In der Serie „BASIC steps: So werde ich E-Book-Autor“ berichtet unser Blogger Tobias über seine ersten Erfahrungen im Geschäft mit digitalen Publikationen. Da er kürzlich beim Schreiben seines – im Rahmen der BASIC-thinking-Serie „Tagebuch eines Ahnungslosen: Mein Weg in die Verschlüsselung“ entstandenen – E-Book-Debüts „Verschlüsselt! Wie ich sichere Kommunikation im Netz lernte“ erfahren musste, welche Stolpersteine hier auf Neueinsteiger warten, stammen seine Tipps ausnahmslos aus der Praxis. Sein heimliches Ziel: Eine Festplatte voller E-Books von den Menschen, die sich in den nächsten Wochen tatsächlich ein Herz fassen und ihr erstes Werk auf den Weg bringen.
Teil 1: Überblick zu den zehn wichtigsten Schritten
Teil 2: Muss ich wirklich in die Top 100 der Gesamtcharts kommen?
Teil 3: Die Distribution
Der Preis ist heiß. Das gilt auch für E-Books. Denn über fast nichts kann man sich so herrlich lange den Kopf zerbrechen wie über die Preisgestaltung von tage- oder wochenlanger Arbeit. Bei welchem Preis würde ich selbst zuschlagen? Bei welchem Preis würde ich zögern? Wann verdiene ich bei x Verkäufen wie viel Geld und mit wie viel Geld wäre ich nach x Verkäufen eigentlich zufrieden?
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Wer in diesem Post die Lösung auf all die vielen Fragen erwartet, sollte sich direkt wieder ausklinken. Denn die kann ich als Neuling genauso wenig geben wie ein erfahrener E-Book-Autor. Wichtig ist aber, dass man, um an die ganz individuelle Lösung zu kommen, die richtigen Fragen stellt. Und genau dabei möchte ich helfen.
Welchen Umfang hat mein Buch?
Wichtig ist natürlich, dass man sein Buch nicht überschätzt. Ist es nur wenige Seiten dünn, ist ein Preis von 12,99 Euro natürlich unangemessen. Und dabei ist es auch egal, ob man die weltbeste Geschichte oder ein thematisch vollumfassendes Handbuch geschrieben hat. Bei ca. 100 Seiten sind 2,99 bis 3,99 Euro in Ordnung, bei einem dicken Wälzer 6,99 bis 9,49 Euro (Warum? Dazu unten mehr).
Fakt ist: Der Preis muss angemessen sein. Je niedriger, desto geringer die Hemmschwelle, das Buch zu erwerben. Allerdings sollte man sich auch nicht unter Wert verkaufen. Wer von seinem Produkt überzeugt ist und etwas geschaffen hat, was einen hohen Preis rechtfertigt, sollte sich auch trauen, diesen zu setzen.
Was würde ich selbst (und andere) für mein E-Book ausgeben?
Ein Kniff hat mir persönlich am meisten geholfen: Ich habe mich bei „Verschlüsselt!“ gefragt, was ich dafür bezahlen würde. So kam ich schnell zu einem Preis von 2,99 Euro, der a) dem Umfang angemessen ist, b) die Hemmschwelle niedrig hält und c) auch noch ein paar Cent bei mir hängen lässt.
Da man selbst aber meist nicht ausschließen kann, dann doch zu sehr durch die rosarote Brille zu schauen, ist es ratsam, auch Freunde und Bekannte nach deren Meinungen zu fragen. Dort bekam ich Rückmeldungen zwischen 1,99 Euro und 4,99 Euro und lag damit mit meinen 2,99 Euro genau im Rahmen.
Am Ende hat mein Bauchgefühl den Ausschlag gegeben – mit einem Umsatz im unteren vierstelligen Bereich in den ersten zwei Wochen scheine ich nicht gänzlich verkehrt gelegen zu haben. Wer sich allerdings bei 7,99 Euro besser fühlt und lieber auf wenige verkaufte Exemplare setzt, sollte sich auch dafür entscheiden. Denn wie gesagt: Eine Ultima Ratio kann keiner geben. (Hier spielen natürlich noch viele andere Dinge eine Rolle, u.a. Medienecho, Thema, …)
Amazon ist der Boss, leider
Doch wie sehr man sich doch bemüht, den richtigen Mittelweg zu finden, am Ende gibt es doch immer noch die Marktmacht, auf die man ein bisschen achten sollte, wenn man Geld verdienen möchte. Denn beim E-Book-Marktführer Amazon gibt es eine Mindest- und eine Maximumgrenze bei der Preisgestaltung von digitalen Büchern. Alles zwischen 2,60 Euro und 9,70 Euro bringt einen Gewinn von 70 Prozent des Verkaufspreises ein. Alles darüber und darunter bringt nur 35 Prozent ein.
Das kann man nun finden wie man möchte. Diese Grenze besteht trotzdem und sollte gegebenenfalls berücksichtigt werden. Das bedeutet natürlich nicht, dass man ein 30-Seiten-E-Book nun, wider aller Vernunft, für 2,99 Euro in die Shops pressen sollte. Aber wenn Umfang und Qualität stimmen, darf es schon an die 2,99-Euro-Grenze gehen.
Umgekehrt gilt das natürlich genauso: Hat man einen 1.300-Seiten-Trümmer geschrieben und sich monate- oder jahrelang mit dem Projekt auseinandergesetzt, muss man nicht zwingend bei 9,49 Euro bleiben. Hier hilft es, ein wenig zu rechnen und zu schauen, bei welchem Verkaufspreis man mit 35 Prozent in etwa so viel verdient wie mit 70 Prozent bei 9,49 Euro und ob man damit leben kann (und sein E-Book dafür auch selbst kaufen würde).
Fazit: Viel Überlegung, viel Rechnerei, noch mehr Bauchgefühl
Am Ende ist – sehr überraschend nach meiner Einleitung – natürlich kein Fazit möglich. Was zählt ist, dass man die vielen Indikatoren und Fragen genau abwägt, ein bisschen rechnet und am Ende – das ist sicher der allerwichtigste Punkt – mit dem Preis auch leben kann. Wer sich unwohl fühlt, verliert den Spaß an der Sache. Also: Mut zur Intuition.
Bild: Hands with packs of dollars over black / Shutterstock
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