Ende Juni 2018 überraschte Instagram die Social-Media-Szene mit einer neuen App. Mit Instagram TV sollten Videos mit einer Laufzeit von bis zu einer Stunde salonfähig werden. Doch was ist nach dem anfänglichen Hype geschehen? Eine kleine Analyse.
In den letzten Juni-Tagen war überall zu lesen, dass Instagram jetzt zum großen Angriff ansetzt. Mit Instagram TV (IGTV) hätte das soziale Netzwerk nun einen „YouTube-Killer“ auf den Markt gebracht.
Auf der einen Seite stehen mehr als eine Milliarde monatliche aktive Nutzer (MAU) bei Instagram, die zudem deutlich jünger sind als bei Facebook und Co. Auf der anderen Seite steht der Trend zu Video-Inhalten, die verstärkt mobil abgerufen werden – eine Kombination mit viel Potenzial.
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Um dieses Potenzial auszuschöpfen, hat das Bildernetzwerk mit Instagram TV ein neues Format auf den Markt geworfen. Dieses vereint alle angesprochenen Elemente.
Einerseits ist die externe App prominent in der oberen Leiste des Instagram-Profiles neben den Stories platziert. Andererseits bietet die maximale Länge von bis zu 60 Minuten Content-Erstellern deutlich mehr Spielraum in der Gestaltung und Umsetzung von Formaten. Ein deutlicher Vorteil gegenüber den Instagram Stories. Eigentlich.
Niedrige View-Zahlen und kaum Engagement
Denn bereits im August 2018 – also knapp zwei Monate nach dem Start des Formats – zeichnete sich ab, dass Instagram TV wohl doch nicht der große Durchbruch gelingt.
So hatte beispielsweise der Journalist Martin Hoffmann via Twitter bekannt gegeben, dass kaum ein Inhalt von deutschen Leitmedien (Tagesschau, SZ, Bild etc.) den fünfstelligen View-Bereich erreichen würde.
Kurzes Zahlen-Update zu #IGTV: Die Views sind für die meisten deutschen Publisher bislang eher ernüchternd. Nur wenige Videos schaffen es mal in den fünfstelligen Bereich. pic.twitter.com/4dV1Kh16P8
— Martin Hoffmann (@martinhoffmann) 3. August 2018
Und auch ein knappes halbes Jahr später fällt die Bilanz noch immer ernüchternd aus. Wirft man einen Blick in die Statistiken der IGTV-Videos deutscher und internationaler Medien liegen diese im vier- bis fünfstelligen Bereich. Ab und an ist ein Ausreißer mit mehr als 100.000 Views dabei. Das ist allerdings eher die Ausnahme.
Und selbst im „Beliebt“-Bereich, in dem die – richtig geraten – beliebtesten Videos der Welt gebündelt sind, sind die View-Zahlen eher verhalten. Zwar erreichen dort deutlich mehr Beiträge eine sechsstellige Anzahl an Views. Allerdings ist es wichtig, diese Zahlen ins Verhältnis zu setzen.
Wenn beispielsweise ein Video der Social-Media-Zwillinge Lisa und Lena 120.000 Views bei knapp 14 Millionen Fans erreicht, ist das kein sonderlich guter Wert. Zum Vergleich: Die Videos der Zwillinge im klassischen Instagram-Feed kommen ohne Probleme auf Abrufzahlen zwischen 300.000 und 500.000 Views.
Auf Instagram TV gibt es keine langen Videos
Und auch ein weiterer Faktor ist äußerst spannend. Wie eingangs erwähnt, zeichnet sich Instagram TV dadurch aus, dass Videos mit einer maximalen Länge von bis zu 60 Minuten möglich sind. Die Realität zeigt: Selbst ein Video mit mehr als zehn Minuten hat absoluten Seltenheitswert.
Dazu passt auch die Aussage von Philip Papendieck, Gründer der Influencer-Agentur Intermate, im Interview mit Onlinemarketing.de: „Genauso, wie Videos unter 30 Sekunden im Instagram Feed besser performen, als jene mit einer Länge von 60 Sekunden, bleiben wir auch bei IGTV meist unter 5 Minuten.“
Ein (Zwischen-)Fazit zu Instagram TV
Unsere kleine Analyse zeigt nach rund sechs Monaten: IGTV ist (noch) nicht zum YouTube-Killer geworden. Das liegt einerseits an den geringen View- und Kommentar-Zahlen und andererseits an der Kürze der Videos.
Ob Influencer oder Medium: Instagram TV wird derzeit eher als Ergänzung zu den Instagram Stories gesehen. Lange und vor allem qualitativ hochwertige Inhalte finden sich bei IGTV nicht. Es wäre falsch, das Projekt als gescheitert zu bezeichnen. Ein Erfolgsformat ist es jedoch auch nicht.
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Vielen Dank für den den Artikel und die Ausführung zu Instagram TV, lieber Christian.
Ich denke es liegt besonders daran, dass es zuviel ist und vielleicht viele Nutzer wie ich und mein Freundeskreis dieses Feature nur nervig fanden.
Ein gut funktionierendes Produkt überzeugt durch seine Einfachheit und Leichtigkeit. Des weiteren sind Nutzer seit Jahren an die Kürze auf Instagram gewohnt, womit sich die kurzen Videos erklären lassen und vom User Case ist Instagram mehr in der „shortview“ angesiedelt.
Es passt einfach nicht zum Nutzerverhalten. Ich denke auf Facebook würde das ganze Reihe anders aussehen. Aber gut, Facebook hat sich selbst gekillt. ?
Nun, längere Videos sind doch mehr was für Produzenten, und dies mit einer nervigen App zu publizieren ist nicht jedem sein Ding! Nach dem Final Cut möchte man es hochladen. Dies geht angeblich auch über den Desktop aber die Filmemacher bleiben lieber bei Facebook oder Youtube.