PRISM, TEMPORA, NSA, Snowden – die Zusammenhänge im weltweiten Überwachungsskandal werden immer unübersichtlicher. Aus diesem Grund hat sich die OpenDataCity die Mühe gemacht, zwei Apps zu schreiben, die die Lage ein bisschen veranschaulichen.
Während die Menschen im Internet vor Empörung schäumen, hält sich unsere Regierung weitestgehend zurück. Ein Fragenkatalog ist gen Amerika versendet worden und Bundesinnenminister Friedrich fliegt persönlich nach Washington, um sich ein Bild von der Lage zu machen, aber die großen Taten scheinen bislang auszubleiben. Bemerkenswert war auch, dass Bundespräsident Joachim Gauck im ZDF-Sommerinterview feststellte:
Wir wissen zum Beispiel, dass es nicht so ist wie bei der Stasi und dem KGB, dass es dicke Aktenbände gibt, in denen unsere Gesprächsinhalte alle aufgeschrieben und schön abgeheftet sind. Das ist es nicht.
17 Millionen km² voll mit Aktenschränken
Die OpenDataCity hat bezüglich dieser Aussage zwei Rechnungen aufgestellt: Die Stasi hat rund 48.000 Aktenschränke für die gesammelten Daten gebraucht. Diese Schränke brauchen circa 0,019 km² Platz, was 19.000 m² entspricht. Zum Vergleich: Ein gängiges Fussballfeld hat gut 7.000 m². Schon das ist eine unglaubliche Fläche, aber es geht noch besser.
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Nämlich mit der NSA. Als Beispiel nimmt die OpenDataCity das Datenzentrum der NSA in Utah, das etwa fünf Zettabytes, also fünf Milliarden Terabyte, speichern kann. Ein Aktenschrank benötigt circa 0,4 m² Platz und kann etwa 60 Aktenordner mit insgesamt 30.000 Seiten Papier aufnehmen. Das entspreche etwa 120 MB Daten. Rechnet man die 120 MB auf die 5 Zettabytes um, die das Datenzentrum in Utah speichern kann, würde man ausgedruckt etwa 17 Millionen km² Platz verbrauchen. Das entspricht einer Menge, die knapp eine Milliarde Mal größer ist, als die der Stasi.
In der App „Stasi versus NSA“ werden diese nicht greifbaren Zahlen deutlicher: Die Fläche für die Stasi-Akten würde in etwa auf die Parkfläche neben dem Berliner Dom passen. Die Aktenschränke der NSA – wenn es sie gäbe – würden von Berlin bis über Ägypten zum Sudan reichen, im Osten bis Kasachstan und zum Sudan. Sie stünden im Mittel-, Roten, Schwarzen und im Arabischen Meer. Kurz um: Gauck hat Recht im Unrecht: Die Stasi ist tatsächlich nicht mit der NSA vergleichbar, allerdings anders, als er meinte.
Gehe zu Stasi versus NSA. Realisiert von CC-BY 3.0 OpenDataCity.
Welche Wege nehmen eigentlich unsere Daten?
Wem das an Visualisierung noch nicht reicht, kann sich auch die zweite App der OpenDataCity anschauen. Dort kann man die gängigsten Internetunternehmen anklicken und den Verlauf der Daten mitverfolgen. Realisiert wurde die App mit einem Programm, das die IP-Router-Anfragen zurückverfolgen kann. Testen kann man hier Amazon.de, Bild.de, Dropbox, Facebook, GMail, Pirate Bay, Google, Skype, WhatsApp, Twitter, YouTube und – richtig, was fehlt noch? – YouPorn.
Am Beispiel von Bild.de zeigt sich etwa, das die Datenpakete von Deutschland nach Amerika und zurück nach Frankfurt geschickt werden. Zugriff haben hier also der Bundesnachrichtendienst (BND) und die National Security Agency (NSA). Das verhält sich eigentlich bei fast allen Diensten so, Ausnahmen bilden nur Skype und YouPorn. Bei Skype wandern Daten auch noch über Kanada und könnten dort vom Communications Security Establishment Canada (CSEC) abgefangen werden. YouPorn bleibt in Europa und lässt so laut OpenDataCity nur den Zugriff vom BND zu. Fast alle Daten wandern übrigens über den Knotenpunkt in Frankfurt am Main.
Bild: Screenshot