Nicht schlecht, Herr Specht: Die Elektronikkette Saturn verfügt seit heute über einen Online-Shop, ein gutes Jahrzehnt, nachdem kleinere Händler und Amazon.de in die Bresche gesprungen waren. Reuters schreibt salopp: „Saturn entdeckt das Internet“. Nicht schlecht für ein Elektronikhaus im Jahre 2011. Auch das Angebot ist mit 2.500 Artikeln anfangs eher schmächtig. Es soll nach und nach aufgestockt werden, Kampfpreise soll es nicht geben, mit Amazon wolle man sich aber messen.
Media-Saturn-Vorstand Pieter August Haas nennt es den größten Umbruch in der 50-jährigen Firmengeschichte und sagt ebenso selbstkritisch: „Der Tag, von dem viele dachten, dass er nie kommen würde, ist nun da.“ Und es sei dafür spät, aber noch nicht zu spät. Neben dem traditionellen Online-Handel (Bestellen und liefern lassen) gibt es Abwandlungen, mit denen Saturn.de punkten soll: Kunden können online bestellen und sich die Ware im Laden abholen, eine Art Vorbestellung also. Der umgekehrte Weg geht auch: Sich im Laden beraten lassen, vor Ort oder zu Hause online bestellen und die Ware dann liefern lassen. Nicht ganz unsinnig bei sperrigen Geräten wie Waschmaschinen oder Kühlschränken.
Warum das so lange gedauert hat? Schuld sei die dezentrale Struktur der vielen Saturn-Märkte, bei denen die Marktleiter ein großes Mitspracherecht über die Preisgestaltung hätten, erklärte Media-Saturn. So sei die Idee im Gespräch gewesen, einzelne Online-Shops für jeden Markt einzuführen, was aber wieder verworfen wurde. Haas will jetzt bis 2016 über Saturn.de einen Umsatz von 5 Milliarden Euro online erzielen. Haltet ihr das für utopisch? Ich eigentlich nicht. Die Menschen denken nicht an kleinere Shops, wenn sie etwas online bestellen. Sie denken an große Namen wie Otto oder Amazon und dann wird ihnen auch Saturn einfallen, „die, die doch da immer im Fernsehen sind“. Der Online-Shop der Konzernschwester Media Markt soll übrigens Anfang 2012 starten.
(Jürgen Vielmeier)