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Zum 30. Geburtstag des Internets: So war das damals bei uns

World Wide Web, 30. Geburtstag, Internet
Das World Wide Web feiert seinen 30. Geburtstag. Google hat dafür ein eigenes Doodle entwickelt, das die Anfänge des Internets symbolisiert.
geschrieben von Philip Bolognesi

Dank einiger großartiger Wissenschaftler – darunter Tim Berners-Lee und Vint Cerf – die einst das World Wide Web erfanden, gelangen wir heute innerhalb kürzester Zeit an Informationen, können sie teilen und mit der ganzen Welt kommunizieren. Wir haben Digital-Experten gefragt, wie ihre erste Berührung damals mit dem Internet aussah.

Am heutigen 12. März feiert das Word Wide Web seinen 30. Geburtstag. Doch wie war das eigentlich damals? Wir haben Experten und bekannte Persönlichkeiten nach ihren ersten Erfahrungen mit dem Netz gefragt.

Georg Sobczak (Foto: Criteo)

Georg Sobczak, Managing Director DACH bei Criteo

Bin ich schon drin? Ja, ich bin einer jener klassischen Nutzer, die mittels AOL erstmals im Internet surften. Ich musste damals lediglich noch den RAM-Speicher meines 486ers von 4 Megabyte auf 8 Megabyte ausbauen, bevor es losgehen konnte.


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Schon die Einwahl war spektakulär, weil richtig laut – schließlich war mein Rechner an meine Anlage angeschlossen. Weniger spektakulär waren hingegen meine ersten Anlaufstellen im Netz.

Ich nutzte vor allem E-Mail und besuchte textlastige Websites; bildlastige Inhalte habe ich weitestgehend gemieden, weil die Ladezeiten einfach unglaublich langsam waren.

Nicht, dass ich keine Geduld gehabt hätte, später im Studium musste ich auch stundenlang online bereitgestellte Slides herunterladen. Das Problem war eher: Solange ich online war, konnte mich niemand anrufen.

Ein Handy hatte ich erst später, weil der D2-Mannesmann-Mobilfunktarif einfach unglaublich teuer war. Stattdessen hatte ich mir dann einen Pager zugelegt: Wollte mich jemand sprechen, konnte ich das sehen und aus dem Internet rausgehen, um zurückzurufen.

Martin Wider (Foto: Seven Squared)

Martin Wider, Senior Managing Partner bei Seven Squared – der Strategieberatung der PIA Group

Ich habe mir 1993 einen Compuserve-Account angelegt – schon zu der Zeit kamen die wichtigen Player wie Compuserve, AOL, Netscape aus den USA, während die Telekom bis 1995 an BTX festgehalten und das Thema Internet nicht ernst genommen hat.

Die Compuserve-CDs gab es damals als Zugabe in allen Fachzeitschriften. Das Prinzip hat AOL später übernommen und Deutschland mit CDs überschwemmt.

Anfang der 90er war Compuserve der heiße Scheiß, weil es neben dem reinen Internetzugang auch einen integrierten E-Mail-Client und vielfältige Compuserve-Foren gab.

Willms Buhse

Willms Buhse, Gründer und CEO der Hamburger Management-Beratung Double Yuu und des Weiterbildungspartners D-cademy

Das Internet und ich trafen uns das erste Mal im Jahr 1993. Es war an der Uni Hannover. Ich war Student und Ossi Urchs hatte mich gerade für das WWW begeistert. Also holte ich mir von der Uni-Verwaltung eine Diskette mit meinem Web-Zugang.

Zu Hause angekommen, scheiterte mein erster Versuch ins Internet zu kommen dann jedoch, weil entsprechende Anleitung in dem gerade erfundenen PDF-Format gespeichert war und mein PC keinen Reader hatte.

Und: Wo gab es den entsprechenden Reader? Richtig: zum Download im Internet. Da wurde mir früh klar: Es braucht Brückenbauer in diese neue Welt. Und dem widme ich mich bis heute.

Claas Voigt

Claas Voigt, Geschäftsführer bei Emetriq GmbH

Mein erster belegbarer Kontakt mit dem WWW liegt tatsächlich erst 24 Jahre zurück. Ich habe bei meiner Zeitreise einen Eintrag vom 8. Januar 1995 gefunden. Ich war 21, Zugführer beim Technischen Hilfswerk und habe erste Online-Spuren zum Thema stabile Seitenlage und Notfallrettung hinterlassen.

Das bezahlbare Internet war damals noch asynchron und bestand für mich aus Newsgruppen in denen man sich zu bestimmten Themen austauschte. Ich habe mich mit einem 144er Modem bei einer Mailbox eingewählt, die mehrmals täglich gesyncht hat.

Aus heutiger „Alles-passiert-in-Echtzeit-Perspektive“ brauchte man ziemlich viel Geduld, um in den Newsgroups zu kommunizieren. Da hat es schon mal einen Tag gedauert, bis man eine Antwort bekam.

Thomas Kabke-Sommer (Foto: Crossplan)

Thomas Kabke-Sommer, Geschäftsführer bei Crossplan

Eine meiner ersten Erinnerungen in Sachen Internet stammt aus dem Jahr 2000. Über die damalige Suchmaschine Altavista sah ich eine Werbung von Robert T-Online.

Ich weiß allerdings nicht mehr, worum es dabei ging, nur, dass ich die Figur doch eher leicht gruselig fand.

Ich hatte vorher wirklich nur ab und zu auf dem Rechner eines Kollegen gesurft und dabei immer irre lange auf den Seitenaufbau warten müssen. Das Modem war lahm und forderte piepsend ständig unsere Aufmerksamkeit.

Sven Lubek (Foto: Anna Wasilewski)

Sven Lubek, Managing Director, Weq Global Tech GmbH

Meine erste Begegnung mit dem World Wide Web war während meines ersten Studienjahres 1995. Ich studierte Informatik, musste mich aber für den Mathematik-Teil des Kurses anmelden, um auf die besseren Computer zugreifen zu können, die über einen Browser verfügten.

Da habe ich Mosaic verwendet, den ersten Webbrowser überhaupt, sonst hätte ich mich per Textbefehl mit dem Web verbinden müssen.

Nach und nach hab ich das Potenzial des Internets erkannt und mir, als ich 20 war, die Domain lubek.de gesichert. Da viele Leute meinen Namen falsch schreiben, hatte ich mir parallel auch lubeck.de gekauft. Und plötzlich fiel mir auf, dass unglaublich viele ausländische Besucher auf meine Seite kamen.

Sie wollten sich über Lübeck informieren, landeten aber bei mir, weil sie kein „ü“ auf ihrer Tastatur hatten. Also habe ich Lübecker Hotels auf meiner Seite beworben und Geld dafür bekommen, wenn Gäste darüber buchten. So bin ich zum Affiliate-Marketing gekommen. Daraus wurde dann ein Geschäftsmodell.

Michael Pruban (TEAL AI AG)

Michael Pruban, Chief Marketing Officer bei Teal AI AG

Ich betrat 1999 das Internet zum ersten Mal – und nutzte gleich mal die Musiktauschbörse Napster. Für mich als Musikliebhaber war das ein absolut revolutionärer Ansatz.

Sofort lud ich mir mein erstes digitales Album herunter. Aber: das dauerte eine gefühlte Ewigkeit. Dank der Geschwindigkeit und des ungeeigneten Modems hat man damals eine ganze Nacht für ein einzelnes Album einplanen müssen. Heute wäre eine solche Geduld unvorstellbar.

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Über den Autor

Philip Bolognesi

Philip Bolognesi war von 2018 bis 2020 in der Redaktion von BASIC thinking tätig. Er hat Kommunikationswissenschaften studiert und ist zertifizierter Social-Media-Manager. Zuvor hat er als freiberuflicher Online-Redakteur für CrispyContent (Serviceplan Berlin) gearbeitet und mittelständische Unternehmen in ihrer Online-Kommunikation beraten. Ihn trifft man häufig im Coworking-Space Hafven in Hannover.