Wer die blauen Letter des größten sozialen Netzwerks sieht, der denkt wahrscheinlich nicht zwangsläufig an Datenschutz und Sicherheit. Der Konzern aus Menlo Park ist in den letzten Monaten immer wieder beim Schutz seiner Nutzer unter die Räder gekommen und startete deswegen unter anderem in Deutschland eine Kampagne, um sein Image wieder aufzupolieren. Den nächsten Schritt ging das Unternehmen erst kürzlich und schränkt die Verwendung seiner Analyseapps Onavo und Research deutlich ein.
Onavo – VPN-Schutz gegen Daten
Die Firma Onavo wurde 2013 von Facebook für 200 Millionen Dollar übernommen. Ziel dieser Übernahme war es, die VPN-Lösung des Unternehmens zu Forschungszwecken zu nutzen. Deshalb ging man mit den Nutzern einen Kompromiss ein: Der Service ist unlimitiert und vollkommen kostenfrei, aber dafür werden angefallene Daten uneingeschränkt analysiert. Darunter fallen Nutzungsdaten zu Apps, dem mobilen Netzwerk und WLAN, aber auch die besuchten Webseiten, das Land, in dem sich der Nutzer aufhält, der Geräte- und der Netzwerktyp. Durch die so gewonnenen Informationen konnte beispielsweise festgestellt werden, dass über WhatsApp mehr als doppelt so viele Nachrichten versendet werden, als über den hauseigenen Messenger, was zur Übernahme von WhatsApp durch Facebook führte.
Damit ist aber jetzt Schluss. Die App wird aus dem Play Store entfernt und die Analyse von Nutzern eingestellt. Diese haben nun noch etwas Zeit, um sich eine Alternative zu suchen, bevor Facebook den Dienst komplett einstampft.
Research – Geld gegen Daten
Der zweite fragwürdige Dienst ist die Research-App. Hier wurde vorwiegend jungen Nutzern angeboten, eine Forschungsapp auf ihren Geräten zu installieren. Diese verfolgt sämtliche Nutzeraktivität und -interaktion mit dem Smartphone und gibt die Daten an Facebook und dessen Partner weiter. Im Gegenzug erhalten die Erforschten eine Entschädigung über 20 Dollar.
Inzwischen wurde auch die Verbreitung dieser App gestoppt. Ein Grund mag wohl sein, dass Facebook mit dem Installationsweg gegen die Nutzungsbedingungen des App Stores verstoß, indem das eigene Enterprise-Zertifikat verwendet wurde. Seither ist eine Teilnahme nur noch mit einem Androidgerät möglich. Andererseits scheint auch Facebook langfristig zu erkennen, dass Datenschutz für Nutzer immer wichtiger wird und nicht nur eine untergeordnete Rolle spielt. Aktuell bereits laufende Forschungen sollen unabhängig vom momentanen Vorgehen weitergeführt werden und auch in Zukunft plant Facebook, Daten gegen echtes Geld zu tauschen.
Fazit: Facebook != Datenschutz
Auch, wenn mit der Einstellung der einen und dem Stopp der Verbreitung der anderen App die Welt rund um Facebook sicherer wird, ist noch lange keine Verbesserung des Dienstes beim Umgang mit persönlichen Daten in Sicht. Es wird also auch in Zukunft konsequent versucht, alles über seine Nutzer und potenzielle Neukunden herausfinden zu können. Das mag meiner Ansicht nach auch teilweise gerechtfertigt sein. Facebook ist halt nun mal ein kostenloser Dienst, der irgendwie Geld verdienen muss. Und passiert dies nicht durch physikalische Währung, dann müssen eben die Daten dran glauben.
Quelle: TechCrunch
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