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Südafrika: Mit neuen Konzepten in die Zukunft der Mobilität

geschrieben von Nicole Scott

Die Planung der Verkehrswege und Transportsysteme spielt beim Städtebau eine sehr wichtige Rolle, schließlich muss für die Bevölkerung der Zugang zu Schulen, Arbeitsplätzen, Krankenhäusern und anderen öffentlichen Diensten gewährleistet werden. Bessere Mobilität bietet vor allem geringverdienenden Bevölkerungsgruppen die Chance, ihren Lebensstandard zu verbessern. Darüber hinaus bieten Städte, die eine gute Infrastruktur besitzen und in denen die öffentlichen Verkehrsmittel im Mittelpunkt stehen, ihren Bewohnern mehr Lebensqualität.

Südafrika blickt auf eine Vergangenheit zurück, die stark von sozialer Segregation geprägt ist. Zwar ist die Ära der Apartheid vorüber, aber noch immer haben die Städte in Südafrika mit Ungleichheit und ineffizienter Planung zu kämpfen. Strukturelle Mängel, die Folge der Segregation sowie der geringen Wohnraumdichte sind, sorgen dort häufig für lange Verkehrs- und Arbeitswege.

Das Ergebnis ist duale Stadtlandschaft – die gut entwickelten Stadtbezirke der gesellschaftlichen Elite stehen in starkem Kontrast zu den Vierteln der ärmeren Bevölkerung, wo die Leute mit dem Fahrrad, Minibus, Bus, Taxi, Zug, zu Fuß oder auf den Ladeflächen von Pick-Up-Trucks unterwegs sind.
Das zunehmende Bevölkerungswachstum und die Nachfrage nach zugänglichen und erschwinglichen öffentlichen Verkehrsmitteln sorgen dafür, dass Südafrika nun verstärkt nach Lösungen für dieses Mobilitätsproblem sucht.

TRANSPORT IN SÜDAFRIKA

Eines der berühmtesten Transportmittel in Südafrika ist der „People’s Train“ oder PRASA. Diese Zugverbindung ist hauptsächlich für den Berufsverkehr in den Stadtregionen sowie regionale Langstreckenfahrten zwischen den Städten Südafrikas zuständig. Erst kürzlich überholte PRASA seine Fahrzeugflotte, was für kürzere Fahrzeiten sorgte – die neuen Züge sind sogar klimatisiert. Im Moment erstreckt sich der Dienst noch nicht über ganz Südafrika. PRASA plant jedoch, bald alle größeren Städte des Landes miteinander zu verbinden.

Seit 2007 gibt es in Südafrika den Busdienst „Bus Rapid Transits“ und in einigen Teilen des Landes verfügen die Straßen sogar über einen Busfahrstreifen. Außerdem ist das Projekt ein Symbol für die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Südafrika und Südamerika, denn das BRT-System feierte bereits einige Jahre zuvor in Brasilien großen Erfolg. In Johannesburg laufen die Busse unter dem Namen „Rea Vaya BRT“ und in Kapstadt unter der Bezeichnung „MyCiTi“. Der einzige Haken: Das System ist für Touristen nicht gerade zugänglich, da man mit Bargeld leider keine Tickets kaufen kann. Stattdessen benötigt man eine spezielle Karte.

Photo Credit: EPA/NIC BOTHMA

Außerdem gibt es noch die sogenannten Minibus-Taxis, die auch als „Schwarztaxis“ bezeichnet werden. Ironischerweise handelt es sich hierbei meistens um weiß lackierte Toyota-Minibusse, die sich meistens in einem heruntergekommenen Zustand befinden. Auf den Straßen Südafrikas findet man unzählige dieser Taxis. Sie werden meistens nur von den Einheimischen genutzt. Für Touristen und Auswanderer sind sie nicht unbedingt empfehlenswert. Ein großer Nachteil ist zum Beispiel, dass die Fahrer meistens warten, bis das Fahrzeug voll ist, bevor sie losfahren.

DER AUFSTIEG DER DIGITALEN MOBILITÄT

Eine wachsende Zahl von Startup-Unternehmen arbeitet an neuen, technologiebasierten Lösungen, um die Verkehrswege in Südafrika zu verbessern und sicherer zu machen. Die Technologien sollen den Menschen den Zugang zu verlässlichen und sicheren Transportdiensten erleichtern und dafür sorgen, dass die Dienstleister mehr Verantwortung zeigen.

Ein Beispiel hierfür ist die Taxi-App „Taxify“, die sich immer größer werdender Beliebtheit erfreut.
Neue Technologien sorgen dafür, dass sich die Dienstleistungen besser überwachen lassen. Dies lässt die Dienstleister mit mehr Verantwortung und Transparenz agieren. Die Verbraucher profitieren so von einem besseren und sichereren Service.

Fortschrittliche Transportsysteme werden in Zukunft eine große Rolle beim Aufbau gut entwickelter Städten spielen. Das Unternehmen „SafeBoda“ – welches sich selbst als „Uber für Motorrad-Taxis“ bezeichnet – stellt seinen Nutzern aber nicht nur eine hilfreiche App zur Verfügung. Wie der Name schon vermuten lässt, möchte die Firma einen besonders sicheren Service bieten. Alle Fahrer müssen einen Erste-Hilfe-Kurs sowie Schulungen rund um die Themen Straßensicherheit und Fahrzeugwartung absolvieren.

Das Taxiunternehmen „Mellowcabs“ möchte dagegen für eine möglichst geringe Umweltbelastung sorgen. Ein Problem, das durch das Städtewachstum und den zunehmenden Verkehr immer größer wird. Die Karosserie der Taxis besteht deshalb aus recycelten PET-Flaschen und die Fahrzeuge nutzen ein regeneratives Bremssystem, mit dem sich die kinetische Energie des Fahrzeugs in Elektrizität umwandeln lässt. Zusätzlich besitzen die Autos ein Dach aus flexiblen Solarpanels, die bis zu 35 % der nötigen Energie erzeugen können.

Außerdem hat Mellowcabs eine eigene App entwickelt, die Nutzern eine Reihe von interessanten Features bietet. Hierzu zählt beispielsweise die Möglichkeit, ein Frauentaxi rufen zu können.

Das Post-Apartheid-Zeitalter bietet den Städten Südafrikas eine einzigartige Chance in Sachen Mobilität

Es ist wichtig, dass die öffentlichen Verkehrsmittel der Zukunft die ländlichen Gegenden mit den Urbanregionen des Landes verbinden. Außerdem muss gewährleistet sein, dass die Bevölkerung leichten Zugang zu Schulen, Krankenhäusern, Arbeitsplätzen und allen anderen wichtigen Einrichtungen hat – am besten geschieht dies mithilfe von so genannten „Intelligent Transport Systems“ (abgekürzt: „ITS“).

Dabei sollte man eine Sache nicht vergessen: öffentliche Verkehrsmittel sind nicht nur für ärmere Bevölkerungsgruppen gedacht. Sie sollen eine attraktive Transportlösung für Menschen aus allen Einkommensschichten sein. Hierzu müssen sie nicht nur günstig und effizient, sondern auch flexibel, komfortabel und sicher sein.

Südafrika macht gerade den ersten Schritt in Richtung moderner Mobilitätskonzepte. Seitdem die Apartheid vorüber ist, bergen die Städteplanung und der Wiederaufbau des Landes viel Potential. Weil das Land in Sachen Infrastruktur gewissermaßen ein unbeschriebenes Blatt ist, bieten sich Südafrika in dieser Hinsicht zahllose neue Möglichkeiten.

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Nicole Scott