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2010: AOL entdeckt mit 'Lifestream' das Soziale Netz

„Hand heben wer noch nicht auf den Social Media-Zug aufgesprungen ist. Ja, dort hinten, die Damen und Herren vom AOL Mail Team. Na dann kommen sie mal nach vorne, wir haben da was für sie… “ – Ja, bei dem Unternehmen mit den drei Buchstaben tut sich einiges, seit man von Time Warner von der Leine gelassen wurde: Neuer Schriftzug mit wechselnden Eyecatchern, Sparkurs, Aufbau der Content-Affen-Legion. Und das alles im Namen des Kunden. Da dieser aber bekanntlich voll auf Facebook, Twitter und die anderen Sozialen Dienste abfährt, hat AOL in einem selbst vom Dalai Lama nicht zu überbietenden Akt von Nächstenliebe „Lifestream“ ins Leben gerufen.

„Um euch dabei zu helfen, in Sachen Social Network immer auf dem Laufenden zu bleiben, haben wir unserem Mail AIM Plug-in Lifestream hinzugefügt“, heißt es auf dem AOL Mail Blog – wenige Minuten, nachdem Google „Buzz“ der Öffentlichkeit präsentiert hatte. Und was das Feature zu leisten imstande ist, ist geradezu revolutionär – zumindest für den, der bisher wie Gregorius auf einem Stein gelebt hat und gestern erst in die Zivilisation zurückgeholt wurde: „Lifestream ermöglicht es euch nicht nur, Updates von allen euren Sozialen Netzwerken zu erhalten, sondern auch euren eigenen Status ganz einfach zu veröffentlichen und an eure Buddies zu versenden.“ Ich schnall ab!

Neben Updates von Seiten wie Digg, Facebook, Flickr, Twitter und YouTube kann sich der User zudem auch über „flexible Datenschutz-Einstellungen“ freuen, mit denen er darüber entscheiden kann, wie er mit den Netzwerken interagiert.


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Mal ehrlich: Ich verstehe ja, dass AOL-CEO Tim Armstrong ein schwieriges Erbe angetreten ist und versuchen muss, einen Konzern wieder auf Kurs zu bringen, dessen beste Zeit schon sehr weit zurückliegt. Ich verstehe auch, dass selbst ein Internet-Unternehmen der ersten Stunde durch Missmanagement nicht davor gefeit ist, Trends zu verpennen und dadurch Schwierigkeiten hat, Anschluss zu finden. Bestes Beispiel hierfür dürfte wohl Microsoft sein. Aber bisher hat mich keine der Aktionen überzeugt, mit denen Armstrong seinen Konzern dem Kunden wieder näher zu bringen versucht. Und „Lifestream“ ist da leider keine Ausnahme. Anstatt einen Service anzubieten, den viele andere Unternehmen bereits vor Jahren gelauncht haben, bewegt sich AOL in Sachen Innovation und Zeitgeist auf einem Level mit Musicload oder der GEZ.

Das Problem liegt in meinen Augen unter anderem darin, dass mich das Unternehmen mit seinen Kernangebot nicht lockt beziehungsweise mir (hierzulande) eigentlich keine Dienste bekannt sind, die sich an den Enduser richten. Wäre dies anders, dann würde ich als User vielleicht mehr Zeit auf der Plattform verbringen und tatsächlich von dort aus meine „sozialen Kontakte“ pflegen. An Armstrongs Stelle würde ich daher in erster Linie versuchen, AOL wiede zu einer Marke zu machen, anstatt Facebook- oder Twitter-Client-Dienste anzubieten, die vermutlich die wenigsten User interessieren werden. Oder wer wird von euch über AOL AIM mit seinen Facebook-Kontakten chatten?

(Marek Hoffmann)

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Über den Autor

Marek Hoffmann

Marek Hoffmann hat von 2009 bis 2010 über 750 Artikel für BASIC thinking geschrieben und veröffentlicht.

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