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MPass: der wackelige Versuch dreier Netzbetreiber, etwas Bedeutendes zu erschaffen

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber bezahlen mit dem Handy würde ich lieber heute als morgen. Und sei es nur der Cappuccino im Café um die Ecke. Mag sein, dass das mein persönliches Problem ist: Die Bankengruppe, in der auch ich mein Konto habe, hat sich in den vergangenen Monaten emsig daran gemacht, Geldautomat nach Geldautomat in meiner Nachbarschaft abzubauen. Viele von euch haben mir auf Twitter und Google Plus andere Banken empfohlen. Aber das Wechselprozedere schleppt sich dahin, einmal abgesehen davon, dass ich in meiner Freizeit viele Dinge lieber tue als 20 Daueraufträge und Einzugsermächtigungen zu ändern.

Also lieber beim jetzigen Konto bleiben und alles mit dem Handy zahlen. Technisch an sich kein unlösbarer Aufwand. Aber so richtig kommt das Prozedere nicht in Schwung. Smartphones für kontaktloses Bezahlen mit NFC sind nach wie vor erstaunlich rar und Dienste dafür ebenfalls. Seit 2009 gibt es das Projekt MPass, das mobiles Bezahlen in Deutschland voran bringen soll. Geschehen ist in der Zeit wenig, obwohl – oder gerade weil – die drei größten deutschen Mobilfunkanbieter Telekom, Vodafone und Telefónica O2 zusammen in dem Projekt stecken. Damit Abstimmungen künftig schneller von der Hand gehen, wollen die drei Anbieter das Gemeinschaftsprojekt in ein eigenständiges Unternehmen ausgründen: die Mpass GmbH.

Keiner treibt die Entwicklung voran


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Die Gesellschaft soll noch in diesem Jahr an den Start gehen schreiben „Handelsblatt“ und die drei Beteiligten in einer gemeinsamen Pressemeldung. Erste NFC-Sticker für Handys und Smartphones sollen im kommenden Jahr auf den Markt kommen. Das neue Unternehmen soll Vertrieb und Vermarktung der drei Beteiligten in Sachen Mobile Payment steuern. Das wird auch bitter nötig sein. Denn bislang ist mobiles Bezahlen in Deutschland fast nirgendwo möglich, was auch daran liegt, dass Mobilfunkanbieter und Handelsketten die Entwicklung bislang sehr zögerlich vorantreiben.

Was sich nun geändert hat: Die Netzbetreiber bekommen langsam Angst, in der Zukunft des Mobilfunks keine tragende Rolle mehr zu spielen. Geld mit Mobilfunk wird zunehmend mit Apps und Inhalten verdient. Nutznießer: Anbieter wie Apple, Google und Microsoft, die von jedem digital umgesetzten Euro eine Provision kassieren. Die Netzanbieter verdienen nichts an den Transaktionen, die auf ihren Netzen statt finden, und das ärgert sie zunehmend. Deswegen schlossen sich einige mehr oder weniger schwere Gewichte der Mobilfunkbranche im Februar zur Wholesale Applications Community zusammen, um einen gemeinsamen App Store zu erschaffen – den es bis heute nicht gibt. So ganz leuchtet denn auch nicht ein, warum Kunden darauf setzen sollten und nicht auf den jeweiligen Store ihres Smartphone-Herstellers.

Zum Vorreiter werden, nicht zum Nachmacher

Noch gibt es für die Anbieter eigentlich keinen Grund zu klagen. Sie verdienen nach wie vor kräftig an mobilen Datenpaketen für jeden Smartphone-Vertrag. Die Aufrüstung in die neue Netztechnik LTE lassen sie sich mit Sondertarifen teuer bezahlen. 1,4 Milliarden Handys sollen in diesem Jahr laut EITO weltweit verkauft werden. Das bedeutet 1,4 Milliarden potenzielle Kunden für Datentarife. Die Klagen der Mobilfunkanbieter, man gerate ins Hintertreffen, bedeuten also eher Ärger darüber, dass man weniger verdient als Apple und Co.

Wenn man aber nur abwartet oder sich beschwert, erreicht man selbst nichts. Wenn man immer nur Apple und Google mit neuen Ideen vorpreschen lässt, darf man sich nicht wundern, wenn man ins Hintertreffen gerät. Wollen Telekom, Vodafone und Telefónica Mpass erfolgreich angehen, sollten sie dafür einmal richtig Geld in die Hand nehmen und damit

  • die NFC-Sticker kostenlos herausgeben
  • im großen Stile Handelsketten und auch kleine Händler mit subventionierten oder mietbaren Bezahlterminals ausstatten
  • Banken in das Projekt mit einbeziehen
  • das Projekt in großem Stile in allen Medien bewerben.
  • das bisher unsägliche 5-Stufen-Bezahlverfahren um ein paar Schritte reduzieren
  • das ernst gemeinte Ziel stecken, Deutschland zur NFC-Nation zu machen.

Alles nicht utopisch, aber eben nicht billig. Mut kostet in diesem Falle Geld. Ich würde den Mpass-Eignern raten, hier nicht zu knauserig zu sein, wenn sie in Zukunft noch eine tragende Rolle spielen wollen.

(Jürgen Vielmeier)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

12 Kommentare

  • Also ich finde die Idee echt gut, da ich so oder so häufig kein Kleingeld dabei habe wegen Gewicht der Geldbörse usw.

    Und scheine sind mir zu schade, wenn ich mir nur ein Getränk oder Kaugummi kaufe. Außerdem habe ich spätestens dann wieder Kleingeld in der Tasche. Von daher sollten die Firmen sich echt mal zusammen setzen und da was größeres durchziehen und bewerben. Sonst kommt Google und übernimmt es allein.

  • Die planen und entwickeln und stellen vor. Aber die große Frage ist doch: wer nutzt es? WO kann ich damit zahlen? Bisher wurde mir das System noch nicht angeboten.

  • mit Handy würde ich auch sofort zahlen. Weiterhin denke ich, dass das schon ein größerer Markt ist und man hier einiges an Umsatz machen kann.

    Wir werden sehen

  • Ich würde das System auch begrüßen, aber es sollte schon transparent sein. Vor allem hinsichtlich der erfassten Daten über meine Einkäufe und was das Unternehmen damit machen kann (oder auch nicht).
    Sonst würde ich #4 zustimmen!
    Aber ich befürchte, dass die großen Telcos da mal wieder den Zug abfahren lassen, denen fehlt irgendwie eine gewisse Dynamik oder Vortsellungskraft darüber, was eventuell ein neuer Markt sein könnte.

  • @Jürgen:
    kleiner Tip wechsle zu der DKB, da kannste konstenlos bei jedem Automaten auf der ganzen welt Geld abheben. Hat mir schon oft genug Mühe erspart. 🙂

    hoffe das hilft dir, dann haste wieder mehr Zeit mehr Beiträge hier zu schreiben ;).

  • @Franz: Das haben mir die meisten empfohlen. Aber es ist die Unlust davor, alle Daueraufträge anzupassen. Das kostet Nerven.

  • Ich kann mich noch erinnern, wie toll und innovativ der „Bargeldchip“ auf der Geldkarte war. Man lädt vom Konto ein paar Euro auf den Chip und kann die Karte dann wie sicheres Bargeld benutzen: Karte ins Terminal, Code eingeben, abbuchen. Und das läuft sogar anonym.

    Heute spricht keiner mehr davon udn Geschäfte, die sowas unterstützen, sucht man vergeblich.
    Ich schätz mal, dieses NFC-Bezahlen ist auf dem selben Weg dorthin. Eine tolle Idee, die aber so schlampig umgesetzt wird, dass sie keiner braucht und will – und die deshalb schnell wieder in der Versenkung verschwindet.

  • Ich kann auch mit einer Kreditkarte Zahlen. Aber ein Handy in Kreditkartenform mit selbiger Funktion wäre genial.

    Die Idee ist aber gut. Man hat ja schon vieles durchs handy abgelöst (MP3, Kamera…. Bei ein paar Modellen zumindest)

  • […] Mpass ist bislang nichts mehr als der “wackelige Versuch dreier Netzbetreiber, etwas besonderes zu schaffen”, meint Jürgen Vielmeier von Basic Thinking. Er rät Telekom, Vodafone und O2, mit dem Gemeinschaftsunternehmen zum Vorreiter zu werden und nicht zum Nachmacher: Sie sollen ordentlich Geld in die Hand nehmen, um Deutschland zur “NFC-Nation” zu machen. basicthinking.de […]

  • Ich verstehe es noch immer nicht. Was soll sich in der Abstimmung ändern nur weil mpass jetzt eine GmbH ist? Die Gesellschaftsform hat doch nix mit dem Business zu tun.

    Grundproblem ist weiterhin: Telcos versuchen Verträge zu verticken und Payment ist bei denen in der Prioliste extrem weit hinten angesiedelt. Selbst mit der GmbH muss die Abstimmung weiter gehen. Und das dann mal3 – daher bin auch der Meinung: Das wird wieder in der Versenkung verschwinden…

  • Am heutigen Tage erhielt ich über meine Mobilfunk-Rufnummer um 06:30 Uhr nachfolgende SMS:

    66245: Ihr Service mpass Abo: Medien (4,99 Euro/Woche) von burda wurde eingerichtet. Sie können das Abo jederzeit bei burda kündigen: Sende STOPALL an 82280

    Der angegebene Betrag wurde sofort von der Guthabenkarte abgebucht.
    Dies empfinde ich als eine absolute Unverschämtheit!

    Ich habe niemals und zu keiner Zeit ein derartiges Abo mit burda oder sonstigen Anbietern abgeschlossen habe.

    Ich erwarte, daß der abgezogene Betrag umgehend auf dieser Rufnummer gutgeschrieben wird. Die verwendete Rufnummer ist eine Notfall-Rufnummer! Sollte der Person die diese Rufnummer benutzt, irgendein gesundheitlicher Schaden widerfahren und das Handy nicht benutzen können, weil das Guthaben von Ihrem Unternehmen abgebucht wurde, mache ich burda dafür haftbar!

    Im Übrigen behalte ich mir vor, diesen Sachverhalt in öffentlichen Medien, Presse und TV ausführlich darzustellen. Sollte nicht umgehend eine Regulierung und Abschaltung des Dienstes erfolgen, erstatte ich zusätzlich eine Betrugsanzeige bei der Polizei.