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BlackBerry 10 vorgestellt: Operation BB-Rettung ist angelaufen – die Rettungsringe heißen Z10 und Q10

geschrieben von Christian Wolf

Nunja, da ist es also: BlackBerry 10 von – und hier kommt schon die erste Überraschung des Abends – BlackBerry. Research in Motion ist hingegen Geschichte. Der schon immer recht hakelig anmutende Name des kanadischen Unternehmens wird eingemottet. Neustart eben. Nimmt man allerdings den Applaus des zur großen BB-10-Geburtstagsparty geladenen Publikums als Gradmesser für den Erfolg der Plattform, dann sieht es wohl düster aus. Nur verhalten bezeugte der Saal seinen Zuspruch zur gebotenen Show. Das alles heißt aber freilich nichts – der Funke muss schließlich beim Kunden zünden.

Technisch auf der Höhe der Zeit

Ob er das tun wird? Die Chancen stehen zumindest nicht schlecht, denn das neue System scheint sowohl optisch als auch technisch durchdacht und gelungen. Zwei Geräte machen den Anfang: das BlackBerry Z10 mit 4,2 Zoll Touch-Display, 1,5-GHz-DualCore-CPU, 2 GB RAM, 16 GB, per microSD-Karte erweiterbarem, Speicher, 8-Megapixel-Kamera sowie NFC- und LTE-Unterstützung. Die Display-Auflösung beträgt 1.280 x 768 Pixel bei 356 ppi – und schlägt damit auch das iPhone 5. Klingt nicht schlecht – und bekommt in ersten Reviews bei „TechCrunch“ oder „Spiegel Online“ durchaus anerkennende Worte.

Das zweite Modell nennt sich BlackBerry Q10 und kommt klassisch mit einer physikalischen Tastatur sowie einem 3,1-Zoll-Touchscreen. Weitere Details lassen sich derzeit noch nicht bei BB abrufen. Laut „Engadget“ hat das Q10 aber ein Super-AMOLED-Display mit einer Auflösung von 720 x 720 Pixeln. Unter der Haube finden sich ebenfalls ein 1,5-GHz-DualCore-Prozessor, 2 GB RAM und 16 GB Speicher.


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Schnell verfügbar – mit mehr als 70.000 Apps

Erhältlich sind die Geräte je nach Land bereits in den nächsten Tagen und Wochen. BlackBerry vermeidet damit die Fehler, die insbesondere Nokia und Microsoft bei Vorstellung des Lumia 920 viel Kritik eingebracht haben – etwas vorzustellen und erst Monate später liefern zu können. Gut, ob BlackBerry tatsächlich liefern kann, bleibt abzuwarten. Versprochen ist es zumindest. In BlackBerry-Fanien, äh, Großbritannien, soll das BB Z10 etwa schon morgen zu haben sein – Preise noch unklar und abhängig von den Vertragskonditionen der Provider. Im BB-Heimatmarkt Kanada ist das Touchscreen-only-Gerät hingegen ab 5. Februar erhältlich – mit 3-Jahres-Vertrag für rund 150 Dollar. In den Vereinigten Arabischen Emiraten geht es ab 10. Februar und in den USA im März los. Das BB Q10 wird weltweit hingegen erst ab April starten. BlackBerry will demnächst weitere Details bekanntgeben.

Und was ist mit Deutschland? Tja, es heißt abwarten. Ich vermute jedoch, dass es auch hier spätestens im März großflächig losgehen wird. Vodafone hat jedenfalls bereits getwittert, dass man das BB Z10 ab Februar führen will.

Neben der zeitnahen Verfügbarkeit umschiffen die Kanadier auch eine zweite Falle, über die sich jede neue Plattform hinwegretten muss: Fehlende Apps. Hier hat BlackBerry, ehemals RIM, offenbar gut vorgesorgt – auch dank umfangreicher Förderprogramme für Entwickler. Das Ergebnis darf durchaus beeindrucken: Über 70.000 Apps sollen bereits zum Start verfügbar sein, darunter mehr als 1.000 der weltweit begehrtesten „Top-Apps“. Zu diesen zählt BB unter anderem Skype, WhatsApp, SAP, Angry Birds StarWars, Facebook, Twitter, SoundCloud, Rdio oder Box. Mehr hatte bisher kein Mobil-OS bei Markteinführung zu bieten. Das ist eine Hausnummer. Gut gemacht. Das Henne-Ei-Problem ist damit sofort vom Tisch.

Alles fließt – oder soll es zumindest

Muss also nur noch das System selbst überzeugen. Hier hat sich BB einiges einfallen lassen. Stichwort: Flow. Das Konzept steht für Multitasking und fließende Slide-Bewegungen – alle Aufgaben lassen sich mit elegantem Wischbewegungen in verschiedene Richtungen ausführen. Alles scheint von überall aus zugänglich zu sein.

Stichwort Übersicht durch Hubs: An sich nichts Neues, hat BlackBerry die dahinter stehende Idee offenbar konsequent umgesetzt. So finden sich im Posteingang etwa sämtliche Nachrichten – egal ob E-Mails, Tweets, SMS, Facebook- oder Linkedin-Mitteilungen. Alles an einem Ort – was Microsoft mit den Hubs in Windows Phone einmal versprochen hatte, setzt BB um. Zudem ist der Nachrichteneingang durch die sogenannte „Peek“-Funktion von überall zugänglich. Gleiches gilt für den Kontakte-Hub: Hier sind auf einen Blick nicht nur sämtliche Kontakt-Details zu gespeicherten Personen ersichtlich, sondern auch deren aktuelle Mitteilungen.

Stichwort Startscreen: Beim BB Z10 zeigt dieser neu eingegangene Nachrichten sortiert nach Quelle und Art sowie aktuelle Termine und verfügt über einen Schnellzugriff auf die verbaute Kamera – womit wir unweigerlich beim Thema Foto-Features landen. Hier bietet BB10 beispielsweise eine Time-Shift-Funktion, mit der sich nachträglich der beste Moment einer Aufnahme auswählen lässt. Zudem liefert BB nativ umfangreiche Filterfunktionen mit.

Die Time-Shift-Funktion.

Stichwort virtuelle Tastatur: Hier gilt das Motto: „Writing without Typing“ – Nachrichten sollen sich durch schnelle Wischbewegungen und eine automatische Worterkennung im Handumdrehen schreiben lassen – ohne nerviges Antippen jedes einzelnen Buchstabens. In der Vorführung sah das durchaus beeindruckend aus, zumal offenbar nahtlos zwischen verschiedenen Sprachen gewechselt werden kann.

Stichwort Bildschirm-Teilung: Bei Video-Telefonaten ist es möglich, den Inhalt des eigenen Smartphone-Displays für andere zugänglich zu machen, um etwas zu zeigen oder vorzuführen.

Der eigene Bildschirm lässt sich teilen.

Stichwort Balance: Dieses Konzept steht für die Integration von Privat- und Arbeitsleben in einem Smartphone, wobei der Business-Part direkt von der Firma kontrolliert wird. Zu diesem Zweck bringt BB10 etwa zwei getrennte App-Bereiche mit – einen für private Apps und einen für berufliche Anwendungen. Das in letzter Zeit so oft bemühte Bring-your-own-Device-Mantra wird so elegant ausgehebelt.

Weitere Features des neuen Systems könnt ihr euch selbst vorführen lassen – mit den online abrufbaren BB10-Demos anhand des BB Z10. Einen Überblick bietet außerdem das Video:

Der Kunde hat das Wort

Vieles wird sich in der Praxis natürlich erst beweisen müssen. Mitunter hatte ich während der Präsentation den Eindruck, dass sich in den Tiefen von BB10 eine Menge verschachtelter Menüs verstecken – eine gewisse Einarbeitungszeit wird also sicherlich nötig sein. Vielleicht täusche ich mich aber auch.

Zum Schluss hatte BB-Chef Thorsten Heins dann ebenfalls noch ein kleines „One More Thing“ mitgebracht – allerdings kein Gadget, sondern einen netten Werbegag. So agiert US-Popsängerin Alisha Keys bei BB ab sofort als „Global Creative Director“ – eine Position, die extra für sie geschaffen wurde. Während ihre beruflichen Tätigkeiten im engeren Sinn eher schwammig blieben, ist ihre wirkliche Aufgabe glasklar: Keys ist ein erstklassiges Testimonial für die neue Plattform und bemühte sich in ihren „I love“-Lobpreisungen sichtlich, alle vertraglichen Abmachungen einzuhalten.

Ob der gemeine Kunde BB10 ebenfalls in sein Herz schließen wird, werden hingegen erst die kommenden Monate zeigen. Ich für meinen Teil glaube, Operation BB-Rettung wird gelingen.

Über den Autor

Christian Wolf

Christian Wolf wird am Telefon oft mit "Wulff" angesprochen, obwohl er niemals Bundespräsident war und rast gerne mit seinem Fahrrad durch Köln. Er hat von 2011 bis 2014 für BASIC thinking geschrieben.

12 Kommentare

  • Tolle Geräte und sicher eine gute Alternative zu iOS und Android. Leider müssen wir Deutschen wohl noch ein bisschen warten.

    @Ronny: laut anderem Artikel (weiß leider nicht mehr wo) benötigt man mit Blackberry 10 keine BB-Option mehr.

  • @ Ronny / FredLabosch:

    Die Sache mit der BB-Option scheint bislang etwas verworren. Richtig ist, dass es gestern wohl hieß, man benötige diese nicht mehr.

    • Ups, du hast Recht, hab ich ja völlig schief geguckt. Hab nur die „31“ fixiert…;-). Link ist gelöscht. Danke!

  • Also wenn ich mir das neue Gerät von BB so anschaue muss ich sagen „Alter Wein in neuen Schläuchen“… und arg viel anders sehen das die Jungs an der Börse scheinbar auch nicht.. Gestern bereits ca. 10% gefallen und heute mit -8% ebefalls wieder der Spitzenreiter..

  • Die Geräte sind bestimmt nicht schlecht, aber man versucht immer noch 2 Welten miteinander zu verbinden, die vom Business Phone und die vom „normalen“ Smartphone. Meiner Meinung nach einfach nicht machbar, da sehe ich auch eher Blackberry als sehr kleinen Player in der Zukunft!

  • Blackberry bringt endlich neue Modelle!

    Eine längst fällige Tat!

    Problematisch sehe ich ihre nicht eindeutige Fixierung auf ihre Stamm Potenzial nämliche Business Kunden.

    BB hat hier ein gute Ruf und bis vor 2 Jahren war es so das die Business Anweder BB nutzen,während IPhone eher von die Spaß und Freizeit Fraktion genutzt wurde.

    Inzwischen hat das IPhone aber auch Andriod viele Business Kunden überzeugt und auch Windows Phone in seine neuesten Version bringt viel Potenzial für diese Zielgruppe mit.

    Es bestehen noch Chancen für BB wobei der genaue Ausgang hier nicht klar ist.

    Es könnte für BB ahnlich laufen wie damals bei Video System.Hier hat sich letzlich VHS durchgesetzt,obwohl Video 2000 durchaus ein bessere Eindruck machte.

  • Zumindest jetzt schaut es aus, als hätte man hier sehr vieles, sehr gut gemacht. Solch eine Produktpresentation mit derartigen Features hätte man bisher eher nur von Apple erwartet.

    Wo man bei anderen Herstellern immer mal so ein „naja“ und „ich weiß ja nicht“ hörte, sind die Resonanzen bisher sehr positiv ausgefallen.

    Un da Konkurrenz bekanntlich das Geschäft belebt und die Preise niedrig hält,wünsche ich BB einen guten Erfolg 😉

  • Was lange währt wird endlich gut. Nachdem ich mir aber die Videos angeschaut habe, kann ich mir das bei BB nicht wirklich vorstellen. Jedenfalls nicht auf den Ersten Eindruck.

    Die Wischgesten erscheinen mir nicht wirklich intuitiv zu sein. Zudem macht die UI für mich eher einen etwas altbacken Eindruck. Und der Akku soll auch nicht so gut sein. Das sind alles Faktoren die mE keinen Erfolg ausmachen werden. Und eine schöne Präsentation kann schnell als heiße Luft abgestempelt werden. Nach den Experten zu urteilen scheint BB aber hier den Richtigen Schritt gemacht zu haben.