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Windows Phone – eine Liebeserklärung

Jürgen Vielmeier
Aktualisiert: 17. April 2012
von Jürgen Vielmeier
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Vor gut einem Jahr kam ich zum ersten Mal aktiv mit einem Windows Phone in Kontakt. Auf den ersten Blick war mir klar, dass es ein völlig neues Konzept sein würde. Praktisch jedes Smartphone sah zu der Zeit aus wie ein iPhone. Bunte, runde Icons wahllos angeordnet auf fünf oder mehreren Startbildschirmen. Eine ewige Schieberei. Zumindest auf iOS kein klarer Start- und Ankerpunkt. Windows Phone versprach, das alles zu ändern. Ein Kachelsystem, Live-Tiles genannt, die die neuesten Informationen direkt aus den Apps heraus holen und auf dem Startbildschirm anzeigen. Das kann iOS nicht. Windows Phone ist das erste System, das nicht versucht, Apple zu kopieren. Es emanzipiert sich vom einstigen Marktführer und bringt endlich mal etwas Neues. Durchaus mit Erfolg.

Wir sprechen hier von Microsoft! Dem ach so uninnovativen Anti-Apple. Noch vor einem Jahr standen für Windows Phone keine 20.000 Apps zur Verfügung. Da konnte Microsoft noch so oft behaupten, man setze auf Klasse statt Masse. Inzwischen jedenfalls sind es sehr ordentliche 80.000 Apps. Für viele App-Anbieter hat sich das Henne-Ei-Problem damit gelöst: Die Marktanteile steigen, mehr Nutzer kommen, es lohnt sich, eine App für das System bereitzustellen. Und das tun sie: Spotify ist darunter, WhatsApp ist dabei, das Schweizer Softwarehaus Zühlke hat für Xing eine der bisher wohl besten Windows-Phone-Apps programmiert. Der Client Carbon stellt Twitter so kreativ dar, dass manch einer von iOS und Android neidisch rüberblickt. Der NextGen Reader nutzt die Vorteile von Windows Phone derart clever, dass ich ihn mittlerweile genauso gerne nutze, wie den augenfreundlichen Reeder auf dem iPhone.

Live-Tiles sinnvoll genutzt

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Der Marketplace ist im Vergleich zu Apples AppStore zwar nicht minder unübersichtlich, aber die Installation der Apps eine Wohltat. Man wird nicht bei jedem einzelnen Vorgang gezwungen, sein Passwort ein weiteres Mal einzugeben – das System installiert neue Apps und Updates einfach auf Kommando. Den Startbildschirm kann man mit nahezu unendlich vielen Anwendungen und Bildern dekorieren und deutlich freier konfigurieren als das iPhone. So findet man sich leichter zurecht, als wenn man Apps erst im vierten oder fünften Homescreen suchen muss. Zur Not schwenkt man einmal nach rechts ins Menü und hat dort eine alphabetische Auswahl.

Einige Apps zeigen, was mit den Live-Tiles und dem Startbildschirm erst möglich ist. Musikapps wie Spotify und Rdio etwa lassen Playlists direkt auf den Homescreen legen. Statt der App kann man also direkt sein Lieblingslied aufrufen. Versucht das einmal auf dem iPhone! Die App der Fluggesellschaft Qantas hat ein intelligentes Infosystem direkt in die Kachel eingebaut und teilt dem Anwender etwa mit, wann es Zeit ist einzuchecken oder zum Flughafen aufzubrechen. Die App „TV Spielfilm“ zeigt die Empfehlung des Tages im Live-Tile an. Die Foursquare-App – deutlich schöner als auf dem iPhone.

Im Prinzip ist alles da

Der integrierte Outlook-Mailclient lässt gegenüber der Desktop-Version kaum etwas vermissen. Musik lässt sich direkt im Sperrbildschirm anhalten, abspielen oder skippen. Auch mit Apps wie Spotify. Die integrierte Bing-Suche lässt sich über eine eigene physische Taste aufrufen und kann dort etwa auch Musik erkennen. Die Spracherkennung ist schnell zugänglich und versteht mich – nun ja, zumindest meistens – einwandfrei. Und immer wieder gibt es coole neue Funktionen für das System, wie ein Live-Übersetzungstool oder Tests spannender zukünftiger Produkte wie einen kontextbasierten App-Launcher.

Windows Phone ist ein System, das deutlich später als iOS und Android auf den Markt kam, sich aber im Funktionsumfang und in Sachen Zuverlässigkeit nicht vor den anderen verstecken muss. Einen Systemabsturz oder eine träge Reaktionszeit habe ich in den fünf Monaten meines Tests nie erlebt. Windows Phone ist ein gangbarer, guter dritter Weg, in vielerlei Hinsicht innovativer als andere Systeme. Es ist ein Quantensprung im Vergleich zum wenig mobilspezifischen Windows Mobile. Es hat Schwächen, aber gerade für Smartphone-Einsteiger dürfte es sehr leicht zu erlernen und einfach kombinierbar sein. Weitere Fehlerchen sollen noch im April mit dem Tango-/Refresh-Update verschwinden. Mit Windows Phone 8 soll eine bessere Integration mit Windows stattfinden. Ich bin sehr gespannt!

Fünf Monate mit Windows Phone haben bei mir eine gespaltene Persönlichkeit hinterlassen. Lest deswegen unbedingt auch den anderen Teil dieser Geschichte, bevor ihr urteilt: Windows Phone – eine Abrechnung.

(Jürgen Vielmeier)

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Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.
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