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Live aus dem „Öko-Zug“: Mit Locomore nach Berlin

Locomore Stuttgart
Locomore Stuttgart
geschrieben von Ekki Kern

Ein „fairer, günstiger und ökologischer Fernzug“ möchte Locomore sein. Ab heute fährt das Unternehmen einmal am Tag morgens von Stuttgart nach Berlin Lichtenberg– und am Nachmittag zurück. Knapp sieben Stunden dauert die Reise. Um Energie und Kosten zu sparen, fährt der Zug mit einer Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h.

Homepage von Locomore am 14.12.2016

Homepage von Locomore am 14.12.2016

Mobility Mag ist heute live dabei – und beschreibt die erste Fahrt direkt aus dem orangen Zug. Infos gibt es hier auf der Website, auf TwitterFacebook und Instagram. Und in unserer Bildergalerie. Zudem gibt es eine 360-Grad-Ansicht des Großraumbereichs.

Ab 14.12. startet Locomore auf der orangen Strecke (Stuttgart-Berlin), geplant sind weitere Verbindungen (gestrichelte Linien). Bild: Locomore

Ab 14.12. startet Locomore auf der orangen Strecke (Stuttgart-Berlin), geplant sind weitere Verbindungen (gestrichelte Linien). Bild: Locomore

Unterwegsbahnhöfe sind Vaihingen (Enz), Heidelberg, Darmstadt, Frankfurt/Süd, Hanau, Fulda, Kassel, Göttingen, Hannover Hbf, Wolfsburg, Berlin Zoo, Berlin Hbf, Berlin Friedrichstraße und Berlin Ostbahnhof.


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Der Fahrplan von Locomore lässt sich hier herunterladen.

„Konsequent ökologisch“

Der Unternehmens- und Zugbetrieb erfolgt laut Locomore „konsequent ökologisch“, was bedeutet, dass Ökostrom genutzt wird. Für die Fahrgäste gibt es zudem „überwiegend öko-faires Bordcatering“.

Locomore ist aus einer Crowdfunding-Kampagne heraus entstanden. Das heißt, knapp 500.000 Euro wurden im Internet gesammelt, um das Projekt überhaupt zu starten. Locomore bezeichnet sich folglich als „erste sich per Crowdfunding  finanzierende Eisenbahn der Welt“.

Günstige Tickets

Von Locomore heißt es:

Mit Preisen ab 5€ für kurzen Strecken und ab 22€ für die ganze Strecke sowie einem Maximalpreis, der immer unter dem Preis liegt, den man mit Bahncard 50 zahlen würde, geht es uns nicht nur um günstig. Wir fahren mit Ökostrom (ab 1.1.2017), bieten überwiegend öko-faires Catering und bieten besondere Angebote für Familien.

Liveblog: 7:00 Uhr (statt 6:21 Uhr): Start in Stuttgart

So, wir sind am Hauptbahnhof in Stuttgart. Ist noch ziemlich kalt draußen.

Mit 39 Minuten Verspätung geht es los. Über die Gründe kann man derzeit nur spekulieren. Zunächst hieß es in einer Durchsage, „wegen Gleisbelegung“ ginge es „wenige Minuten später“ los.

7:06: Durchsage vom Geschäftsführer

Derek Ladewig, Geschäftsführer von Locomore; Bild: Bild York/Christoph Riccius

Derek Ladewig, Geschäftsführer von Locomore; Bild: Bild York/Christoph Riccius

Derek Ladewig, Geschäftsführer von Locomore, meldet sich per Durchsage – und erklärt die Verspätung folgendermaßen:

Ich möchte mich hierfür in aller Form entschuldigen. Es gab bei unserem Partner Hector Rail heute Morgen kleinere Abstimmungsprobleme.

7:10: Kaffee

Kaffee bei Locomore

Kaffee bei Locomore

Kaffee wird serviert, direkt ins Abteil.

7:14 Vaihingen (Enz)

WLAN-Test erfolgreich

Habe eben das WLAN im Zug getestet. Es funktioniert ohne extra Login – und sehr gut (ähnlich gut wie gestern mit dem neuen ICE-WLAN). Zum Vergleich: Auf dem Handy habe ich im o2-Netz derzeit hauptsächlich Edge-Geschwindigkeit.

„Attraktivitätssteigerung des Schienenverkehrs“

Aus der heutigen Pressemitteilung von Locomore („LOCOMORE ist gestartet“):

LOCOMORE sieht sich nicht primär als Konkurrent zu anderen Bahnunternehmen in Deutschland, sondern glaubt vielmehr an die Weiterentwicklung und Attraktivitätssteigerung des Schienenverkehrs als Ganzes durch Wettbewerb und neue Ideen, An diese Mission glauben auch die zahlreichen Unterstützer, die das Unternehmen mittels Crowdfunding überhaupt erst zum Leben gebracht haben.

7:39 Ankunft in Heidelberg

Der Zug hat laut Durchsage derzeit noch eine Verspätung von 23 Minuten. Draußen ist es noch dunkel.

7:49: Rosinenschnecke

Der gastronomische Service kommt bei Locomore direkt am Abteil vorbei, es nennt sich „öko-faires am Platz Catering„. Die Rosinenschnecke gibt es für 2,50 Euro. Sie schmeck fluffig-frisch. 🙂

08:10 Darmstadt Hbf

Es wird langsam hell, nach einer Minute Aufenthalt geht es weiter. Laut Durchsage hat der Zug derzeit noch eine Verspätung von acht Minuten, er hat also bislang volle 22 Minuten wettgemacht.

Themenabteile im Zug

Themenabteil "Fotografie" von Locomore

Themenabteil „Fotografie“ von Locomore

Was im Zug auffällt, sind die (gemütlichen) Abteile. Man ist sie seit Jahren nicht mehr gewöhnt, fühlt sich zwanzig Jahre in die Vergangenheit zurückversetzt.

Eine nette Idee von Locomore ist, dass diese Abteile mit einem Thema versehen sind etwa „Englisch“ oder Fotografie. Idee dahinter: Wer Lust hat, sich mit Mitreisenden über eines der Themen auszulassen, setzt sich einfach ins zugehörige Abteil. Oder bucht im Voraus einen Platz.

8:20 Durchsage

In wenigen Minuten erreichen wir Frankfurt/Main Süd. Genannt werden eine Reihe von Regionalzügen, in die man am Bahnhof umsteigen kann. Frankfurt/Main Süd wird pünktlich erreicht, sogar „drei Minuten zu früh“, wie eine Durchsage vermerkt.

8:42 Ankunft in Hanau Hbf

Der Zug hat mittlerweile keine Verspätung mehr.

9:11 Uhr: Keine weitere Rosinenschnecke

Der gastronomische Service, in Form der Zugbegleiter Wolfgang und Paul (Bild oben), rollt zum zweiten Mal am Abteil vorbei. Vor lauter Tippen habe ich die Rosinenschnecke allerdings erst zur Hälfte essen können… 🙂

9:21 Uhr: Ankunft in Fulda

9:57 Uhr: Ankunft in Kassel-Wilhelmshöhe

Das Einfahrgleis ist belegt, weswegen sich die Einfahrt in den Bahnhof verzögert, sagt eine Durchsage.

10:19 Uhr: Ankunft in Göttingen

Zuvor eine Durchsage: „Da wird noch zu früh sind, ist unser Bahnsteig in Göttingen noch belegt.“

360-Grad-Ansicht des Großraumbereichs

Großraumbereich des Zuges von Locomore

Großraumbereich des Zuges von Locomore

11:10 Uhr: Ankunft in Hannover Hbf

Interview mit einem Fahrgast

Nora im "Backpacker"-Abteil des Zugs von Locomore

Nora im „Backpacker“-Abteil des Zugs von Locomore

Nora studiert Verkehrswesen in Melbourne. Dass sie heute im Locomore-Zug sitzt, ist reiner Zufall, sagt sie. Lange bevor sie nach Australien zog, hörte sie von der Crowdfunding-Kampagne des Unternehmens. Ein paar Fragen von uns:

Mobility Mag: Wieviel hast du für deine heutige Fahrt gezahlt?
19 Euro, ich habe vor zwei Wochen gebucht, den „Basic“-Tarif. Als ich das erste mal auf die Website geschaut habe, waren es 35 Euro. Dann hätte ich gesagt: nein, mache ich nicht.

Hast du auch Fernbus-Preise gecheckt?
Nein.

Aber grundsätzlich hast du Fernbusse schon auf dem Radar, wenn Du hier in Deutschland bist?!
Auf manchen Strecken.

Du sitzt in einem „Themenabteil“, wie Locomore das nennt.
Ja (lacht), ich sitze in „Backpacking & Couchsurfing“. Es ist mir relativ egal, wo man sitzt, es sitzt heute eh keiner drin.

Hast du das WLAN schon ausprobiert?
Das wollte ich gerade.

11:48 Uhr: Ankunft in Wolfsburg

Ankunft in Berlin

Um 13:01 Uhr sind wir planmäßig in Berlin Hauptbahnhof angekommen, zuvor hielt der Zug noch am Bahnhof Zoo, wo keine Fernzüge der Deutschen Bahn mehr stoppen. Jetzt geht es über den Ostbahnhof noch weiter bis Berlin Lichtenberg, den damaligen großen Bahnhof Ost-Berlins.

Über den Autor

Ekki Kern

Ekki ist Medienjournalist und probiert Technologien gerne aus, entdeckt dabei aber nicht selten die Vorzüge des Analogen. Diskutieren über das alles kann man mit ihm ganz hervorragend, für die Zeitung schreibt er über Medien und Verbraucherthemen, privat für seinen Watchblog Radiowatcher.

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