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Wie Generation Z die Automobilindustrie beeinflusst

geschrieben von Nicole Scott

Der digitale Wandel sowie die Tatsache, dass immer mehr Dienste auf gemeinschaftlicher Nutzung basieren, haben die Automobil- und Mietwagenbranche tiefgreifend verändert. Zusätzlich verstärkt wird dieses Phänomen durch die Generation Y (auch bekannt als Millenials), die kein Interesse daran hat, eigene Autos zu besitzen.

Jetzt, da immer mehr Mobilitätsdienste auf den Markt kommen, wird vor allem eines deutlich: Für die meisten Menschen geht es beim Thema Autos nicht ums Fahren, sondern um Freiheit und Ortsunabhängigkeit. Den Führerschein zu bestehen, bedeutete damals, endlich unabhängig von den Eltern zu sein. Mittlerweile ist dazu aber kein Führerschein mehr nötig. Wenn man bedenkt, dass Versicherungsbeiträge für junge Menschen und Fahranfänger deutlich höher und die Anschaffungskosten für ein Auto sogar noch größer sind, wundert es nicht, dass immer weniger den Führerschein machen wollen.

The Wall Street Journal hat einen Blick darauf geworfen, wie Autohersteller in den USA mit diesem Trend umgehen. Die Kurzfassung: Wer Teil der Generation Z ist, kauft sich vorerst zwar kein Auto, aber sobald die nötige finanzielle Stabilität vorhanden ist und Kinder ins Spiel kommen, wird ein SUV gekauft.

Während man in Detroit auf große Autos setzt, hoffen japanische Autohersteller darauf, mit günstigen Limousinen vor allem jüngere Käufer anzulocken. Sie setzen stattdessen auf das lange Spiel; und zwar in einem Segment, in dem die Gewinnspannen größer sein sollten.

Diese Strategie könnte sich aber als kurzsichtig erweisen. Die wachsenden Anschaffungskosten für Neuwagen sowie die steigenden Studienschulden sorgen in den USA dafür, dass weniger verfügbares Einkommen vorhanden ist. Die fortschrittliche Technik, die heutzutage in den Autos steckt, ist zwar großartig, treibt aber die Preise und Reparaturkosten immer weiter in die Höhe.

Das ist der Grund, weshalb sich die Autobranche zunehmend in Richtung Ridesharing orientiert. Aber, um die Entwicklung autonomer Fahrzeuge zu finanzieren, müssen auch weiterhin Autos verkauft werden. Ridesharing wird sich in der Zukunft auszahlen. Bis dahin ist es jedoch eine Investition, die durch das aktuelle Produktangebot gedeckt werden muss.

Wenn wir uns ansehen, wie Automarken weltweit versuchen, junge Käufer zu gewinnen, sieht man eine ganze Reihe von Crossover-SUVs, die unter 25.000 US-Dollar kosten.

Der Hyundai Kona ist ein SUV mit 7-Zoll-Touchscreen und Konnektivitätsfeatures. Der Sonata, der kürzlich auf der New York Auto Show vorgestellt wurde, ist eine kleinere Variante für urbane Räume.

Vor zwei Jahren startete Volvo einen Abonnementdienst für Leute, die sich kein eigenes Auto kaufen möchten. Für 700 US-Dollar im Monat ist der Dienst für Fahranfänger günstiger als das eigene Auto plus Kfz-Versicherung. Und im Gegensatz zu herkömmlichen Leasingverträgen gibt es keine Zinsen. Auch die Versicherung ist inbegriffen.

Volvo ist auf diesem Gebiet ein wahrer Vorreiter, denn die ersten Abo-Autos rollten schon letztes Jahr über die Straßen. Auch die Warteliste wird immer länger.

Eine Sache ist klar: mittlerweile sind nicht nur jüngere Generationen Teil dieses Trends. Auch alle Autobesitzer, die sich keinen Zweitwagen kaufen möchten oder können und Menschen, die in den Städten und urbanen Gegenden wohnen, machen von Mobilitätsdiensten dieser Art Gebrauch.

Insgesamt beeinflussen vier Faktoren die Verkaufszahlen der Automobilbranche:

  1. Ridesharing & „Last-Mile-Dienste“ (E-Scooter, Elektroräder etc.)
  2. Digitale Dienste, die virtuelle Meetings und Verabredungen ermöglichen. Auch die Arbeitswelt befindet sich im Wandel und immer mehr Menschen arbeiten (zumindest an manchen Tagen) von zu Hause – ein Konzept, das vor allem jüngere Menschen anzieht. So sparen sie sich den Weg zur Arbeit.
  3. Steigende Preise für Neuwagen
  4. Urbane Zentren errichten zugänglichere Transportnetze, die sich an Menschen aus allen Bevölkerungsschichten richten.

Für das Premiumsegment ist die Liebe zum Fahren das größte Verkaufsargument. Aber die breite Masse kann sich dieses Luxuserlebnis nicht leisten. Sich einzig und allein auf ein Premium-Fahrerlebnis zu verlassen, könnte sich für die Autohersteller als kurzsichtige Strategie erweisen, wenn Freiheit und Unabhängigkeit in Sachen Mobilität für einen Großteil der Menschen eine viel größere Motivation darstellen.

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Nicole Scott