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Das soziale P2P-Netzwerk Safebook: Wie Facebook – nur sicherer

Nach dem Netzwerk ist vor dem Netzwerk: Erst kam Friendster, dann wurde das Social Network von MySpace überholt. Hierzulande machte sich das studiVZ und das ähnlich innovative Wer-kennt-wen breit. Aktuelles Ende der Fahnenstange: Facebook mit über 400 Millionen Mitgliedern weltweit.

Zwei Szenarien erscheinen mir denkbar: Über kurz oder lang meldet sich jeder Besitzer eines Internetanschlusses bei Facebook an und Mark Zuckerberg wird der Herrscher der Welt – oder irgendwas Neues erscheint auf der Bildfläche und sorgt dafür, dass Facebook ähnlich vom Markt gedrängt wird, wie es heute den Facebook-Konkurrenten widerfährt.

Aktuell erscheint es wenig wahrscheinlich, dass die VZ-Netzwerke, MySpace oder gar ein völlig neuer Kontrahent auch nur ansatzweise in Facebook-Gewässer eindringen könnte. Nichtsdestotrotz versuchen es immer wieder neue Netzwerke und jedes beansprucht für sich die sensationell gute Idee, mit der man dem übermächtigen Gegner die Nutzer abspenstig machen will.


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Thorsten Strufe hat da so seine eigenen Pläne, und die sind so weit fortgeschritten, dass er sein Projekt – Arbeitstitel: „Safebook“ – noch in diesem Jahr an den Start bringen möchte. Auslöser war eine eigene Studie, in welcher der Informatiker wahllos Profile bei Facebook anlegte. Profile, die es mit gleichem Namen und Foto tatsächlich gab und über deren Freundeslisten er durch Freundschaftsanfragen tatsächlich über 80 Prozent der Personen dazu bringen konnte, sich mit seinem Fake-Profil anzufreunden. Strufe möchte also nicht eine sensationelle Applikation, das atemberaubende Design-Konzept oder irgendwas anderes in die Waagschale werfen, stattdessen hat er sich die Achillesferse des Netzwerk-Giganten ausgewählt: Die Sicherheit!

Kein Tag vergeht, an dem nicht über Datenkraken und Datenmissbrauch philosophiert wird. Nicht selten im direkten Zusammenhang mit Facebook. Eher leichtfertiger Umgang mit seinen Online-Kontakten beziehungsweise dem Herausgeben eigener Daten sind aber nur die eine Hälfte des Problems.

Selbst, wenn man alle User dazu bringen könnte, eine vernünftigere Vorgehensweise im Umgang mit den eigenen Daten an den Tag zu legen, bliebe noch das Risiko eines Hacker-Angriffs – klarer Nachteil eines zentralen Systems, bei dem alle Daten auf einem Server lagern. Deshalb plant Strufe nun ein dezentrales System und bedient sich dabei einer Technologie, die schon längst hinreichend bekannt ist: Peer to Peer!

Frage ich bei einem anderen Kontakt bezüglich einer Online-Freundschaft an, lande ich also nicht direkt bei besagtem Kontakt, sondern vielleicht bei einem Freund eines Freundes dieses Kontaktes. Die Daten erreichen mich über verschlüsselte Umwege, die eine Rückverfolgung unmöglich machen sollen.

Große Idee, wenn auch der Ansatz nicht ganz neu ist. Unbestritten ist, dass gerade Facebook in Sachen Privacy dringend nachbessern muss. Die Frage stellt sich allerdings, ob das kriegsentscheidend werden könnte, wenn es hart auf hart kommt. Würde ich mich bei einem sicheren, kleinen Netzwerk anmelden, meine gesamten Freunde zum Mitkommen überreden können – oder stattdessen einfach gemütlich dort bleiben, wo ich mich schon längst eingerichtet habe?

Strufe selbst scheint skeptisch:

Wir werden es vielleicht nie schaffen, dass alle Leute von Facebook zu sinnvollen Systemen wechseln. Aber es wird sich in diese Richtung bewegen.

Das scheint mir der springende Punkt zu sein: Weder Strufe oder ich, noch irgendwer sonst geht vermutlich davon aus, dass ein „Safebook“ auch nur annähernd gefährlich werden könnte für das kalifornische Internet-Schwergewicht – aber Versuche wie dieser werden die Privacy-Debatte am Leben erhalten, Nutzer werden sich eh zusehend mehr dessen bewusst sein, was sie im Internet machen und was sie besser lassen sollten – und als Konsequenz daraus müssen die Netzwerke darauf reagieren.

Egal, ob das Netzwerk von morgen Facebook heißt oder nicht, egal ob es dezentral funktionieren wird oder nicht – wir müssen lernen, mit unseren Daten umzugehen und wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass jeder User selbst bestimmen kann und muss, wie seine Visitenkarte im Netz aussieht, denn unser größtes Sicherheitsrisiko sind oftmals wir selbst.

(Carsten Drees / Foto: Pixelio – Thorben Wengert)

Über den Autor

Ehemalige BASIC thinking Autoren

Dieses Posting wurde von einem Blogger geschrieben, der nicht mehr für BASIC thinking aktiv ist.

14 Kommentare

  • Was mir in letzter Zeit auffällt, dass ich hier einiges später lese als in den traditionellen Medien. Die Printausgabe der FAZ hat schon gestern von Safebook berichtet.

  • Richtiges Resumé – wichtiger Appell!

    Wir achten doch auch darauf, was wir dem nächsten Gegenüber mitteilen, weshalb also nicht auch genau schauen, was ich schriftlich oder bildhaft öffentlich festhalte?

  • Aktionismus einer Generation, die nicht auf Aufklärung, sondern Restriktion setzt – aus Angst vor der Technik.
    Ein Social Network, für das potentielle User solch einen Aufwand betreiben müssen, um mitspielen zu dürfen, ist schon von vornherein zum grandiosen Scheitern verurteilt. Natürlich: erstmal bezahle ich eine Gebühr, dann erhalte ich Tage später ein Übergabeeinschreiben, und dann freue ich mir einen Keks, dass ich drin bin. Erfahrungsgemäß lebt das Web von schnellen, unmittelbaren Erlebnissen – und viel wichtiger wäre es, Eltern zu erziehen, nämlich dahingehend, ihre Kinder nicht unbeaufsichtigt vor das unbekannte Medium Internet-PC abzuschieben und bestenfalls irgendeinem Gewissens-Beruhigungs-Pseudofilter die Auswahl der Webseiten zu überlassen, sondern sich aktiv SELBST mit dem Medium auseinandersetzen und sich zusammen mit den Kids darauf einzulassen, ihnen einzuschärfen, was klar sein müsste.
    Die angestaubten Aufklärungsseiten, die irgendwelche Generation 40+-Entwickler im Auftrag der Bundesregierung stolz präsentieren, sind allenfalls ein schlechter Scherz und reine Geldverschwendung.
    Für ein freies Web hilft nur ein Mittel: Prävention – und dafür müssen sich numal auch Eltern, Lehrer und nicht zuletzt Politiker endlich die notwendige Medienkompetenz aneignen.

  • Ich hab auch ein paar grfakte Accounts, eigentlich um bei farmville mehr Land zu bekommen.
    Die Accounts haben Freunde… Unglaublich
    ich bestätige auch jede Anfrage, schon weil: einfach so

    aber das zeigt mir: irgenwann zieht die karawane weiter weil alle so viele Kontakte haben die keiner kennt das man nix mehr schreiben will

  • Das Internet ist sehr schnelllebig und man weiß nie, was als nächstes auf den Markt drängt und sich durchsetzt. Im Moment ist es noch Facebook davor war es vor allem Myspace, wobei man momentan schon fast mehr oder aber zumindest gleich viel (mit Facebook) über Twitter und die immer weiter wachsende Gemeinde liest.

    Ein Hype löst den nächsten ab. Wer sich am Ende durchsetzt und ob es wirkllich nur ein Dienst ist oder User gerne bei 2 oder mehr Diensten angemeldet sind, wird sich noch zeigen. Facebook ist mittlerweile nicht mehr so ganz mein Favorit, denn es ist mMn durch die letzten faceliftings unübersichtlicher geworden, hat im Moment einen sehr großen Vorteil an Nutzern aber facebook steht finanziell auch sehr gut da. Sie haben ja eine menge Kapital erhalten.

    Das macht es neuen Startups, die innovative Ideen, gute Ansätze und Potential haben natürlich immer schwer mitzuhalten und gegen so ein riesiges Marketingbudget anzukommen.

  • Verantwortung der Netzwerke hin oder her, jeder ist auch selbst für den Schutz seiner Daten verantwortlich. Soviel Bewusstsein sollte jeder haben, der sich in einem Netzwerk registriert. Die einen Netzwerke unterstützen den Datenschutz etwas mehr, die anderen eben weniger. Letztendlich muss jeder User selbst entscheiden, wieviel er von sich preisgibt.

  • Naja, über Facebook habe ich inzwischen so meine eigene Theorie. Ich beobachte erst einmal aus der Ferne, trotz dass ich einen FB-Account habe.

    Mich hat aber verunsichert, was ich gelesen habe, und musste darüber berichten:

    http://www.henning-uhle.eu/informatik/warnung-vor-dem-facebook-wurm

    Es bleibt abzuwarten, was noch mit der weltweit größten Community passiert.

    Aber es ist nunmal so, dass die Welt sehr schnelllebig geworden ist: „Kauft man heute ein Brot, ist es morgen schon von gestern.“ (Fips Asmussen.

    Demzufolge beobachte ich von der Ferne.

    Cheers,
    Henning Uhle

  • Der Link zu der Safebook Seite hat mich doch stutzig gemacht, da er auf die Seite einer australischen Organisation verweisst. Anscheinen hat diese ein ähnliches Projekt mit hohem ideelllen Stellenwert gestarted.
    Durch die Suche nach ‚Strufe Safebook‘ bin ich dann letzlich auf dieser Seite gelandet: http://www.safebook.us
    Dort werden auch die beteilgten im Bereich ‚Contacts‘ erwähnt.
    Vielleicht änderst Du Deinen Link mal.
    -J

  • hallo
    das konzept von safebook sieh die speicherung der daten bei den nutzern (peer).
    das wird ihm das genick brechen, da niemend seinen rechner durchgaengig am netz lasen wird.

  • @Anonymous: hallo,
    mein Genick wird es sicherlich nicht brechen, denn mein Rechner ist sowieso 24 Stunden 7 Tage die Woche online und arbeitet in jener Zeit wenn niemand davor sitzt autonom, unter anderem für wissenschaftliche Projekte von gemeinnützigem Charakter ( http://rechenkraft.de/ ). Ausserdem finde ich es super wenn es zu einer Zurückbesinnung zu weitgehend verlorengegangenen Strukturen wie P2P gibt. Die Ursprünge des Internets (z.B. ArpaNet) basierten ja weitgehend P2P Strukturen, und nicht Master/Slave resp. Server/Client Strukturen.

  • Besonders im Hinblick auf den Wissensdurst staatlicher Organe und der Möglichkeit der Zensur durch die profitorientierten Netzwerke ist dezentralisiert aufgebautes Netzwerk wie SafeBook sehr zu begrüßen!

  • big brother ist schon längst wirklichkeit, und gegen die freiwillig erteilte daten-flut bei facebook (twitter, & konsorten) sind die paar öffentlichen kameras auf plätzen und in straßenbahnen marginal!