Social Media

Talk: Möchte Facebook mit dieser Idee an die jungen Nutzer?

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geschrieben von Fabian Mirau

Facebook möchte seine Nutzer so früh wie möglich an das eigene Netzwerk binden. Mit einer neuen App möglicherweise bereits im Teenager-Alter.

Eltern dürfen nicht in den Facebook-Account ihres Kindes einsehen, wenn es stirbt. Das entschied vor wenigen Tagen ein Gericht in Berlin. Es verstoße gegen Datenschutzrichtlinien, vor allem wegen der privaten Chatverläufe mit Freunden. Das Urteil fiel zugunsten von Facebook aus.

Unter anderen Umständen möchte das soziale Netzwerk jedoch genau das ermöglichen: Die volle Kontrolle und Einsicht von Eltern über und in das social media-Verhalten ihrer Kinder.


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Wie The Information berichtet, plant das soziale Netzwerk eine spezielle Messaging-App für Teenager. Zumindest will das Internetmagazin diese Information im Code der originalen Facebook-App herausgelesen haben.

Sichere Online-Kommunikation

Der Messenger soll Talk heißen und vor allem für Minderjährige ab 13 Jahren sein. Eltern sollen damit die Kontrolle über die Kommunikation ihrer Jüngsten haben. Beispielsweise könnten sie Kontakte und Kommunikationsverläufe einsehen, sie also zu jeder Zeit überwachen. Die jungen Nutzer müssen, um Talk zu verwenden, nicht über einen Facebook-Account verfügen.

Sie werden durch die Nutzung also nicht auffindbar. Eine Sicherheitsvorkehrung, um online nicht mit Fremden in Berührung zu kommen. Und ganz so uncool wie die Beschreibung vielleicht anfangs vermuten lässt, ist Talk für Teenager gar nicht. Mit der App sollen sich auch Spiele sielen und Snapchat-ähnliche Filter verwenden lassen.

Gefahr jugendgefährender Inhalte

Die App wäre vor allem sinnvoll für Teenager, deren Eltern skeptisch mit der zu frühen Nutzung sozialer Netzwerke sind. Facebook, Instagram und Co. sind nur schwer jugendgerecht zu filtern. Eine wirklich sichere Nutzung ist kaum möglich.

Zu hoch ist offensichtlich noch immer die Gefahr, dass Teenager mit jugendgefährdenden Inhalten in Berührung kommen können. Um junge Menschen für Facebook zu gewinnen, müssen also vor allem deren besorgte Eltern überzeugt werden.

Facebook kämpft schon seit einiger Zeit gegen ein offensichtlich schwindendes Interesse seiner Nutzer, die die Plattform nicht mehr so aktiv zu nutzen wie noch vor einigen Jahren. Die Anzahl an Nutzern im Teenager-Alter, die die App aktiv nutzen, betrug einer Studie zufolge Ende 2016 nur noch 43 Prozent, im Vorjahr noch 51 Prozent.

Andere Netzwerke wie Snapchat oder die hauseigenen Apps Instagram und Whatsapp sind für Jugendliche offenbar deutlich attraktiver.

Nutzer erreichen, so früh wie möglich

Die Strategie ist also klar: Facebook möchte bei jungen menschen beliebter werden, mit allen dazugehörigen Apps. Die Story-Funktionen, die in den letzten Monaten für jede der hauseigenen Plattformen entwickelt wurden, dürften der selben Strategie zugerechnet werden.

Für einen Abgesang auf Facebook ist es natürlich viel zu früh. Das Netzwerk ist und bleibt das erfolgreichste überhaupt. Trotzdem gilt es, Nutzer schon so früh wie möglich zu gewinnen und in die Facebook-Welt zu führen, um diese Position auch in nachfolgenden Generationen zu halten.

Da scheint der Ansatz, dies über die Eltern zu tun, vielversprechend. Mit Snapchat kommen Jugendliche meist erst später in Berührung. Werden Nutzer bereits im Teenager-Alter an Facebook gewöhnt, scheint ein Wechsel zu anderen Diensten später unwahrscheinlicher, so die Idee dahinter.

Talk: Ein vielversprechender Schritt

Es ist natürlich alles andere als sicher, dass die Talk-App wirklich erscheint. Immer wieder gibt es Hinweise auf neue Apps des sozialen Netzwerks. Manchmal erscheinen sie tatsächlich wenige Monate später, manchmal jedoch gar nicht.

Falls Talk wirklich kommt, dürfte es sich in eine schon länger andauernde Offensive verschiedener sozialer Netzwerke einreihen, die vermehrt auf jüngere Nutzer abzielt. Facebooks Talk wäre ein nachvollziehbarer und vielversprechender Schritt, junge Menschen für sich zu gewinnen.

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Über den Autor

Fabian Mirau

Fabian ist Politik-Student und arbeitet in Berlin für ein Redaktions- und Medienproduktionsbüro. Für BASIC thinking schreibt er beinah wöchentlich über Netzpolitik, Social Media und den digitalen Wandel. Also eigentlich über fast alles, was mit diesem Internet zu tun hat.