Technologie

Durchgelesen: Die Viber-Nutzungsbedingungen im Datenschutz-Check

geschrieben von Ekki Kern

Mal ehrlich: Wer liest schon AGB? Oder Datenschutzhinweise? Oder sonstiges Kleingedrucktes? Und auf der anderen Seite: Wer hat deswegen kein schlechtes Gewissen? In „Durchgelesen“ nehmen wir uns die Allgemeinen Geschäftbedingungen, Nutzungsvereinbarungen und Datenschutzhinweise von bekannten Online-Diensten vor, überprüfen sie auf kritische Passagen und fassen sie verständlich zusammen. Diesmal: Viber. // von Ekki Kern

Mit Viber lassen sich Telefonate und Videogespräche ebenso führen wie etwa mit Skype. Aber ist der wesentlich unbekanntere Dienst besser als das hinsichtlich Datenschutz haarsträubende Skype?

Etwas kurios mutet bei Viber zunächst an, dass in der App die Datenschutzrichtlinie mit dem Hinweis „zuletzt aktualisiert am 28. April 2014“ versehen ist, wohingegen auf der Website von „June 11, 2014“ die Rede ist.


Neue Stellenangebote

Growth Marketing Manager:in – Social Media
GOhiring GmbH in Homeoffice
Senior Online Marketing Manager (w/m/d) – Schwerpunkt Social Media
Oldenburgische Landesbank AG in Oldenburg, Frankfurt am Main
(Senior) Paid Social Media Manager (m/w/d)
Content Fleet GmbH in bundesweit

Alle Stellenanzeigen


Ich werde an dieser Stelle nun die vermeintlich neuere Version durcharbeiten. Sie ist lediglich auf Englisch verfügbar und betont gleich zu Beginn, dass man, also das Unternehmen Viber Media, S.à r.l., meine Privatsphäre „sehr ernst“ nehme. Das liest sich natürlich gut, ich werde es aber wie gewohnt kritisch prüfen.

In Großbuchstaben macht Viber mich zunächst darauf aufmerksam, dass meine persönlichen Daten durch die Nutzung des Dienstes in die USA übertragen werden, wo „Datenschutzgesetze lascher sein könnten als in Ihrem Heimatland“. Das ist wohl der Fall, mittlerweile sind wir Deutschen es aber nicht anders gewöhnt und nutzen in der Regel weiterhin munter die US-amerikanischen Dienste, natürlich auch aus Mangel an Alternativen.

Zugriff aufs Adressbuch

Auch Viber möchte, ähnlich wie Whatsapp, Zugriff auf mein Adressbuch, um zu prüfen, welche meiner Kontakte das Programm auch auf ihrem Smartphone installiert haben. Anders als bei Whatsapp werden aber auch die Namen, die den Nummern zugeordnet sind, offensichlich auf den Servern des Unternehmens gespeichert, was ich als bedenklich einstufe:

A copy of the phone numbers and names in your address book (but not emails, notes or any other Personal Information in your address book) will be stored on our servers.

In folgenden vier Fällen sollen die Daten verwendet werden:

a) Um mich zu informieren, wenn einer oder mehrere meiner Kontakte auf Viber aktiv werden
b) Um anzuzeigen, welche meiner Adressbuchkontakte Viber bereits nutzen
c) Um den zur jeweiligen Nummer passenden Namen anzuzeigen, wenn ein Anruf eingeht
d) Um meine Kontakte mit den Viber-Apps für Windows, MacOS, Linux usw. zu synchonisieren.

Weiter heißt es:

The copy of your address book (names and phones) is stored on a live database. This database does not have a „historical backup“. If you delete the address book from our servers (more about this below), it will be deleted instantly and permanently.

Entscheidet man sich also eines Tages, Viber nicht länger zu nutzen, sollte man daran denken, das Adressbuch vom Viber-Server zu löschen bzw. dies zu veranlassen. Interessant ist auch der nächste Satz:

Since Viber users may add your Viber number to their address book and see that you registered to Viber, we do not consider the fact that your Viber number exists on Viber as private information.

Ob das etwas Besonderes zu bedeuten hat, sehen wir vielleicht später.

Call Detail Record, angeblich üblich

Weiter heißt es:

Viber also maintains a Call Detail Record (CDR) for each message and call that goes through the system. These are industry standard records used by all phone companies. We maintain this information in order to better understand network behavior and trends (numbers of messages and calls made by users, typical destinations, call lengths, network type, etc.), detect potential outages and technical issues (this helps us notice things like a drop in call volume in a certain geography, a shift in call length, a change in typical networks, etc.) and for public safety reasons. All log analysis is done in an anonymous, aggregate, non-personally identifiable manner. We may look into a specific Call Detail Record in response to a customer support request. We maintain CDRs for a period of no more than 30 months.

„Nicht mehr als 30 Monate“ werden diese Informationen also gespeichert, in unserer modernen Kommunikationswelt offensichtlich nicht mehr anders machbar. Überall muss protokolliert werden, meist mit dem Nachsatz „um unseren Service für Sie weiter zu verbessern“. Sei’s drum. Wer nicht einwilligt, sollte die App in jedem Fall löschen.

Kein Mitschnitt, wird beteuert

Und wie werden Telefonate nun übertragen? Hierzu findet sich folgender Absatz:

Audio calls by users are transmitted either directly from user to user or, if direct transmission is not possible (due to, for example, firewalls), Viber servers are used to transmit the call. In the latter scenario, the information transmitted is stored briefly in volatile memory (RAM) solely to enable the transmission of the call to the other user. WE DO NOT RECORD ANY PART OF YOUR CALL.

Man versichert also, dass auch dann, wenn ein Telefonat über die Server von Viber läuft, kein einziger Teil des Gesprächs aufgezeichnet wird. Zur Verdeutlichung verwendet man auch hier Großbuchstaben.

Auch die auf meinem Smartphone gespeicherten SMS sollen vor dem Zugriff durch Viber sicher sein, versichert man:

Viber may interact with your phone’s SMS inbox or call history for the sole purpose of service activation, placing incoming messages in your inbox, reading the contents of the activation SMS sent to you by Viber. WE WILL NOT ACCESS THE CONTENTS OF ANY OTHER SMS.

Übrigens: Mein Name und mein eventuell bereitgestelltes Foto erscheint angeblich all jenen Kontakten, die meine Nummer in ihrem Telefonbuch haben, und allen Gruppenmitgliedern, sollte ich einer Gruppe beigetreten sein.

Lokalisierung angeblich nur zum Nutzen des Kunden

Bezüglich des „Online Status“ und „Seen Status“ heißt es:

Other users will see your connection status (whether you are online or not – and if not, when was the last time you were connected to the service) as well as whether you saw messages they sent to you. You may disable this via the settings.

Wer also etwas mehr Privatsphäre wünscht, kann in den Einstellungen hantieren. Bezüglich „Location Information“ heißt es:

Viber allows you to attach your location information to messages you send to other users or send a specific location message. If you choose to share your location with a specific user or group of users your location will be retrieved from your device and sent to Viber. Viber will only use this location for this particular purpose and delete it from its servers once the message is delivered. For the avoidance of doubt, Viber will not share your location information and will not use it for any purpose except the one specifically requested by you.

Angeblich braucht man also keine Angst haben, dass Viber verfolgt, an welchen Orten man sich wann aufhält. Sagen die vorliegenden Datenschutzbestimmungen zumindest.

„Viber Out“

Ähnlich wie Skype bietet Viber auch einen Dienst, anhand dessen man Festnetz- und Mobiltelefone anrufen kann. Er nennt sich „Viber Out“. Hierzu heißt es:

If you wish to use Viber to call a number outside of the Viber community („Viber Out“), you will be asked to create a „User Account“ by selecting a password, and providing your name and billing information so that your payment for the Viber Out Service can be processed.

Hier sind Name und Rechnungsadresse also erforderlich. Wer kein Interesse daran hat, dass diese sensiblen Daten an einem US-amerikanischen Dienst und die mit ihm kooperierenden Unternehmen weitergereicht werden, sollte von „Viber Out“ also besser die Finger lassen.

Die Nutzung wird überwacht

Dienste, die das Verhalten eines Nutzers dokumentieren, nutzt Viber ebenso wie viele konkurrierende Kommunikationsdienste. Hierzu heißt es:

Viber uses Google Analytics to help us anonymously track and report user/visitor behavior information and users‘ standard log information to the Site and the Viber App. This information (including but not limited to: IP address, data storage, maintenance services, database management, web analytics and information processing) helps us analyze and evaluate how the Viber App and Site are used as part of our ongoing efforts to improve the Site and Viber App’s features and services. No personally identifying data is included in this type of reporting.

Hinsichtlich des Teilens und Offenlegens von Nutzerdaten heißt es in den Datenschutzbestimmungen von Viber:

We do not rent, sell, or share any information about our users with any third-parties, except as specifically described herein. We may disclose your Personal Information if we believe such action is necessary to: (a) comply with the law, or legal process served on us; (b) protect and defend our rights or property (including the enforcement of our agreements); or (c) act in urgent circumstances to protect the personal safety of users of our Service or members of the public.

Nur in den benannten Ausnahmesituationen sollen personenbezogene Daten also herausgegeben werden. Ebenso üblich ist die Praxis, gewisse Daten an Partnerunternehmen weiterzugeben:

In order to provide you with Viber products you have requested, Viber may sometimes, if necessary, share your Personal Information (excluding your address book and related information) and traffic data with trusted partner service providers and/or agents, for example: banking organizations or other providers of payment and analytical services, customer support, or hosting services.

Adressbuchdaten und „damit verwandte Informationen“ sollen von dieser Regelung nicht betroffen sein. Weiterhin versichert man, dass man die genannten Partnerunternehmen auffordern werde, die übermittelten Daten angemessen zu schützen:

Viber will always require these third parties to take appropriate organizational and technical measures to protect your personal data and traffic data and to observe the relevant legislation.

Viber will never share your address book information with any third party, except as may be required by law (see below).

Daten sicher bei Amazon?

Gespeichert werden die personenbezogenen Daten auf den Servern von Amazon, ob man das als Nutzer nun gut findet oder nicht:

Notwithstanding any of the foregoing, the Viber servers that are used to store your Personal Information are owned and hosted by Amazon Web Services, LLC, an Amazon.com Company.

Wie bei vielen anderen Diensten auch, sind Website und App von Viber nicht für Kinder unter 13 Jahren bestimmt, heißt es unter „Children’s Privacy“:

Viber websites and software clients are not intended for or designed to attract anyone under the age of 13 and we do not intentionally or knowingly collect Personal Information on our sites from anyone under the age of 13 (or older in some jurisdictions). We encourage parents to be involved in the online activities of their children to ensure that no information is collected from a child without parental permission.

Schutz der Daten beim Verkauf

Sollte Viber einmal, wie etwa Whatsapp, von einem anderen Unternehmen gekauft werden, ist es „wahrscheinlich“, dass personenbezogene Daten zu den Dingen gehören, die mitverkauft werden, heißt es. Allerdings kümmere sich Viber im Falle eines Verkaufs darum, dass der neue Eigentümer persönliche Daten ebenso schützt, wie man es selbst tut:

In the event that we go through a business transition, such as a merger, acquisition by another company, or sale of all or a portion of our assets, Personal Information will likely be among the assets transferred. As part of such a transaction the new entity will be required to commit to the same level of protection of your Personal Information as described in this Privacy Policy. If we cannot obtain such a commitment, we will not perform the business transition.

Wann man die Viber-App vom Smartphone gelöscht hat, weiß das Unternehmen natürlich nicht. Aus diesem Grund greife eine Regelung, nach der bei über 90 Tagen Inaktivität des Programms das Adressbuch automatisch vom Viber-Server gelöscht wird. Der Account hingegen werde lediglich deaktiviert, da es ja sein könne, dass der Nutzer nur für längere Zeit im Urlaub war:

Due to technological reasons, we do not know when and if you delete the application. Therefore, if we detect no activity from your device for 90 days, we will assume that you deleted the application and we will remove your address book from our servers. However, since we are not certain that you deleted the application (you may just be on vacation, etc.) we will not deactivate your Viber account (which is your phone number and device ID). We do not want to force you to register again in the event of non-use.

Komplett löschen kann man seinen Account auf Wunsch angeblich über die Option „Account deaktivieren“:

If you wish to delete your account completely, you can go to the „More“ tab in the Viber App, and tap the „Deactivate Account“ option. Please note that this will remove your data from Viber, and deactivate Viber on your device.

Fazit: Relativ neutral

Welchen Eindruck hat Viber nun bei mir hinterlassen? Relativ neutral, kann ich sagen. Nachdem ich bereits die Datenschutzbestimmungen von Whatsapp und Skype durchgelesen habe, kann ich sagen, dass Viber weder besonders positiv noch besonders negativ auffällt. Einzig die Tatsache, dass auch die Klarnamen aller meiner Adressbuchkontakte auf die Server geladen werden, beunruhigt etwas. Denn das ist etwa bei Whatsapp anders.

Ob es eine große Rolle spielt, ist eine andere Frage. Fest steht wohl: Ist man erst einmal an einen solchen Dienst gewöhnt und kennt einige Personen, die ihn ebenfalls nutzen, treten erfahrungsgemäß anfängliche Bedenken schnell in den Hintergrund. Praktikabilität ist vielen Nutzern eben letztendlich doch das Allerwichtigste. Und diese Praktikabilität geht mit gutem Datenschutz in den wenigsten Fällen einher.

Über den Autor

Ekki Kern

Ekki ist Medienjournalist und probiert Technologien gerne aus, entdeckt dabei aber nicht selten die Vorzüge des Analogen. Diskutieren über das alles kann man mit ihm ganz hervorragend, für die Zeitung schreibt er über Medien und Verbraucherthemen, privat für seinen Watchblog Radiowatcher.

6 Kommentare

  • ja nur viber hat nicht mal ansatzweise den gleichen funktionsumfang wie skype. das könnte sich aber ganz schnell ändern, wenn dann zusätzliche funktionen dazu kommen.

  • Die Rubrik finde ich mal richtig sinnvoll! Ich lese AGBs und darum als Tipp für euch, nehmt euch mal Netflix zur Brust…
    Ich jedenfalls eröffne da kein Konto.

  • Dadurch, dass wohl nahezu niemand AGB’s liest, ist diese Rubrik ein Traum 😀
    Vielen Dank, interessant zu lesen.

  • Im übrigen ist die Einstellung „Analysedaten sammeln“ bei Viber stets aktiviert. Wenn man sie ausschaltet, die Einstellung speichert und dann auf Abbrechen drückt, wird die Einstellung ständig zurückgesetzt (zumindest in der Linux-Variante).

    Warum wird eine Option angeboten, die eigentlich vollkommen nutzlos ist?