Jagt mich zum Dorfe hinaus, wenn dieser Vergleich euch nicht gefällt. Aber beim Thema Tizen musste ich an den Besenwagen bei einem Marathonlauf denken. Stunden nachdem die besten Läufer das Rennen entschieden haben, fährt der Wagen durch und sammelt alles auf, was auf der Strecke geblieben ist.
Was den Markt für mobile Betriebssystem angeht, zeigt Tizen derzeit, wie so etwas funktioniert. Das mobile System ist der Nachfolger der recht erfolglosen Open-Source-Initiative LiMo (Linux Mobile). Weil Intel als treibende Kraft der LiMo Foundation Samsung auf seine Seite ziehen wollte, kündigte man im vergangenen September das Ende des nicht unbeliebten Nischensystems MeeGo an und stampfte Tizen aus dem Boden. Indirekt sammelte Tizen damit auch Maemo auf, Nokias eigenes System, das einst in MeeGo aufgehen sollte. Jetzt lässt sich auch ein Teil von Samsung auffegen: Bada, das eigene System der Koreaner, wird mit Tizen verschmolzen.
Alles geht in Tizen auf
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Das sagte Samsung-Manager Tae-Jin Kang in einem Interview auf der Technikmesse CES vergangene Woche in Las Vegas. Bada soll in Tizen aufgehen. Als erster Schritt soll ein gemeinsames Entwicklerkit für beide Systeme vorgestellt werden. Bada-Apps sollen auch in dem neuen System laufen, Bada-Entwickler sollen sich angeblich schnell in dem neuen System zurecht finden. Samsung hatte sehr lange an dem eigenen System festgehalten, kann immerhin 15.000 Apps dafür vorweisen und brachte immer wieder neue Geräte für Smartphone-Einsteiger damit heraus.
LiMo, Maemo, MeeGo, Bada – alles wird zu Tizen. Ein Gerät mit dem neuen System wurde auf der CES tatsächlich gesichtet, auch wenn Samsung wenig Aufhebens darum machte. Ein bis zwei Geräte mit dem System wollen die Koreaner in diesem Jahr herausbringen. Von anderen Herstellern ist noch nichts bekannt. Aber auch Acer, Asus und der WeTab-Hersteller (!) 4titoo unterstützen Tizen. Wer könnte sich noch so alles aufsammeln lassen? Da draußen laufen immer noch das von HP verlassene WebOS herum, und Nokia hat das Ende von Symbian längst angekündigt, dem System sogar schon einmal den Namen weggenommen.
Welche Anreize bietet Tizen den Kunden?
Ein weiterer Kandidat wäre Blackberry-Hersteller RIM, der ebenfalls seit einiger Zeit Systemroulette spielt. Blackberry OS soll nicht für immer sein, QNX durfte nicht BBX werden, Ende des Jahres soll Blackberry 10 daraus werden. So viele Änderungen aber kosten Kraft und Marktanteile. So schnell nicht aufgeben wird Microsoft. Der Besenwagen sitzt ihnen zwar noch im Nacken, aber die Redmonder am Straßenrand peitschen Windows Phone nach vorne.
Sammel all deine Gefährten um dich, und du wirst es mit den Großen aufnehmen können? Nur, wenn man Kunden und Entwicklern etwas Besonderes bieten kann. Aber momentan sehe ich nichts, was dafür in Frage käme. Sicher, Intel hat ein großes Interesse daran, seine eigenen Chips auf Smartphones einzubauen, um ARM den Markt nicht alleine zu überlassen. Nur: Was mögliche Kunden davon haben sollen, denen eine Vielzahl teils durchaus preiswerter Android-Geräte zur Verfügung steht, hat Intel noch nicht verraten.
Unterdessen haben iOS und Android das Ziel längst überquert und lauern bei der Massage gespannt darauf, ob noch jemand die Ziellinie überquert. Früher oder später muss ja jemand kommen – allerspätestens mit dem Besenwagen.
(Jürgen Vielmeier, Bilder: Samsung, LiMo Foundation, Ed Yourdon (CC))