Am Mittwoch, im Rahmen der Verkündung der neuen Strategie 2.0, klang der Vorwurf noch zurückhaltender: der Chef der Deutschen Telekom, René Obermann, hatte eingeräumt, dass sein Unternehmen heute von vielen Dienstanbietern immer häufiger zum Kabelträger degradiert würde. Während Google, Apple und diverse TV-Streamer ebenso dicke wie profitable Traffic-Schleudern ins Netz stellen, darf die Telekom alleine für den Ausbau des Breitbandnetzes sorgen. „Naja“, so der Tonus: „Das ist zwar ärgerlich, doch dann überlegen wir einfach, ob wir nicht selbst auch aktiver im Netz werden sollen.“
Einen Tag später schlägt Obermann offenbar deutlichere Töne an. Vielleicht lag es daran, dass er nicht am Konferenzpodium stand, sondern ein intimes Zwiegespräch mit dem „Manager Magazin“ hielt. Vielleicht lag es aber auch daran, dass das Blatt einen neuen Sinn für Dramatik entdeckt hat: „Obermann will Google zur Kasse bitten“, lautet die Headline. Darunter wird der CEO mit folgenden Worten zitiert: „Wir können nicht alles umsonst anbieten.“ Es werden Parallelen zum polternden TK-Matador César Alierta gezogen. Der Chef der spanischen Telefónica hatte vor einigen Wochen lautstark eine Mautgebühr für Internetfirmen gefordert und damit gedroht, andernfalls die Angebote von Google und Co. aus seinen Netzen zu verbannen. Und nun sei auch in Deutschland die Netzneutralität in Gefahr…
Bei Obermann muss man jedoch mehr zwischen den Zeilen lesen: „Zahlen müssen diejenigen, die die Netze stark beanspruchen“, sagte er. Ich habe gerade mit der Pressestelle der Telekom telefoniert, dort zeigte man sich überrascht bis erbost über die Interpretation des „Manager Magazins“. Ausdrücklich wurde mitgeteilt, dass die Telekom mitnichten eine Entweder-Oder-Parole ausgegeben habe. Es gehe vielmehr darum, eine Diskussion über das Verhältnis zwischen Dienstanbietern und Providern anzustoßen. Im Interview hatte Obermann von einer „Co-opetition“ gesprochen: Klar sei man Wettbewerber, doch man sei auch Partner im Internetgeschäft. Zu keiner Zeit habe die Telekom damit gedroht, zahlungsunwilligen Traffic-Verursachern „den Hahn abzudrehen“. Eine solche Lösung wäre immerhin katastrophal für beide Parteien – und schlichtweg pauschal nicht realisierbar.
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Was nämlich Google von Forderungen hält, wie sie von der Telefónica ausgestoßen wurden, hatte Eric Schmidt vor einigen Wochen deutlich gemacht: schlichtweg nichts. Die Anbieter müssten alleine damit fertig werden, so der Google-Boss. Es sei eine ganz normale Geschäftsentscheidung und wenn die Unternehmen nicht vernünftig wirtschaften können, sei es nicht seine Schuld. Einen Tipp hatte er für die Telekommunikationsanbieter jedoch parat: Diese sollten an der Preisschraube für Heavy User drehen, außerdem sei es nicht verkehrt, hin und wieder zu Drosselungen zu greifen. Google würde aber auf die Barrikaden gehen, sollten die Telcos dazu übergehen, einzelne Dienste komplett zu sperren beziehungsweise nur gegen Gebühr freizugeben. Immerhin würden die Kunden nur deshalb Verträge mit ihren Internetanbietern abschließen, weil diese unter anderem die Google-Dienste schätzen.
Naturgemäß sieht das die Telekom anders: „Was wäre Google ohne die Netzbetreiber?“, fragt Obermann im Interview zurück. Tja, gute Frage, auf die eine Antwort gefunden werden will. Das vom „Manager Magazin“ skizzierte Bild, dass sich hier zwei Parteien mit gezückten Colts auf staubiger Straße gegenüberstehen, ist jedenfalls falsch. Die Telekom weiß sehr genau, dass der radikale Weg der falsche wäre und will künftig vielmehr vermehrt auf Partnerschaften setzen. Anknüpfungspunkte gebe es mittlerweile zu Genüge, teilte mir der Sprecher mit. Wenn beispielsweise Filmstudios und Musiklabels künftig dazu übergehen, sich den Vertrieb von physischen Datenträgern zu sparen und stattdessen ihre voluminösen HD-Inhalte über das Netz streamen, wäre der Nährboden für neue Kooperationen geschaffen: Qualitätsdownloads in schnellem Tempo, Rechtemanagement… vielleicht möchte das Studio seine Filme auch für Settop-Boxen anbieten – hier ergeben sich Verdienstmöglichkeiten für die Telekom.
In Bonn will man jedenfalls von einem Streit mit den Dienstanbietern nichts wissen. „Diese Schwarz-Weiß-Malerei ist völlig übertrieben“, so der Sprecher. Klar ist, dass dennoch eine Lösung gefunden werden sollte – und das möglichst bald.
(André Vatter)