Oft wird das Thema Carsharing als umweltfreundliche Alternative zu einem eigenen Auto gehandelt. So soll die Verkehrsbelastung nachhaltig gesenkt werden und eine attraktive, komfortable Alternative zum öffentlichen Personennahverkehr geschaffen werden. Dass dies auch in die Hose gehen kann, zeigt ein neuer Bericht der Schaller Consultants in den USA.
Demnach erhöht sich inzwischen die Autonutzung um 2,8 Meilen für jede Meile, die durch Konzepte wie bspw. Carsharing eingespart werden soll. Dabei wird der größte Zuwachs in Großstädten verzeichnet, in denen Anbieter wie Uber und Lyft vertreten sind. Obwohl solche Dienste in direkter Konkurrenz zum eigenen Auto stehen sollten, machen diese dem öffentlichen Nahverkehr zunehmend Pendler streitig. Ungefähr 60 % der Nutzer gaben demnach an, dass sie mit dem ÖPNV gefahren wären, wenn es Dienstleister wie Uber und Lyft nicht gäbe.
Seit 2012 ist der Markt mit Fahrdienstleistungen in den USA um fast 100 % gewachsen. Besonders in den Großstädten werden diese immer häufiger genutzt. Am Steuer sitzen dabei meist junge, wohlhabende Akademiker, da für die Buchung überwiegend Apps zum Einsatz kommen bei denen nur mit Kreditkarte bezahlt werden kann. Einwohner mit geringen Einkünften können sich häufig kein Smartphone und/oder eine Kreditkarte leisten und bilden daher nur eine sehr kleine Gruppe ab.
Dabei schlägt der Verfasser des Berichts einige Maßnahmen vor, um diesen erschreckenden Trend umzukehren. Durch Investitionen in die Infrastruktur von Bike Sharing-Unternehmen und in den öffentlichen Nahverkehr sollen wieder mehr Menschen vom Auto auf nachhaltigere Verkehrsmittel umsteigen. Zusätzlich sollen Parkmöglichkeiten beschränkt und Fahrzeuge mit geringer Auslastung verbannt werden.
Weiterhin werden Parallelen zu einer zukünftigen Nutzung von autonomen Fahrzeugen gezogen. Einzelne Hersteller werden dann ihre Fahrzeuge für weitere Dienstleistungen, wie beispielsweise für die Lieferung von Lebensmitteln anbieten. Hier unternimmt Ford bereits heute erste Versuche in Miami. Nur durch die Einführung von Gesetzen kann ein weiterer Anstieg des Verkehrs und die daraus resultierende Umweltbelastung verhindert werden, so der Autor weiter.
Schaut man sich die Herkunft der von Schaller Consultants genutzten Daten genauer an, dann ist auch ein gesundes Maß an Skepsis angebracht. Diese basieren ausschließlich auf Berichten über die Fortbewegungsmethoden der Einwohner in den letzten 18 Monaten. Die genannten Zahlen sind dabei geschätzt und basieren laut Bericht nicht auf den von bspw. Lyft gemeldeten, tatsächlich durchgeführten Fahrten.
Dabei ist es denke ich schwer die Gesamtheit der Fahrten aller Fahrdienstleister einfach zu schätzen. Durch die immer größere Verbreitung und die Tatsache, dass neben Lyft noch weitere Firmen auf dem Markt aktiv sind, wären finale Zahlen wirklich interessant gewesen.
Nichtsdestotrotz hat der Bericht auch positive Aspekte von Sharing-Angeboten hervorgehoben. So konnten in den letzten Jahren große Transportlücken auf der Karte gestopft werden. Außerdem gaben viele Befragten als Vorteil an, dass durch das immer weiter ausgebaute Angebot die Problematik rund um Trunkenheit am Steuer bekämpft werden kann.
Um die Thematik auf Deutschland zu übertragen: Ich persönlich habe auch das Gefühl, dass bei uns in Deutschland das Verkehrsvolumen stetig wächst. Dabei denke ich nicht, dass das Problem bei Sharing-Diensten wie DriveNow oder Car2Go liegt, als eher an der teils mangelhaften Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und dem Hang der Deutschen zum Auto.
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