Schnell weg damit: Sollte das geplante Leistungsschutzrecht der Bundesregierung in Kürze wirklich kommen, dann könnte man sich mit einem eigenen Nachrichtenaggregator womöglich Ärger einhandeln. Unter anderem deswegen hat Burda nach Informationen von Netzwertig sein Newsportal Nachrichten.de in aller Stille verkauft. Bereits seit dem 1. Juli ist Nachrichten.de deswegen an einen anderen Besitzer übergegangen: Die Berliner Softwareschmiede Neofonie, die dem einen oder anderen noch durch das famose WeTab in Erinnerung sein dürfte.
Die will Nachrichten.de künftig als Widget neu aufstellen: mein.nachrichten.de soll es zahlenden Kunden erlauben, sich Nachrichten selbst zusammenzustellen und auf Webseiten einzubinden. Im Grunde ist es nur ein kleiner Übergang: Das Portal geht von Burdas Vermarkter TomorrowFocus über in den Besitz von Neofonie, das von Anfang an als technischer Dienstleister für Nachrichten.de fungierte. TomorrowFocus übernimmt aber weiterhin die Vermarktung. Neofonie-Mitarbeiter Jens Landvogt sieht im Falle eines Leistungsschutzrechts keine Gefahr für das Portal, da es redaktionell betreut werde. Es könnte bei Burdas plötzlichem Desinteresse allerdings auch um etwas viel Profaneres gehen: wirtschaftlicher Misserfolg.
Abbildung der deutschen Nachrichtenlandschaft
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Nachrichten.de hatte im 4. Quartal 2011 nach zwei Jahren im Geschäft 500.000 Unique Visitors im Monat. Nicht gerade viel und für einen Verleger wie Burda eigentlich enttäuschend. Ziel war es ursprünglich, Nachrichtenquellen proaktiver einzubinden, als Google News das tat, und Werbe-Einnahmen mit den Nachrichtenquellen zu teilen. Auch wenn die Quelle im Falle von Nachrichten.de aber einer Umsatzhöhe von 500 Euro nur 20 Prozent bekommen sollte. Im Endeffekt unterscheidet sich Nachrichten.de aber nur gering von Google News. Es werden maßgeblich Überschriften verlinkt und Texte angerissen. Und es hapert trotz eines eigentlich modernen Webdesigns an der Übersichtlichkeit. Weil bei Nachrichten.de auch Überschriften nur angerissen werden und zusammenhanglos in eine Rubrik gestellt werden, dass ein Nutzer nicht immer sofort erkennen kann, um welches Thema es eigentlich geht.
Nachrichten.de ist dennoch nach wie vor ein Portal, das Potenzial hat. Man startete mit rund 500 Nachrichtenquellen und ist mittlerweile bei 1.500 angelangt. Man kann also mit Fug und Recht behaupten, dass Nachrichten.de die deutsche Online-Verlagspresse abbildet. Dass die in weiten Teilen das Gleiche schreibt, kann man dem Betreiber eigentlich nicht anlasten. Auch Google News geht mittlerweile im Gleichklang der Nachrichten unter. Dass man dort in letzter Zeit eigentlich vornehmlich Portale der Verlage als oberste Suchtreffer findet – es führt da scheinbar kein Weg mehr an Focus.de und Welt Online vorbei – und die Verlagspresse dem Portal trotzdem den Garaus machen könnte – es ist ein Trauerspiel. Dabei bin ich jemand, der Nachrichten.de durchaus als Bereicherung gesehen hat. Konkurrenz belebt normalerweise das Geschäft. Besser ist ein neues Projekt deswegen nicht immer.
(Jürgen Vielmeier)