Social Media Technologie

Facebook will unsere Gedanken lesen – wollen wir das auch?

Facebook, Gedanken lesen, Forschung
Facebook forscht an einer Technologie, die unsere Gedanken lesen soll. (Foto: pexels.com / meo)
geschrieben von Vivien Stellmach

Seit einigen Jahren forscht Facebook nun schon an einem Hirn-Computer-Interface (BCI), das unsere Gedanken lesen und uns das Schreiben alleine per Gedankenkraft ermöglichen soll. Das klingt höchst futuristisch, aber auch ein wenig beängstigend. Die Frage ist: Wollen wir das überhaupt? Ein Kommentar.

Die Gedanken sind frei, aber wie lange macht die Digitalisierung noch vor ihnen Halt? Facebook forscht schon seit 2017 daran, unsere Gedanken in Sprache umzuwandeln.

Der Social-Media-Riese will damit Menschen helfen, die beispielsweise aufgrund einer schweren Krankheit die Sprachfähigkeit verloren haben.


Neue Stellenangebote

Growth Marketing Manager:in – Social Media
GOhiring GmbH in Homeoffice
Content Marketing Expert / Social Media Expert Publications (w|m|d)
zeb.rolfes.schierenbeck.associates gmbh in Münster
Senior Communication Manager – Social Media (f/m/d)
E.ON Energy Markets GmbH in Essen

Alle Stellenanzeigen


Dafür arbeitet Facebook mit Wissenschaftlern der Universität von San Francisco zusammen. Und wie das Unternehmen jetzt bekannt gab, haben die Forscher bahnbrechende Fortschritte gemacht.

BCI erkennt schon einzelne Wörter

Das Team hat nämlich sogenannte Sprachdecoder entwickelt, die anhand der Gehirnsignale übersetzen können, was ein Mensch gerade sagen will. Das berichtet die englischsprachige Fachzeitschrift Nature.

Momentan kann das BCI wenige einzelne Wörter entschlüsseln. Allerdings wollen die Wissenschaftler die Technologie so weit entwickeln, dass sie auch vollständige Sätze erkennen kann.

Gedanken lesen für ein neues Spaßerlebnis

Darüber hinaus entwickeln die Forscher gerade ein Headset, mit dem wir alleine durch Gedankenkraft etwa Musik steuern oder in der virtuellen Realität interagieren können sollen. Gerade Letzteres wäre sicher auch in der Computer- und Videospielbranche ein unglaublich großer Schritt.

Wenn man darüber nachdenkt, wie sich das Spielerlebnis beispielsweise in Open-World-Spielen verändern würde, also in Spielen mit überdurchschnittlich vielen Freiheiten und Möglichkeiten – man würde auch ohne seine Vorstellungskraft einzusetzen in ganz neue Welten eintauchen können.

Wollen wir, dass Facebook unsere Gedanken lesen kann?

Allerdings stellt sich die Frage, ob wir das überhaupt wollen. Kontrolliert eingesetzt, wäre die Technologie gerade in der Medizin ein wahrer Durchbruch.

Das sagt auch Eddie Chang, der als Sprach- und Neurowissenschaftler am Forschungsprojekt mitarbeitet: „Derzeit können Patienten mit Sprachverlust aufgrund von Lähmungen nur sehr langsam Wörter mithilfe von Augenbewegungen oder Muskelzuckungen zur Steuerungen eines Computerinterfaces buchstabieren.“

In vielen Fällen seien die Informationen, die für die flüssige Sprache benötigt werden, nämlich immer noch im Gehirn der Menschen vorhanden.

Kontrolliertes versus unkontrolliertes Gedankenlesen

Davon abgesehen klingt es aber schon beängstigend, wenn eine Technologie unsere Gedanken lesen und transkribieren kann. Sie wäre ein unheimlich mächtiges Werkzeug, das mit größter Vorsicht, Verantwortung und Kontrolle verwendet werden müsste.

Vor allem dürfte das BCI nicht in falsche Hände geraten. Sonst könnte beispielsweise die Überwachung von Bürgern und Ländern ganz neue Ausmaße annehmen.

Es wäre auch schon gruselig genug, wenn die Technologie es ermöglichen würde, Gehirnströme im Vorbeigehen aufzuzeichnen und zu übersetzen.

Davon sind wir sicher noch weit entfernt. Aber eine Welt, in der diese Technologie theoretisch für jeden Menschen zugänglich wäre, also jeder die Gedanken des anderen lesen könnte – das würde jegliche Privatsphäre vernichten und uns neben unserer Gesundheit das wohl größte Gut nehmen: unser privates Bewusstsein.

Auch interessant:

Über den Autor

Vivien Stellmach

Vivien Stellmach war von Mai 2019 bis November 2020 Redakteurin bei BASIC thinking.