden kann, desto besser das Standing in einem möglichen Machtkampf mit Murdoch – und nicht zu vergessen Microsoft. Und wer weiß, was noch dahinter steckt…
(Marek Hoffmann)
[…] Dieser Eintrag wurde auf Twitter von Basic Thinking, Herr MaschinenMensch erwähnt. Herr MaschinenMensch sagte: Googles nächster Streich: Mit ‘Living Story’ Online-News neu erleben http://bit.ly/5txauQ […]
[…] via basicthinking […]
Achso, die machen also so eine Art Twitter-Dienst nur für Nachrichten-Portale, inklusive Google-Ads. Wie revolutionär. 😉
@ Marc: Das mit Twitter hab ich auch sofort gedacht. Aber wie gesagt, auch die Times und die HP hat so etwas schon. Entscheidend war dann wohl eher, was man mit dem Tool bei den Verlegern erreichen kann…
In Sachen Informationsaufbereitung und Usability kann Living Story mich derzeit noch nicht überzeugen.
„Wenn Google weiterhin mit dieser Pace seine kleinen Schäfchen aus dem Google-Labor entlässt “
vielleicht haben die Googleuts auch den emmerichschen Erguss geschaut und wollen bis 2011 Weltbestimmer sein um dann am 1.1. 2012 als „exclusive GoogleNews“ zu behaupten FINALLY, WE RULE THE PLANET AT IT’S END… (natürlich in korrektem englisch 😉 )
ist net so ernst gemeint, wie es sich liest 😉
@ dL Texid: Ich weiß. 😉
[…] Dieser Eintrag wurde auf Twitter von Der Freitag, Daniel Backhaus erwähnt. Daniel Backhaus sagte: Googles nächster Streich: Mit ‘Living Story’ Online-News neu erleben | Basic Thinking Blog http://bit.ly/7j2fCi […]
Wahnsinn, was Google alles raus bringt. Jeden Tag was neues.
Da müssen sich die anderen warm anziehen
@ Taschenbier: Schwingt da ein wenig Ironie mit in deinen Worten?
[…] Googles nächster Streich: Mit ‘Living Story’ Online-News neu erleben | Basic Thinki… "Das von Google in (geheimer) Zusammenarbeit mit den beiden US-Schwergewichts-Newsportalen “Washington Post” und “New York Times” entwickelte Tool “Living Story“ soll der “Natur der News-Story” und der Art, wie sie vom User im Web wahrgenommen wird, Rechnung tragen. Hierzu werden Nachrichten zukünftig in einem vermeintlich neuartigen, für den Leser leichter überschau- und erfassbaren Format präsentiert." […]
[…] Anschließend kam “Living Stories” ans Licht. Damit möchte Google Nachrichten zu einem bestimmten Thema auf einer Webseite bündeln und durch neue Meldungen dazu dynamisch aktualisieren. Mehr dazu im GoogleWatchBlog, auf Meedia.de und im Basic Thinking Blog. […]
Great neue Idee von Google. Eine Art Twitter-Dienst nur für Nachrichten-Portale, einschließlich Google-Anzeigen.