„Hört endlich auf zu glotzen!” Möchte man eigentlich den Gaffern dieser Welt zurufen. Ihr Verhalten ist nicht nur ethisch fragwürdig, es gefährdet auch Menschenleben. Doch oftmals ist der Drang zu schauen, anstatt zu helfen zu groß. Eine Aktion des Bundesinnenministeriums und der Agentur Fischer Appelt wagt einen neuen Ansatz gegen Gaffer – und ist damit auf Anhieb erfolgreich.
Wenn in Deutschland ein Unfall passiert, halten viele Menschen an. Allerdings nicht, um zu helfen, sondern um Fotos oder Videos zu machen. Als ob das nicht schon schlimm genug sei, versperren sei damit auch noch Rettungskräften den Weg. In Situationen, in denen jede Sekunde zählt, kostet das nicht nur wertvolle Zeit, sondern auch Menschenleben. Ein solches Verhalten ist – gelinde gesagt – völlig daneben.
Bis zu ein Jahr Gefängnis für Gaffer
Ganz abgesehen vom moralischen Aspekt, ist Gaffen aber auch eine Straftat. Seit Neuestem gibt es dafür sogar das „Gaffer-Gesetz“. Wer demnach in Notsituationen zuschaut anstatt zu helfen, kann eine Geldstrafe oder sogar eine Gefängnisstrafe von bis zu einem Jahr erhalten. Auch das Behindern der Rettungskräfte ist strafbar.
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Und trotzdem: Die Gaffer scheint das nicht abzuschrecken. Der Kick zum Live-Reporter zu werden oder die Freude darüber, dass man selbst nicht betroffen ist, sind wohl zu groß. So halten sie nach wie vor die Smartphones auf das Unfallgeschehen.
Eine etwas andere Taktik hat deshalb jetzt das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat gewählt. Gemeinsam mit der Agenturgruppe Fischer Appelt haben sie sich jetzt eine Methode überlegt, die Gaffern einen Spiegel vorhalten soll – das „Trojan Billboard“.
Smartes Display hält Gaffern Spiegel vor
Um den Effekt des Billboards zu testen, wurde ein Rettungseinsatz in Berlin simuliert. Hinter dem „Unfall“ platzierte Fischer Appelt ein riesiges digitales Billboard. Dieses enthielt 9.000 Infrarot-LEDs, die von außen aber nicht sichtbar waren.
Sobald ein Gaffer sein Smartphone auf das Geschehen richtetet, reagierte der smarte Display und zeigte der Person eine Botschaft auf dem eigenen Bildschirm an. Dabei handelte es sich um kurze Texte wie „Take care, not pics!“ oder „Nur Affen gaffen“.
Für die Gaffer ist das nicht nur überraschend. Ihnen wird direkt ein Spiegel vorgehalten und ihr schädliches Verhalten praktisch vor sich selbst entblößt. Da muss man ganz schön stur sein, um anschließend weiter Fotos zu machen oder zu filmen.
Gaffer teilen Botschaften statt Unfallfotos
In der Simulation passiert aber noch etwas anderes. Die Gaffer hören nicht nur auf zu filmen und zu fotografieren. Anstatt Unfallbilder auf sozialen Netzwerken zu posten, teilten sie die Botschaften des Billboards.
Das zeigt: Manchmal ist eine direkte Konfrontation mit dem eigenen Verhalten wesentlich effektiver und lehrhafter als jede drohende Strafe.
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