Marketing Wirtschaft

Philipp Westermeyer: „Es ist ein super Leben im Moment“

Philipp Westermeyer, OMR, Online Marketing Rockstars
OMR-Gründer Philipp Westermeyer in den eigenen Räumen im Hamburger Schanzenviertel. (Foto: OMR)
geschrieben von Meike Neitz

In knapp einem Jahrzehnt ist es Philipp Westermeyer gelungen, mit den Online Marketing Rockstars eine führende Marketing-Konferenz und zugleich ein neuartiges Medienunternehmen aufzubauen. Wir haben den Gründer und Geschäftsführer zum Interview getroffen.

Wer sich in der deutschen Marketing-Szene umhört, landet früher oder später immer wieder bei den Online Marketing Rockstars – kurz OMR. Inzwischen steckt hinter diesem Kürzel weit mehr als eine Konferenz.

Gründer und Geschäftsführer Philipp Westermeyer hat es in den letzten Jahren geschafft, ein in Deutschland einzigartiges Konzept zu entwickeln. Wir haben mit ihm über seinen Werdegang, die Digital-Marketing-Strategie von OMR, konkrete Zahlen, Podcasts und vieles mehr gesprochen.


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Der Werdegang von Philipp Westermeyer und der Beginn der OMR

Philipp, erzähl doch erst einmal in ein paar Sätzen was du vor OMR so alles gemacht hast.

Philipp Westermeyer: Klar. Ich komme aus Essen, habe BWL studiert, danach bei Bertelsmann als Vorstandsassistent angefangen, dann nebenher SEO-Seiten gebaut und optimiert, darüber den Bereich Restplatz-Vermarktung von Bannern kennengelernt, da ein Netzwerk aufgebaut und an Gruner + Jahr verkauft.

Im Anschluss habe ich eine Werbe-Technologie-Firma aufgebaut und an Zalando verkauft. 2011 – während der ersten größeren Gründung – habe ich als Hobby OMR als Konferenz und Seminarreihe gestartet. Seit 2015 etwa mache ich es Vollzeit.

Meine Partner bei allen drei Firmen sind Tobias Schlottke und Christian Müller.

Wie ist die Idee zu OMR entstanden und wie ging es weiter?

Ich war in der frühen Phase im Digital Marketing aktiv und wurde häufig von Bekannten und Freunden um Tipps und Unterstützung gebeten. „Wie komme ich bei Google nach oben?“ „Wo bekomme ich neue Kunden her?“ solche Sachen.

Irgendwann war das zu viel und ich wollte trotzdem nicht einfach platt absagen. Da habe ich mit Seminaren angefangen, zu denen einfach alle kommen konnten. Daraus ist dann die Konferenz geworden. Später kamen die Messe, das Portal, die Podcasts und alle anderen Aktivitäten hinzu.

Wie darf man sich die Gesellschafterstruktur vorstellen? Bist du alleiniger Gesellschafter oder hast du dir zu Beginn Investoren mit ins Boot geholt?

Ich bin Gesellschafter klar. Dazu kommen meine Partner Christian und Tobias, ein Freund aus den USA und interne Absprachen, wie es häufig so ist. Investoren haben wir keine.

OMR unter der Lupe: Strategie und Zahlen

Das OMR-Festival ging 2019 in die achte Runde und hat alle Besucherrekorde geknackt. 52.000 Menschen waren laut euren Angaben da. Wie habt ihr es geschafft, diese Konferenz so groß werden zu lassen?

Ich glaube der langsame organische Aufbau, bei dem jeder Überschuss wieder investiert wird und die massiv gestiegene Relevanz des Themas in der Wirtschaft und Gesellschaft insgesamt sind die Hauptgründe.

Dazu war es aus unserer Sicht eine gute Entscheidung eine Medienmarke als Vorbild zu nehmen, die natürlich ganzjährig präsent ist und Menschen tiefer erreicht. Die vor allem auch für Menschen in mittelständischen Firmen außerhalb der Ballungsgebiete super zugänglich ist.

Das Unternehmen OMR selbst ist ebenfalls mehr als „nur“ ein Konferenz-Veranstalter. Ihr verfolgt einen sehr holistischen Ansatz. OMR hat inzwischen 80 Mitarbeiter und ist zugleich Online-Magazin, Seminaranbieter, Podcast und Stellenbörse. Welche Strategie steckt dahinter und wie hat sich diese Entwicklung vollzogen?

Wir werden vermutlich kommendes Jahr rund 100 Leute sein bei OMR, die an verschiedenen Erlös-Strömen arbeiten. Das stimmt. Wir versuchen unabhängig von einem einzigen Erlös zu sein und das Risiko gut zu verteilen. Gleichzeitig wollen wir die Chancen nutzen, die eine moderne Medienmarke heute bietet.

Welche das ganz genau sind, kann niemand sagen. Es gehört zu dieser Reise dazu, viel auszuprobieren und ab und an unternehmerische Treffer zu landen und manchmal auch nicht. Eine detaillierte Strategie mit genauen Schritten haben wir nicht. Wir beobachten und suchen nach Chancen, die zu uns passen.

Da du in deinen Podcasts sehr an Umsätzen interessiert bist, lass uns den Spiegel umdrehen: Was für Umsätze macht OMR insgesamt? Wie viel trägt die Konferenz dazu bei?

Wir liegen mittlerweile bei einem achtstelligen Umsatz. Aber dort eher im unteren Drittel. Das Festival ist schon etwas mehr als die Hälfte, die Konferenz sehen wir als Teil des Festivals. Deswegen kann ich das so isoliert gar nicht sagen.

Die Personenmarke Philipp Westermeyer

Du bist inzwischen zu einer Personenmarke geworden, die sehr eng mit OMR verknüpft ist. Hast du dein Personal Branding sehr strategisch und bewusst oder eher nebenbei betrieben? Glaubst du, dass diese Persönlichkeit einer Konferenz wie zum Beispiel der Dmexco fehlt?

Ich sehe das auch als „Betroffener“ mit erstaunen und habe das so nie angestrebt. Aber in den letzten Jahren ist klar geworden, wie hilfreich es in der Kommunikation ist, eine Firma oder einfach ein Projekt mit Personen zu verbinden.

Daraufhin habe ich als Unternehmer gesagt: Okay, komm dann nimm die Möglichkeiten von Podcast bis Magazin aktiv an und probiere es aus. Richtig bewusst war das natürlich bei den jeweiligen Einzelentscheidungen.

Es ist ja zugegebenermaßen auch ein angenehmes Gefühl, wenn ein Medienkonzern die Idee hat, ein Magazin mit deinem Namen zu machen. In die gesamte Entwicklung bin ich allerdings eher reingerutscht. Es fällt mir immer noch nicht leicht bei Instagram oder Xing oder so intensiv präsent zu sein.

Die Rolle von Podcasts für OMR

Lass uns ein wenig über Marketing sprechen. Du bist ja vor allem für deinen Podcast bekannt, bei dem du inzwischen bei über 200 Folgen angekommen bist. Auffallend ist, dass du viele treue Werbekunden hast, aber auch immer wieder neue Marken bewirbst. Was für eine Reichweite hat der Podcast inzwischen? Wie viel kosten deine Werbe-Ansagen im Podcast?

In normalen Wochen haben wir aktuell so 45.000 bis 50.000 Hörer. Ein Slot kostet schon klar über tausend Euro. Das ist auch fair glaube ich.

Wie viel genau hängt von der Anzahl der gebuchten Slots ab, von der Belegung anderer Podcasts in unserem Netzwerk oder vom Deal, den es möglicherweise mit OMR insgesamt gibt – also mit Ausstellern oder anderen Partnern. Der Podcast ist für uns wichtig – auch wegen der Werbehinweise, aber nicht nur.

Wem würdest du generell Podcast-Marketing bei dir empfehlen?

Schwierige Frage. Wem würde ich es nicht empfehlen, wäre leichter zu beantworten. Wir haben einen sehr breiten Kreis an Werbepartnern. Wir sehen für uns selbst, wie gut es funktioniert.

Also, wenn jemand das grundsätzliche Gefühl hat, etwas mit Digital-Interessierten Menschen zwischen 25 und 55, häufig kaufkräftig und mobil anfangen kann, haben wir die Hoffnung, vielleicht helfen zu können.

Habt ihr das diesjährige OMR in einem externen Podcast beworben?

Ich durfte selbst anlässlich von OMR in verschiedenen Podcasts zu Gast sein. Das liefert uns natürlich auch viel Reichweite und Aufmerksamkeit.

Ich glaube, dass OMR durch redaktionelle Präsenz in über zehn Podcasts von Hotel Matze, über den DS Podcast, Kassenzone, On the way to new work, Alle Wege führen nach Ruhm bis hin zu Kasia trifft und Ask OMR sehr profitiert hat.

Wir haben auch klassisch geworben. Aber ich kann jetzt gar nicht genau sagen, wo überall und wann.

Die Digital-Marketing-Strategie der OMR

Und überhaupt: Was für eine Digital-Marketing-Strategie fahrt ihr selbst für OMR?

Es ist ja im Digital-Geschäft nicht neu, dass es darum geht eine Plattform zu werden. Also: Kundenkontakte selbst zu halten und zu entwickeln, Netzwerk-Effekte zu erzielen und seine Erlöse darüber zu diversifizieren. Das versuchen wir in unserem kleinen Rahmen genau so, wie es die globalen Plattformen auch tun.

Habt ihr die Konferenz auch in Printmedien beworben?

Nicht in größerem Maße. Es gibt natürlich das „Philipp“-Magazin. Mehr Print geht ja nicht. Aber wir haben abgesehen von bestimmten Barter-Geschäften mit Fachmedien und Medienpartnern jetzt keine Anzeigen in dem Sinne gebucht.

Deine Keynote auf der OMR dieses Jahr stand unter dem Motto: „How do you make people care?“ Sag doch nochmal, was du damit meinst und was deiner Meinung nach die wichtigsten neuen Trends im Digital-Marketing sind, um genau dies zu erreichen.

Wir haben uns die Frage herausgesucht, wie es überhaupt gelingen kann, die Aufmerksamkeit von Menschen in der heutigen Welt zu erhalten – für was auch immer. Das ist ja brutal schwierig. Sieben explizite Strategien sind am Ende übrig geblieben, die wir innovativ, relevant und lehrreich fanden.

Die Charts und das Video gibt es bei YouTube und Slideshare leicht zu finden. Deswegen nenne ich nur zwei Beispiele. Uns ist einerseits aufgefallen, dass es Gründe und Beispiele dafür gibt, dass klassische Medien oder Marketing-Kanäle und sogar der Briefträger eine Renaissance erleben.

Andererseits kann und muss sich jeder Werbungtreibende heutzutage mit Kollaborationen beschäftigen. Also Firmen finden, die ähnliche Zielgruppen ansprechen, bestenfalls ohne direkt im Wettbewerb zu stehen.

Wo geht die Reise hin, Philipp Westermeyer?

Zuletzt: Philipp, wo geht die Reise hin? Was sind deine kurzfristigen Pläne und wo siehst du OMR in sagen wir fünf bis zehn Jahren?

Wenn ich das selber so genau wüsste. Mein Ziel und meine Hoffnung ist es, ein modernes Medienunternehmen aufzubauen, das auf verschiedenen Säulen steht und dabei Inhalte und Technologie gut verknüpft. Dazu gehört es eine Marke zu führen, die viele Leute schätzen und dauerhaft spannend finden.

Wie sich das genau herunterbricht, welche Geschäfte es gibt, wie groß die Firma ist: Da habe ich keine konkreten Vorstellungen. Wir haben mit Glück, Timing und viel Arbeit die Gelegenheit und die große Chance bekommen, etwas Besonderes aufzubauen, Leute zu inspirieren, Signale zu setzen und Menschen zu verknüpfen.

Ich bin mir grundsätzlich über die Einmaligkeit und sicher auch die Verantwortung, die damit einhergeht, bewusst und versuche vor diesem Hintergrund aus meinem Berufsleben das Beste zu machen. Das klingt etwas schwer. Aber es ist ein super Leben im Moment, für das ich sehr dankbar bin.

Vielen Dank für das Gespräch, Philipp!

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Über den Autor

Meike Neitz

Meike Neitz studierte Internationale Beziehungen an der TU Dresden und am Boston College, und hält einen Master in Politischer Kommunikation von der University of London (Goldsmiths College). Nach langjähriger Tätigkeit im Ausland machte sie sich 2016 selbstständig und berät nun mit ihrer Agentur “Die Zukunftsmanufaktur” Mittelständler und Start-ups in der Kommunikationsarbeit: Content Strategie, klassische PR, Pitchtraining. Sie ist als Keynote-Speakerin auf Konferenzen in ganz Deutschland unterwegs.