Da ich in Kanada aufgewachsen bin, wusste ich zunächst nicht, dass der Bau von individuellen Tierübergängen für Autobahnen nicht überall üblich ist. Jetzt weiß ich jedoch, dass die Wildtierüberquerungen des Trans-Canada Highway als wissenschaftlich fundierte Inspiration dienten, um tödliche Unfälle auf der ganzen Welt zu verhindern.
Wenn wir uns Gedanken machen, wie wir unsere Beziehung zur Mobilität ändern können, indem wir beispielsweise Straßen für den öffentlichen Nahverkehr und Ridesharing-Dienste anpassen, dürfen wir nicht vergessen, mit wem wir uns diesen Planeten sonst noch so teilen.
Wenn ihr schon einmal einen Wildunfall hattet, wisst ihr, wie schockierend so ein Erlebnis als Autofahrer ist. Viele Tierarten sind zudem durch hohe Unfallraten vom Aussterben bedroht. Allein in den USA gibt es 21 Tierarten, die auf diese Weise bedroht sind, darunter der Key-Weißwedelhirsch in Florida, das Dickhornschaf in Kalifornien und die Alabama-Rotbauch-Schmuckschildkröte.
Aber nicht nur Tiere werden bei solchen Unfällen getötet oder verletzt. Allein in den USA gibt es jedes Jahr 1 Millionen Wildunfälle und laut US National Highway Traffic Safety Administration sterben dabei jährlich 200 Personen.
Darüber hinaus verursachen Wildunfälle große finanzielle Schäden. Im Durchschnitt kostet ein Unfall mit einem Reh 8.190 US-Dollar, ein Zusammenstoß mit einem Wapiti 25.319 US-Dollar und eine Elch-Kollision 44.546 US-Dollar – diese Werte berücksichtigen Personenschäden und Todesfälle, Abschleppkosten, die Fahrzeugreparatur, die Untersuchung des Unfalls durch die örtlichen Behörden und die Beseitigung des toten Tiers, so eine Studie des Western Transportation Institute (WTI) der Montana State University.
Aber auch in Europa gibt es seit einiger Zeit Wildtierüberquerungen. Frankreich war 1950 eines der ersten europäischen Länder, das Grünbrücken errichtete. Diese sehen auf den ersten Blick aus wie eine Straßenüberführung, sind jedoch vollständig mit Gras und anderen Pflanzen bedeckt – eine Fahrbahn gibt es nicht.
Außerdem gibt es Unterquerungen für kleinere und ängstlichere Tiere. Auch sie helfen zahllosen Tierarten beim Überleben, beispielsweise den Goldmeerkatzen und Pumas in Brasilien und den Ostschermäusen in London.
Vielerorts stellen Wildtierüberquerungen eine große Herausforderung dar. Elefanten in Bhutan benötigen beispielsweise viel Platz, um ihre Territorien durchwandern zu können. Dort wäre es günstiger und einfacher, neue Straßen zu bauen, anstatt die bestehenden Straßen mit Tierübergängen auszustatten, wie es dagegen in Kanada der Fall ist.
Oben seht ihr ein Foto des Banff-Nationalparks. Durch den Bau von Brücken für Bären und Tunneln für Schildkröten konnte die Anzahl der Wildunfälle drastisch gesenkt werden.
Wildwechsel gibt es aber nicht nur in ländlichen Gegenden – auch für urbane Regionen ist dieses Thema relevant. Es gibt eine interessante Reihe auf Medium, die dieses Konzept weit in die Zukunft denkt. Tiere bei der Planung der Smart Citys von morgen zu berücksichtigen, halte ich für eine großartige Idee.
In vielen Städten gibt es heutzutage spezielle Stachelanlagen, um Tauben fernzuhalten. Wenn es um die Städte von morgen geht, hört die tierfreundliche Planung meistens schon bei den Haustieren auf.
Städte mit ausreichend Grünflächen auszustatten und verlassene Orte zu begrünen (z. B. die High Line in New York oder der Mauerpark in Berlin) ist entscheidend, wenn es darum geht, den Lebensraum für Tiere zu erhalten und sichere Tierwanderungen zu ermöglichen.
Als ich diese beiden Orte vor kurzem selbst besuchte, stellte ich fest, dass dies nicht nur positive Auswirkungen auf Flora und Fauna, sondern auch auf den Tourismus hat. Sobald wir andere tolle Beispiele für innovative Wildtierüberquerungen gefunden haben, werden wir sie hier mit euch teilen. Wenn ihr bereits weitere Beispiele kennt, würden wir uns sehr über einen Kommentar freuen!
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