Allen Unkenrufen zum Trotz: Ich freue mich auf Near-Field Communication (NFC). Ein Chip in Tablets oder Mobiltelefonen soll kontaktloses Bezahlen über sehr kurze Distanzen möglich machen; auf einfachere und schnellere Art als EC- oder Kredikarte. Nur sind bislang kaum Geräte mit einem NFC-Tag erhältlich und es gibt wenige Geschäfte und Handelsketten, die die Technik einsetzen. Ein Henne-Ei-Problem. Und natürlich müssten mögliche Kunden überzeugt werden, NFC zu verwenden. Hier ist vor allem das Thema Sicherheit von großer Bedeutung.
„Bezahlen mit einem NFC-Handy ist in etwa so sicher wie das Bezahlen mit einer Brieftasche“, sagte Professor Dr. Klaus-Peter Lindemann von der Uni Hannover am Dienstag auf der CeBIT während eines Vortrags mit dem Titel „Quo Vadis NFC“. Man holt die Brieftasche aus der Tasche, legt sie auf die Ladentheke und holt das Geld heraus. In eben diesem Moment könnte natürlich ein Dieb zugreifen. Oder es könnte jemand die Geldbörse, respektive das Smartphone, aus der Tasche stehlen. Als zusätzliche Sicherheit dafür, dass Diebe einem nicht das Konto leer räumen, kann der NFC-Tag an eine App gekoppelt werden. Auch eine PIN fürs Handy kann die Sicherheit erweitern.
In zwei Jahren könnte es richtig losgehen
Der Vorteil von NFC für Verkäufer: Es geht schneller und das mühselige Hantieren mit dem Bargeld würde weniger werden. Kunden hingegen könnten langfristig ihre Geldbörse zu Hause lassen und bräuchten nur noch ihr Smartphone mitzunehmen. Vodafone stellt aktuell auf der CeBIT NFC als Zukunftsmodell vor. Auch die Telekom will noch in diesem Jahr NFC-Handys vertreiben. Erste Geräte gibt es von Nokia und Samsung. Ein großer Player, der voranschreitet, fehlt noch. „Das Problem ist weniger die Technik“, sagt Lindemann. „Aber wie kriegen wir die Händler dazu, sich NFC-Lesegeräte anzuschaffen? Werden die Banken mitspielen? Und wer darf daran verdienen?“
Lindemann rechnet damit, dass es noch einige Zeit dauern wird, bis es in Deutschland mit der Technik richtig los geht: „In zwei Jahren werden wir aber eine deutlich andere Situation haben als jetzt“, antwortete er mir auf meine Frage, wann er mit dem Durchbruch von NFC rechne. Derzeit konkurrieren verschiedene Märkte um die Hoheit bei NFC, was als positives Zeichen interpretiert werden kann. In Japan ist NFC längst im Einsatz, in den USA gibt es erste Feldversuche in Restaurantketten. In Deutschland experimentieren etwa Metro, BMW und die Deutsche Bahn mit der Technik. Stadt und Universität Hannover planen außerdem die NFC Smart City, ein Projekt, um die Stadt anders kennenzulernen und mit NFC zu bezahlen.
NFC im iPhone 5 brächte einen kräftigen Schub
Das Projekt NFC ist noch in einem frühen Stadium. Das sieht man daran, dass noch kein großer Anbieter sich offen dazu bekannt hat. Und ein weiteres Indiz dafür – das merkt man als Blogger: man findet bislang kaum Fotos dazu. Sprich: Noch hat keine PR-Agentur von der Industrie Geld dafür bekommen, sich des Themas anzunehmen. Und so bleibt NFC für den Moment eine Technik, die Technikautoren zwar interessant erscheint, dem aber noch ein richtig großer Hype fehlt. Die Bevölkerung – das steht jetzt schon fest – wird aus Sicherheitsbedenken wohl niemals vollständig mitziehen, ebenso wenig wie heute jeder mit EC- oder Kreditkarte bezahlt. Bargeld wird also nicht sterben, doch NFC könnte für viele einen enormen Komfortgewinn im Alltag bedeuten.
Was muss jetzt geschehen, damit der Zug ins Rollen kommt. „Wenn Apple das nächste iPhone mit NFC ausstattet, könnte sich etwas bewegen“, orakelt Lindemann, ohne sich zu wünschen, dass Apple diesen Markt auch noch übernimmt und mit 30 Prozent Provision belegt. Im neuen iPad ist NFC noch nicht enthalten; das iPhone 5 könnte Gerüchten zufolge im Juni vorgestellt werden. Jeden kleinen Hersteller, der sich an NFC wagt, muss man deswegen Mut bescheinigen. Einer davon ist der französische Anbieter TazTag, der auf der Cebit das TazPad mit NFC vorstellt. Bis NFC die Testphase verlässt und marktfähig wird, dürften aber noch Monate – wenn nicht Jahre – ins Land ziehen.
(Jürgen Vielmeier)